Zugreise im Albtraum: Gewalt und Aggressionen treffen Fahrgäste in Thüringen!

Die Sicherheitslage im Thüringer Bahnverkehr hat sich in den letzten Jahren dramatisch verschärft. Betroffen ist besonders die Strecke zwischen Erfurt, Suhl und Meiningen, die von vielen Mitarbeitern als „Bahnstrecke des Grauens“ bezeichnet wird. Diese alarmierenden Zustände wurden erneut durch den Vorfall einer 52-jährigen Mitarbeiterin der Deutschen Bahn, Sandra aus Erfurt, untermauert, die nach einer Drohung durch einen aggressiven Fahrgast einen Nervenzusammenbruch erlitt. Dieser Vorfall geschah im Reisezentrum des Erfurter Hauptbahnhofs, als der Fahrgast im Zusammenhang mit dem Deutschland-Ticket erklärte: „Wir sehen uns, ich warte draußen auf dich“.
Nach dieser traumatischen Erfahrung war Sandra vier Wochen krankgeschrieben. Ihre Erfahrung ist nur eine von vielen, die im Rahmen einer Sicherheitskonferenz in Erfurt zur Sprache kamen, wo Mitarbeiter von wiederholten aggressiven Angriffen berichteten. Unter anderem wurde ein Vorfall thematisiert, bei dem eine Zugchefin von einem Fahrgast gewaltsam an die Wand gedrückt wurde. Eine Kollegin der Zugchefin zog sich durch die Schläge des Angreifers eine schwere Gehirnerschütterung zu. Solche Angriffe zeigen, dass die Gewalt gegenüber dem Bahnpersonal keine Einzelfälle sind.
Erheblicher Anstieg der Gewaltdelikte
Die Bundespolizei verzeichnet einen Anstieg der Gewaltdelikte in Bahnhöfen und Zügen um 42 Prozent im Vergleich zu 2019. Bei einer Umfrage unter 4.000 Mitarbeitern der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) gaben 82 Prozent an, im Job Anfeindungen erlebt zu haben. Dabei ist die Aggressivität der Fahrgäste nicht auf ausländische Herkunft zurückzuführen, wie Zugbegleiter Sven Körner betonte. Die Statistik zeigt, dass die Mehrheit der Tatverdächtigen Deutsche sind. Bei Körperverletzungen wurden im letzten Jahr 174 Deutsche, 18 Libyer und 13 Afghanen als Tatverdächtige erfasst. Das zeigt, dass die Problematik vielschichtig ist und nicht nur aus einem spezifischen sozialen Umfeld resultiert.
Zusätzliche Sorgen bereitet die Sicherheitspersonal-Situation. Laut der EVG-Umfrage befürworteten nahezu alle Befragten eine Doppelbesetzung der Züge, um die Sicherheit zu erhöhen. Gleichzeitig fordern die Gewerkschaften mehr Investitionen in die Infrastruktur, größere Kapazitäten in Zügen und zusätzliches Personal für Zugbegleiter sowie die Bundespolizei im Schienenverkehr. Insbesondere der Einsatz von Bodycams wird von 90 Prozent der Umfrageteilnehmer als wichtig erachtet.
Strategien zur Verbesserung der Sicherheit
Angesichts dieser alarmierenden Zahlen und Berichte kündigte Thüringens Infrastruktur-Minister Steffen Schütz Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit im Bahnverkehr an. Diese beinhalten eine Erhöhung der Anzahl von Videokameras und Sicherheitspersonal in neuen Verkehrsverträgen. Ab Mai 2025 sollen zusätzliche Sicherheitskräfte auf fast einer Million Fahrplankilometern mitreisen, um präventiv gegen Übergriffe vorzugehen.
Die Deutsche Bahn hat bereits reagiert und die Zahl der Videokameras in ihren Bahnhöfen auf insgesamt 11.000 erhöht, wobei in Regional- und S-Bahn-Zügen über 50.000 Kameras installiert sind. Über 80 Prozent aller Nahverkehrszüge verfügen mittlerweile über Videotechnik. Zudem investiert die Deutsche Bahn jährlich mehr als 200 Millionen Euro in Sicherheitsmaßnahmen. Diese Zahlen und die Veränderungen im Sicherheitskonzept sind ein Schritt, um den Reisenden ein sicheres Umfeld zu bieten.
Trotz der Bemühungen bleibt die Situation angespannt. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2024 wurden bereits mehr Körperverletzungen in deutschen Bahnhöfen registriert als im gesamten Vorjahr. Die Gewaltspirale scheint somit einen besorgniserregenden Höhepunkt erreicht zu haben. Die Herausforderungen im öffentlichen Nahverkehr müssen sowohl von der Politik als auch von den Verkehrsunternehmen ernst genommen werden, um den drängenden Sicherheitsfragen begegnen zu können.
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