Dresden kämpft mit steigender Nachfrage nach Frühförderung für Kinder

Dresden verzeichnet einen Anstieg der Frühförderungskosten für Kinder. Experten fordern bessere Diagnosen und Unterstützung.
Dresden verzeichnet einen Anstieg der Frühförderungskosten für Kinder. Experten fordern bessere Diagnosen und Unterstützung.

In Dresden zeichnet sich ein besorgniserregender Trend im Bereich der Frühförderung ab. Die Zahl der Kinder, die auf Unterstützung in Form von Logopädie, Physiotherapie und Ergotherapie angewiesen sind, nimmt zu. Besonders häufig leiden sie unter undeutlicher Sprache, Zehenspitzenlaufen und Konzentrationsproblemen. Die Eltern müssen in der Regel Überweisungen von ihren Kinderärzten erhalten, um diese Therapien in Anspruch zu nehmen. Diese Entwicklung spiegelt sich stark in den steigenden Kosten wider: Während im Jahr 2019 die Ausgaben für Frühförderung in Dresden noch bei 1,9 Millionen Euro lagen, sind sie bis 2024 auf knapp 3,3 Millionen Euro angestiegen, wie dnn.de berichtet.

Die AOK Plus hat diesen Trend ebenfalls bestätigt und nennt zwei Hauptgründe für die stark gestiegenen Kosten: den hohen Bedarf an Frühförderung und die gestiegenen Behandlungskosten. Besonders auffällig sind die Wartelisten in den Einrichtungen, darunter dem Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) des Städtischen Krankenhauses in Dresden-Trachau. Dort werden jährlich etwa 150 Kinder betreut, die rund 700 Frühfördereinheiten benötigen. Das SPZ und andere ähnliche Einrichtungen, wie das Universitätsklinikum, verzeichnen lange Wartelisten, die auf ein deutschlandweites Problem verweisen.

Ursachen für den Anstieg

Dr. Christoph Kretzschmar, Chefarzt des SPZ, identifiziert mehrere Ursachen für den wachsenden Bedarf an Frühförderung. Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, der besondere Bedarf in Familien mit Migrationshintergrund und gesellschaftliche Veränderungen sind entscheidende Faktoren. Jugendpsychiater Dr. Veit Roessner äußert sich kritisch über die häufig oberflächlichen Diagnosen und die Verwendung von ungeeigneten Behandlungsmethoden am Beginn einer Therapie. „Eine bessere Diagnostik ist notwendig, um die Kosten langfristig zu kontrollieren und die Zahl der behandelten Kinder zu verringern“, so Roessner.

Die Thematik wird durch den hohen Medienkonsum verstärkt, der zu Konzentrationsschwierigkeiten führt. Experten, wie Sarah Hauswald vom ASB (Arbeiter-Samariter-Bund), stellen fest, dass Eltern zu wenig mit ihren Kindern sprechen, was das Problem zusätzlich verschärft. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat der ASB kürzlich ein neues Förder- und Therapiezentrum in Gorbitz eröffnet. Das Zentrum soll speziell Kinder mit Entwicklungsstörungen unterstützen und ihnen eine verbesserte Förderung bieten.

Frühförderung in Deutschland

Die Bedeutung der Frühförderung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Diese richtet sich nicht nur an Kinder mit Behinderungen oder Entwicklungsstörungen, sondern auch an solche, die vor drohenden Defiziten stehen. Frühförderung hat einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung von Kindern im Alter von 0 bis 6 Jahren und fördert Bereiche wie Wahrnehmung, Bewegung, Interaktion sowie die sozialen und emotionalen Fähigkeiten. Dies wird durch Einrichtungen wie Frühförderstellen und sozialpädiatrische Zentren ermöglicht, die sowohl medizinische als auch pädagogische sowie psychologische Hilfe anbieten, wie auf sonderpaedagoge.de erläutert wird.

Zusätzlich zu den therapeutischen Maßnahmen unterstützen diese Stellen die Eltern durch Beratung und Informationen, die ihnen helfen, sich mit den möglichen Beeinträchtigungen ihrer Kinder auseinanderzusetzen und sie in ihrer Erziehung zu unterstützen. Frühförderung kann sowohl in Gruppen als auch in Einzelstunden erfolgen, wobei der individuelle Bedarf der Kinder stets im Vordergrund steht.

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