Streit um Gedenkrede: Philosopheneinladung sorgt für Aufregung in Buchenwald!

Streit um Omri Boehms Rede zur KZ-Gedenkfeier in Weimar: PEN Berlin fordert Aufklärung nach Absage. 5. April 2025.
Streit um Omri Boehms Rede zur KZ-Gedenkfeier in Weimar: PEN Berlin fordert Aufklärung nach Absage. 5. April 2025.

Der Streit um die Rede des israelischen Philosophen Omri Boehm, die für die Gedenkveranstaltung anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung des KZ Buchenwald geplant war, hat für Aufsehen gesorgt. Die Gedenkstätte Buchenwald entschied, die Rede Boehms kurzfristig abzusagen, was sowohl in der Öffentlichkeit als auch innerhalb der Autorenvereinigung PEN Berlin auf scharfe Kritik stieß. Die Gedenkveranstaltung findet am 6. April 2025 statt, einen Tag nach dem Beginn des Konflikts rund um die Einladung an Boehm.

Gedenkstättenleiter Jens-Christian Wagner erklärte, dass die Entscheidung, die Einladung zurückzuziehen, aus einem Konflikt mit Vertretern der israelischen Regierung resultierte. Der israelische Botschafter in Berlin, Ron Prosor, hatte sich vehement gegen Boehm ausgesprochen und die Einladung als „aberwitzig“ bezeichnet. Boehm, Enkel einer Holocaust-Überlebenden, wurde wegen seiner kritischen Äußerungen zur Erinnerungskultur und zu israelischer Politik in den Fokus der Kritik genommen. Wagner begründete die Absage mit der Absicht, die hochbetagten Überlebenden des Konzentrationslagers nicht in einen politischen Streit hineinzuziehen, da dies für viele von ihnen möglicherweise der letzte große Jahrestag sein könnte, an dem sie teilnehmen können.

Reaktionen auf die Absage

PEN Berlin, unter der Leitung von Sprecherin Thea Dorn, äußerte sich bestürzt über die Entscheidung, Boehm nicht bei der Gedenkveranstaltung sprechen zu lassen. Die Vereinigung bezeichnete den Philosophen als „höchst geeigneten Redner“ und forderte die Gedenkstätte auf, ihm die Möglichkeit zu geben, seine Rede zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen. Dorn kritisierte, dass die Gedenkstätte dem Druck eines Regierungsvertreters nachgegeben habe. Sie bemängelte, dass solch eine Vorgehensweise nicht dem eigentlichen Geist der Gedenkkultur entsprechen könne.

Im Kern des Konflikts stehe Boehms Status als Denker und die Herausforderungen, die seine Ansichten zu Erinnerungskultur und universellen Menschenrechten stellen. Wagner hatte von Boehm ethisch fundierte Gedanken und Perspektiven in Bezug auf die NS-Verbrechen und deren Erbe in der heutigen Gesellschaft erwartet. Stattdessen sieht Prosor in Boehms Auftritten einen negativen Einfluss auf die deutsche Erinnerungskultur. Der Botschafter warf Wagner sogar „Feigheit“ vor und kritisierte ihn, weil er sich hinter den Überlebenden verstecke, um die Einladung zurückzuziehen.

Boehms Arbeiten und Auszeichnungen

Omri Boehm gewann im Jahr 2024 den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung für sein Werk „Radikaler Universalismus“. Diese Auszeichnung hebt seine Perspektiven hervor, die über historische Themen hinaus in aktuelle Debatten rund um Menschenrechte und Erinnerungskultur reichten. Dennoch ist er mittlerweile in eine Auseinandersetzung verwickelt, die Fragen zu Ethik und Verantwortung in der Erinnerung an den Holocaust aufwirft. Sein Schweigen zu der aktuellen Situation lässt viel Raum für Spekulationen über die Hintergründe und mögliche Ansichten zu den Vorwürfen, die gegen ihn erhoben werden.

Die Diskussion um die Absage von Boehms Rede wirft ein Schlaglicht auf die Spannungen zwischen kulturellem Gedächtnis, politischen Positionen und der Verantwortung gegenüber den Überlebenden des Holocausts. Die Gedenkstätte Buchenwald sieht sich konfrontiert mit der Herausforderung, sowohl den historischen Ansprüchen als auch den emotionalen Bedürfnissen der Überlebenden gerecht zu werden. Eine abschließende Klärung steht nach wie vor aus, während die Ereignisse in den kommenden Tagen wahrscheinlich weiteren Einfluss auf die Gedenkfeierlichkeiten nehmen werden.

Zusammenfassend zeigt sich, wie komplex die Themen von Erinnerung und Identität im Kontext des Holocausts sind. Während die Gedenkveranstaltung näher rückt, bleibt abzuwarten, inwieweit diese Auseinandersetzung die Wahrnehmung und das Gedenken an die Verbrechen des Nationalsozialismus beeinflusst.

[Welt] berichtet, dass …

[PEN Berlin] ergänzt, dass …

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