Die Universitätsbibliothek Erfurt präsentiert derzeit eine bemerkenswerte Ausstellung mit einer Sammelhandschrift auf Pergament, die Werke und Kommentare von Aristoteles enthält. Diese wird bis zum 3. April zu sehen sein und bietet den Besuchern die Gelegenheit, einzigartige Merkmale wie die rot-blaue Zeichnung einer Windrose aus Aristoteles‘ „Meteorologica“ zu bewundern. Ab dem 8. April wird ein weiteres Exemplar der Sammlung gezeigt. Während der Wechselphasen ist zudem die offizielle Amtskette des Rektors der Medizinischen Akademie zeitweise ausgestellt.
In der Universitätsbibliothek Erfurt findet seit Februar 2024 erstmals jede Woche eine historische Handschrift öffentliches Interesse. Diese Initiative ist Teil einer kontinuierlichen Integration in die mittelalterliche Dauerausstellung, die fortlaufend ausgewählte Manuskripte präsentiert. So wird die Vitrine im Erdgeschoss alle sechs Wochen mit einem neuen Buch bestückt. Insgesamt wurde die Sammlung der Bibliotheca Amploniana, die sich im Besitz der Stadt Erfurt befindet, seit 2002 in der Universitätsbibliothek betreut.
Die Bibliotheca Amploniana
Die Bibliotheca Amploniana gilt als eine der bedeutendsten Handschriftensammlungen in Deutschland. Sie ist die größte erhaltene Sammlung eines spätmittelalterlichen Gelehrten und befindet sich in der Sondersammlung der Universitätsbibliothek Erfurt. Der Gelehrte Amplonius Rating de Berka übergab im Jahr 1412 seine Sammlung, die anfänglich 633 Handschriftenbände umfasste, an das Kollegium Porta Coeli, auch bekannt als Amplonianum. Nach diesem Vorbild waren die Stipendiaten des Collegiums verpflichtet, nach ihrem Studium mindestens ein Buch zu hinterlassen.
Heute umfasst die Bibliotheca Amploniana insgesamt 979 Handschriftenbände sowie 1882 Inkunabeln und Drucke. Der Bestand ist beeindruckend vielfältig und deckt viele Bereiche ab, darunter theologische, philosophische und medizinische Texte, sowie Themen wie Grammatik, Rhetorik, Dichtkunst, Zivil- und Kirchenrecht sowie Mathematik. Diese Sammlung vermittelt ein ausdrucksstarkes Bild des Universitätsbetriebs und der Wissensnetzwerke im Spätmittelalter.
Historische Bedeutung und Entwicklung
Die bemerkenswerte Sammlung wuchs über die Jahrhunderte, beginnend mit Handschriften, bis hin zu Inkunabeln und jüngeren Drucken. Amplonius Rating, der erste Doktor der Medizin und zweite Rektor der Universität Erfurt, stellte im Jahr 1410 bereits 633 Handschriften in seinem Besitz fest – eine beeindruckende Zahl für die damalige Zeit. Nach der Schließung der alten Universität im 19. Jahrhundert gelang es Bürgern in Erfurt, die Sammlung zu erhalten. Seit 1908 ist sie im Eigentum der Stadt Erfurt und wurde 2001 als Dauerleihgabe an die neu gegründete Universität Erfurt übergeben.
Die Bibliotheca Amploniana wird seither von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt wissenschaftlich betreut. Dieses Engagement stellt sicher, dass das wertvolle Erbe der mittelalterlichen Wissenswelt weiter erforscht und zugänglich gemacht wird – nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für ein breiteres Publikum.