Am 12. März 2025 wurde im Oberen Schloss Greiz die Ausstellung „Ich habe die tschechische Sprache geheiratet“ eröffnet, die das Leben und Werk des renommierten deutschen Lyrikers Reiner Kunze würdigt. Der Thüringische Kulturminister Christian Tischner hielt eine eindrucksvolle Eröffnungsrede, in der er die kulturelle Bedeutung von Kunzes Schaffen betonte.
Tischner hob hervor, wie wichtig es ist, demokratische Werte zu leben und zu verteidigen. „Anstand und Respekt sind Grundpfeiler einer demokratischen Gesellschaft“, erklärte er und unterstrich die Notwendigkeit eines respektvollen Miteinanders und das Verständnis für unterschiedliche Meinungen. Diese Botschaft ist besonders relevant, da Reiner Kunze selbst in der DDR Repressionen und Exil erlitten hat, weil er sich für die Freiheit des Wortes einsetzte.
Kulturelle Brücke zwischen Sprachen und Kulturen
Die Ausstellung in Greiz wird als Zeichen eines kulturellen Verantwortungsbewusstseins gewertet. Minister Tischner beschreibt Kunze als einen „Brückenbauer zwischen Sprachen, Kulturen und Menschen“. Dies geschieht in einem Kontext, in dem die Werte von Freiheit, Wahrheit und Menschlichkeit, für die Kunze steht, besonders betont werden müssen.
Das Leben von Reiner Kunze ist von einer bemerkenswerten Entwicklung geprägt. Geboren als Sohn eines Bergarbeiters und einer Kettlerin, begann er nach dem Abitur 1951 eine Ausbildung in Philosophie und Journalistik an der Karl-Marx-Universität in Leipzig. Seine literarische Karriere nahm 1953 mit der Veröffentlichung seiner ersten Gedichte in der Zeitschrift neue deutsche literatur ihren Anfang.
Die Stimme der Freiheit
Kunze, der anfangs dem sozialistischen Realismus verpflichtet war, distanzierte sich später von den Idealen der SED. Sein Engagement gegen die politischen Verhältnisse führte zur Ausbürgerung aus der DDR im Jahr 1977, nach einer Reihe von Konflikten mit den Behörden. Sein Werk, das oft kritische Reflexionen über das Leben in der DDR enthält, wurde mehrfach gewürdigt, jedoch auch attackiert.
Eines der bekanntesten Werke, „Die wunderbaren Jahre“, erschien 1976 und kritisierte offen das DDR-System, was dazu führte, dass Kunze aus dem Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossen wurde. In den folgenden Jahren arbeitete er vornehmlich als freier Autor und Übersetzer, wobei er Werke von über 60 tschechischen und slowakischen Dichtern ins Deutsche übertrug.
Minister Tischner dankte der Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung sowie den Organisatoren der Ausstellung für ihr Engagement. Er sieht die Ausstellung nicht nur als kulturelle Bereicherung, sondern auch als Appell für den Wert von Sprache und Kunst in der Demokratie. In Anbetracht der aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen ist dies eine bedeutende Botschaft.
Kunze lebt seit seiner Übersiedlung in den Westen mit seiner Frau Elisabeth in Erlau, Gemeinde Obernzell bei Passau, und setzt sich weiterhin für die Bewahrung der deutschen Sprache und ihres literarischen Erbes ein. Bildungspolitik soll dabei eine entscheidende Rolle spielen, um die künstlerische und kulturelle Identität des Landes zu bewahren.
Die Ausstellung in Greiz bildet somit einen wichtigen Rahmen, um die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen zu reflektieren und die langfristigen Werte, für die Reiner Kunze steht, in den Mittelpunkt zu rücken. Die Eröffnung dieser Ausstellung findet in einer Zeit statt, in der der Respekt vor der Sprache und das Verständnis für andere Kulturen unverzichtbar sind.