Insektenmehl für Brot und Käse: Was Bäcker in Nordsachsen sagen

Nordsachsen diskutiert den Einsatz von Mehlwurmpulver in Backwaren nach neuer EU-Verordnung. Verbraucherskepsis bleibt.
Nordsachsen diskutiert den Einsatz von Mehlwurmpulver in Backwaren nach neuer EU-Verordnung. Verbraucherskepsis bleibt.

Die Verwendung von Mehlwurmpulver in der Lebensmittelindustrie rückt zunehmend in den Fokus, besonders nach der neuen EU-Verordnung vom 10. Februar, die den Einsatz von bis zu vier Prozent in bestimmten Lebensmitteln erlaubt. LVZ berichtete, dass Mehlwurmpulver nicht nur proteinreich ist, sondern auch einen erhöhten Gehalt an Vitamin D aufweist.

Mehlwürmer sind seit Mai 2021 in der EU für Lebensmittel zugelassen. Damit wird die Anreicherung von Lebensmitteln mit wertvollen Nährstoffen, die aus weniger nachhaltigen Quellen stammen, besonders hervorgehoben. Tagesschau hebt zudem hervor, dass dazu auch UV-Behandlungen der Mehlwürmer gehören, die den Vitamin-D-Gehalt erhöhen. Eine Portion Mehlwurmpulver kann bis zu ein Sechstel des Tagesbedarfs an Vitamin D decken.

Bäcker in Nordsachsen reagieren

Im Rahmen dieser neuen Möglichkeiten wurden zahlreiche Bäckereien in Nordsachsen auf Ihre Nutzung von Mehlwurmpulver angesprochen. Das Café Katharina in Torgau hat klar gemacht, dass keine Insekten verarbeitet werden. Auch Francke, der Chef der Torgauer Croissanterie, lehnt die Verwendung des Pulvers ab. Er begründet dies damit, dass die Kunden nicht an die Idee gewöhnt sind.

Ähnlich geht es der Bäckerei Zwanzig aus Delitzsch, die Insektenprodukte ebenfalls nicht in Betracht zieht. Bäckermeister Matthias Jung aus Oschatz hat zwar Anfragen zum Thema erhalten, folgt jedoch dem Trend und lehnt die Verwendung ab. Die Bäckerei Bolde aus Torgau plant ebenfalls keinen Einsatz von Insektenprodukten.

Die Bäckerei und Konditorei Schwarze in Eilenburg zeigt sich ebenso zurückhaltend. Silke Beckert von der Bad Dübener Bäckerei Beckert hat keine Anfragen bezüglich Mehlwurmpulver erhalten und schließt dessen Verwendung ebenfalls aus. Nils Taube, Bäckermeister im Oschatzer Ortsteil Merkwitz, wusste hingegen nicht einmal von der Existenz des Pulvers und sieht keinen Bedarf, es anzubieten.

Der Nährstoffgehalt und die Allergierisiken

Mehlwurmpulver gilt nicht nur als gute Proteinquelle, sondern enthält auch Omega-3-Fettsäuren, B-Vitamine und Mineralstoffe, was es zu einer wertvollen Zutat machen kann. Dennoch muss die Industrie vorsichtig sein. Lebensmittelverband weist darauf hin, dass Menschen mit Allergien gegen Krebstiere oder Hausstaubmilben auch auf Mehlwurmpulver allergisch reagieren können.

Obwohl Produkte mit Insektenmehl derzeit eher selten sind und als Nischenprodukte gelten, könnte die neue EU-Verordnung den Markt nachhaltig beeinflussen. Bis zu 10% der Zutaten können aus Mehlwürmern in Lebensmitteln wie Nudeln oder Keksen stammen, wodurch sich die Verwendungsmöglichkeiten konstant erweitern.

Die Verwendung von Mehlwurmpulver in den Bäckereien Nordsachsens bleibt momentan jedoch eine hypothetische Diskussion. Viele Bäcker fühlen sich unwohl mit der Idee und sehen keinen nennenswerten Anlass, ihre Produkte zu ändern, während andere Marktakteure bereits auf die neuen Gegebenheiten reagieren.

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