Karenztag: Diskussion um Lohnfortzahlung spaltet Arbeitgeber in Salzwedel!

In Deutschland wird derzeit heftig über den sogenannten „Karenztag“ debattiert. Dieser Tag betrifft die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag, ein Thema, das sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer in unterschiedlichen Licht betrachtet wird. Arbeitgeber in Salzwedel zeigen sich nahezu einheitlich gegen die Einführung eines Karenztages und plädieren für die Beibehaltung der bestehenden Regelungen zur Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.
Hermann Schnaitter, kaufmännischer Leiter bei Kraiburg Relastec, kritisierte, dass ein Karenztag ein Hemmnis für die Arbeitnehmer darstellen würde und möglicherweise kranke Mitarbeiter dazu bringen könnte, trotz Krankheit zur Arbeit zu erscheinen. Er äußerte Bedenken darüber, dass Ärzte seiner Meinung nach „zu einfach“ krankschreiben, insbesondere durch Telefonate. Diese Tätigkeit könnte zu einem Anstieg der Präsenz trotz gesundheitlicher Einschränkungen führen, was letztlich sowohl für die Arbeitnehmer als auch für die Unternehmen nachteilig wäre.
Hintergrund zur Lohnfortzahlung
Laut dem Entgeltfortzahlungsgesetz (EFZG) erhalten Arbeitnehmer in Deutschland bis zu sechs Wochen lang eine Lohnfortzahlung, wenn sie krankheitsbedingt arbeitsunfähig sind. Dieses System sorgt dafür, dass Arbeitnehmer bis zu diesem Zeitraum ihr volles Gehalt erhalten, bevor sie in der Regel Krankengeld von ihrer Krankenkasse erhalten, was etwa 70% des Bruttoverdienstes beträgt. Statistisch gesehen waren im Jahr 2023 Arbeitnehmer im Durchschnitt 15,1 Arbeitstage krankgeschrieben, was im Vergleich zur EU-Statistik von acht Tagen bemerkenswert hoch ist.
Der Geschäftsführer des Hagebaucentrums Salzwedel, Oliver Stark, sieht ebenfalls die Gefahren eines Karenztages und ist überzeugt, dass dessen Einführung zu einer Erhöhung der Krankheitstage führen würde. Stark setzt Vertrauen in seine Mitarbeiter und glaubt, dass die aktuelle Debatte politisiert ist. Sein Unternehmen hat ein Gesundheitsbudget von über 300 Euro pro Mitarbeiter, was dazu beiträgt, dass der Krankenstand unter dem Durchschnitt liegt.
Standpunkt der Arbeitgeber und Arbeitnehmer
Die Diskussion über den Karenztag hat auch die politische Ebene erreicht. Allianz-Chef Oliver Bäte fordert die Wiedereinführung eines solchen Tages, da dies Arbeitgeber jährliche Einsparungen von bis zu 40 Milliarden Euro bringen könnte. Diese Vorschläge sind jedoch umstritten. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat Bätes Vorschlag als „zutiefst ungerecht“ kritisiert und vor dem Risiko des „Präsentismus“ gewarnt, bei dem Mitarbeiter krank zur Arbeit erscheinen. Ähnlich äußert sich die IG Metall, die den Vorschlag als unverschämt und fatal bezeichnet, da er die soziale Sicherheit gefährden könnte.
Frank Ostendorf von der Baumkuchen GmbH sieht keinen Handlungsbedarf und hält sich an die gesetzlichen Regelungen, während der Geschäftsführer von scm, Stefan Korneck, eine Diskussion über das Thema für notwendig erachtet. Er verweist auf die hohe Anzahl an Urlaubstagen und Krankheitstagen in Deutschland und glaubt, dass Lösungen gefunden werden müssen, um die Produktivität aufrechtzuerhalten, ohne das Gesundheitssystem zu überlasten.
Die Debatte über den Karenztag wird weiterer politische Reaktionen ausgesetzt sein. Während CDU-Politiker Sepp Müller dem Thema offen gegenübersteht, wird der Vorschlag von anderen als inakzeptabel abgelehnt. Derzeit bleibt unklar, welche Richtung die Diskussion endgültig nehmen wird und ob es zu einer Reform der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall kommen wird.
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