Zukunft der Erinnerungsstätte in Nardt: Abriss oder Rettung?

Debatte um den Erhalt des Ausstellungszentrums in Bautzen: Bürgermeisterin Gasterstädt plant Gespräche mit dem Innenministerium.
Debatte um den Erhalt des Ausstellungszentrums in Bautzen: Bürgermeisterin Gasterstädt plant Gespräche mit dem Innenministerium.

In Hoyerswerda entbrannte eine lebhafte Debatte über den Erhalt der Museumsbaracke, die Teil des Ausstellungs- und Dokumentationszentrums des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers „Elsterhorst“ ist. René Fornfeist von der Wählervereinigung Elsterheide brachte das Thema im Gemeinderat auf, nachdem die ungewisse Zukunft der Baracke auf dem Gelände der Landesfeuerwehrschule in Nardt in den Fokus geriet. Die Ankündigung einer geplanten Erweiterung der Feuerwehrschule könnte einen Abriss des historischen Gebäudes zur Folge haben, der bereits im kommenden Jahr erwartet wird, wie Bürgermeisterin Antje Gasterstädt informierte. Bereits ab April 2024 sind keine Sonntagsführungen mehr möglich; Führungen werden nur an Werktagen während der regulären Öffnungszeiten erlaubt sein.

Fornfeist schlug vor, die Baracke in Einzelteilen abzubauen und an einem neuen Ort wieder original aufzubauen. Der Ortschaftsrat von Nardt sowie die Gemeindeverwaltung sind aktiv auf der Suche nach Ideen zur Erhaltung der Erinnerungsstätte. Ein Ratsmitglied brachte die Kriegsgräberstätte Nardt als potenziellen neuen Standort zur Sprache, allerdings wurden Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und Zugänglichkeit geäußert. Bürgermeisterin Gasterstädt wies darauf hin, dass der mögliche neue Standort zu weit entfernt sei und somit das Risiko bestehe, dass die Baracke dort Schaden nehmen könnte.

Historische Bedeutung des Lagers Elsterhorst

Das Kriegsgefangenenlager „Elsterhorst“ wurde 1938 südlich von Nardt errichtet und zählt zu den bedeutendsten historischen Stätten der Region. Eingegliedert in den Wehrkreis IV Dresden, bestand das Lager aus drei Bereichen: einer Unterkunft für Kriegsgefangene, einem Lazarett mit Platz für 300 Kranke und der Kommandantur samt Mannschaftsunterkünften. Bereits im Herbst 1938 waren dort tausende Gefangene, die im Laufe ihrer Internierung in der Landwirtschaft und in lokalen Betrieben eingesetzt wurden.

Während des Zweiten Weltkriegs war das Lager ein bedeutender Ort für tschechische, polnische und russische Kriegsgefangene. Am 20. September 1939 waren bereits 7.000 Gefangene registriert. Die Besetzung betrug zum Höhepunkt des Lagerbetriebs über 5.000. Das Lazarett diente ab 1942 auch deutschen Verwundeten und war ein wichtiges Element der medizinischen Versorgung im Lager, das zudem kulturelles Leben mit Konzerten und Theateraufführungen bot. Die Evakuierung des Lagers begann im Februar 1945.

Nach dem Krieg entwickelte sich das Gelände zu einem wichtigen Standort für die Internierung deutscher Soldaten nach der Kapitulation und wurde später auch als Umsiedlerlager genutzt. Die Erinnerungsstätte des Lagers wurde 2011 im Stadtmuseum Hoyerswerda eingerichtet, um die Geschichte des Lagers zu dokumentieren und aufzuarbeiten, bevor die geplante Erweiterung der Feuerwehrschule dem Projekt ein Ende setzen könnte.

Zukunft der Erinnerungsstätte

Der Ortschaftsrat sucht aktiv nach Lösungen, die Erinnerungsstätte zu erhalten, falls die Rückführung auf das ursprüngliche Grundstück nicht möglich ist. Ratsmitglied Robert Novy von der CDU bemerkte, dass die Erweiterung der Feuerwehrschule frühestens 2027 oder 2028 stattfinden wird. Fornfeist appellierte an die Gemeinderäte, sich für den Erhalt der Erinnerungsstätte starkzumachen und den Freistaat Sachsen in die Verantwortung zu nehmen. Die Bürgermeisterin plant, beim Sächsischen Innenministerium vorzusprechen und auch Vertreter des Ministeriums zu einer Gemeinderatssitzung einzuladen.

Die Diskussion über die Zukunft der Museumsbaracke ist nicht nur eine Frage des Erhalts eines historischen Bauwerks, sondern auch ein Symbol für das Gedenken an die Geschehnisse, die sich während des Zweiten Weltkriegs in Nardt und Umgebung abspielten. Die örtliche Historie erfordert eine sorgsame Abwägung zwischen den Anforderungen zeitgenössischer Infrastruktur und dem Wunsch, die Erinnerung an eine bewegte Vergangenheit wachzuhalten.

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