Kirche in der Krise: Lieberknecht kritisiert den Jesus-Schweigen!

Im Rahmen der Nöbdenitzer Fastengespräche hat Christine Lieberknecht deutliche Kritik an der Rolle der Kirche in der heutigen Gesellschaft geübt. Sie bemängelte, dass Jesus Christus innerhalb der Kirche zunehmend in den Hintergrund gedrängt wird. Bei der Veranstaltung hob sie insbesondere die Theologie von Dietrich Bonhoeffer hervor, die bis in die Gegenwart hinein zu Diskussionen anregt. Bonhoeffer, der als einer der einflussreichsten Theologen des 20. Jahrhunderts gilt, stellte die Kirche in den Mittelpunkt seiner Überlegungen und betrachtete sie als fundamentale Voraussetzung für die Theologie. In der Vorlesung über das Wesen der Kirche 1932 erklärte er, dass Dogmatik mit der Kirche als Ort der Offenbarung beginnen müsse, um den Menschen Zugang zu Gott zu ermöglichen und die Mündigkeit des modernen Menschen ernst zu nehmen
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„Gott ist aus der Mode gekommen“, äußerte ein Teilnehmer der Fastengespräche, eine Sorge, die Lieberknecht teilt. Sie warnte davor, dass die Kirche sich selbst abschaffe, weil sie zu wenig über Jesus Christus spreche. In ihrer Rede erinnerte sie auch an die lange Stille der Kirche während der Coronazeit, als es um Fragen von Leben und Tod ging, und stellte die provokante Frage, warum eine Gedenkfeier für die Corona-Toten nicht von der Kirche organisiert wurde. In Anbetracht dieser Herausforderungen sieht Lieberknecht jedoch nicht den Untergang der Gemeinden, sondern fordert ein Umdenken, um die Kirche als Institution neu zu beleben.
Bonhoeffers Theologie und ihr Einfluss
Bonhoeffers Theologie kann als eine Antwort auf die Fragen seiner Zeit betrachtet werden. In seiner Dissertation „Sanctorum communio“ widmete er sich intensiv der Frage nach der Kirche, die für ihn mehr war als nur ein Ort der Lehre. Er verstand sie als Lebensform, die in einer aktiven Nachfolge Jesu Christi lebendig bleibt. Seine kritische Auseinandersetzung mit dem nationalsozialistischen Regime und sein Einsatz für eine ethische Haltung prägen seine theologischen Ansätze bis heute. Insbesondere seine These vom religionslosen Zeitalter, die er als ein zentrales theologisches Thema formulierte, zeigen die Relevanz seiner Gedanken in einer zunehmend säkularen Welt
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Bonhoffer forderte eine aktive Christennachfolge, die sich nicht nur auf religiöse Rituale beschränkt, sondern konkrete Solidarität und Liebe zu anderen Menschen in den Vordergrund stellt. Diese Sichtweise unterstützt Lieberknechts Appell, dass über Glauben, Ursprung und die Quellen des Glaubens gesprochen werden muss, um eine zukunftsfähige Kirche zu schaffen. Ihre Überlegungen widerspiegeln den Kern von Bonhoeffers Theologie, die auf Jesus Christus zentriert ist und die Kirche als Leib Christi sieht, der in der Nachfolge aktiv sein soll.
Herausforderungen und Chancen für die Kirche
Die zunehmende Assoziation des Fastens mit persönlichen Belangen und körperlichem Verzicht zeugt von einem veränderten Verständnis des Glaubens. Lieberknecht sieht hierin eine Gefahr, da in der Passionszeit Jesu Leben, Leiden und Tod immer weniger im Mittelpunkt stehen. Sie betont, dass es notwendig ist, auf Bonhoeffers theologischen Auftrag zu hören, der auch heute noch für die Kirche und die Christen von Bedeutung ist. Der Theologe argumentierte, dass der christliche Glaube ein Lebensakt sei, der den ganzen Menschen ergreift, und forderte ein aktives Handeln in der Welt. Dieses Handeln sei insbesondere in einer Zeit gefragt, in der Fragen nach Sinn und menschlicher Verantwortung in der Gesellschaft wieder stärker in den Fokus rücken
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Die Worte Lieberknechts und die Theologie Bonhoeffers ermutigen dazu, sich den Herausforderungen der heutigen Zeit zu stellen. Eine Rückbesinnung auf die Wurzeln des Glaubens und die aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben könnten somit eine neue Orientierung für die Kirche bieten und helfen, den Glauben neu zu leben. Sie fordert die Kirche auf, ihre Stimme in wichtigen gesellschaftlichen Fragen zu erheben und die Aufgabe ihrer Präsenz im Leben der Menschen neu zu definieren. Diese Überlegungen sind nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance für die Kirche, die auch Bonhoeffers Erbe im 21. Jahrhundert stärkt.
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