Kirchen im Wahlkampf: Ein Aufruf zur Versöhnung oder zur Spaltung?

Altenburger Land thematisiert den Einfluss der Kirchen im Bundestagswahlkampf 2025 und ihre Rolle in der Demokratie.
Altenburger Land thematisiert den Einfluss der Kirchen im Bundestagswahlkampf 2025 und ihre Rolle in der Demokratie.

Im Vorfeld der Bundestagswahl wird deutlich, dass der Wahlkampf in Deutschland von einem zentralen Thema beherrscht wird: der politischen Rolle der Kirchen, insbesondere der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Während die allgemeine politische Landschaft von Unsicherheiten geprägt ist, äußern führende Kirchenvertreter zunehmend klare politische Positionen. In den letzten zwei Wochen vor der Wahl nehmen ihre Wortmeldungen merklich zu. Der EKM-Landesbischof Friedrich Kramer hat in diesem Kontext die militaristische Sprache in sicherheitspolitischen Diskussionen kritisiert und gewarnt, dass Begriffe wie „Zeitenwende“ und „Kriegstüchtigkeit“ den Friedensdiskurs erheblich gefährden können. Diese Situation bringt die Frage auf, inwieweit sich die Kirche politisch äußern sollte, ohne ihre spirituelle Integrität zu verlieren.

In einem ehrgeizigen Schritt haben die Kirchen einen Brief an alle Bundestagsabgeordneten, mit Ausnahme der AfD, gerichtet, in dem sie sich gegen den Unionskanzlerkandidaten Friedrich Merz positionieren. Dies verdeutlicht die Besorgnis über mögliche Schäden für die deutsche Demokratie, wenn bestimmte politische Versprechen aufgegeben werden. Die Kirchen appellieren an den verantwortungsbewussten Umgang mit Sprache und sicherheitspolitischen Begriffen, die in der aktuellen Debatte eine prägende Rolle spielen.

Die Kirchen im politischen Diskurs

Die Einmischung der Kirchen in den Bundestagswahlkampf ist nicht neu, doch fällt sie in diesem Jahr besonders auf. Wie herder.de berichtet, wirken die großen Kirchen in Deutschland nicht direkt an der Wahl teil, doch nehmen sie dennoch eine zivilgesellschaftliche Funktion ein, deren Gewicht nicht zu unterschätzen ist. Trotz der politischen Einmischung kämpfen die Kirchen mit massiven inneren Herausforderungen, die sich vor allem in einem kontinuierlichen Mitgliederverlust zeigen. Jährliche Austritte haben dazu geführt, dass die Verbindung zwischen der katholischen Kirche und den Unionsparteien stark geschwächt ist.

Diese Schwäche begrenzt den politischen Einfluss der Kirchen und stellt die Frage, wie sie sich künftig in den politischen Diskurs einbringen können. Es ist notwendig, dass sie inhaltliche Eckpunkte setzen, die sich sowohl aus ihrer Grundbotschaft als auch aus sozialethischen Überlegungen ergeben. Dazu gehört eine klare Absage an völkisch-nationale Ideologien und ein emphatisches Eintreten für die Menschenwürde.

Die Verantwortung der Kirchen

Die Verantwortung der Kirchen erstreckt sich über die bloße Äußerung politischer Meinungen hinaus. Sie müssen aktiv für die Stärkung und Verteidigung demokratisch-rechtsstaatlicher Grundprinzipien eintreten, sowohl auf lokaler als auch auf nationaler Ebene. Dies sollte in Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Bündnispartnern geschehen, um die politische Mitwirkung effektiver zu gestalten. Die Gefahr besteht allerdings, dass sie nur noch als gesellschaftliche Wertelieferanten wahrgenommen werden, ohne dass ihre tieferen ethischen Grundlagen in die politische Arena einfließen.

In einem aufgeladenen politischen Klima, in dem das Wort „Versöhnung“ angesichts der polarisierten Diskussionen an Bedeutung gewinnt, ist es essenziell, dass sich die Kirchen ihrer verantwortungsvollen Rolle bewusst sind. Denn wie die Bibel lehrt, ist es die Aufgabe der Gemeinschaft, an der Versöhnung und nicht an der Spaltung zu arbeiten. So bleibt zu hoffen, dass dieser Gedanke in den bevorstehenden politischen Auseinandersetzungen nicht verloren geht.

Für weitere Informationen zu diesem Thema verweist meine-kirchenzeitung.de auf die aktuellen Entwicklungen im Wahlkampf und die spezifischen Positionen der Kirchen.

Insgesamt zeigt sich, dass die wechselseitige Beziehung zwischen Politik und Kirche in Deutschland komplex bleibt und sowohl Chancen als auch Herausforderungen birgt. Die Verantwortung, die aus dieser Beziehung resultiert, erfordert einen Realismus in Bezug auf die eigenen Fähigkeiten sowie den Mut, sich politisch-ethisch zu exponieren.

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