Dresden im Fokus: Premierenfeier für „Der Komet“ mit bewegender Geschichte!

Am 24. Januar 2025 feiert Durs Grünbeins Roman "Der Komet" im Staatsschauspiel Dresden Premiere und thematisiert menschliche Schicksale im Nationalsozialismus.
Am 24. Januar 2025 feiert Durs Grünbeins Roman "Der Komet" im Staatsschauspiel Dresden Premiere und thematisiert menschliche Schicksale im Nationalsozialismus.

Am 24. Januar 2025 fand am Staatsschauspiel Dresden die Uraufführung von Durs Grünbeins Roman „Der Komet“ unter der Regie von Tilmann Köhler statt. Diese Inszenierung gewinnt durch ihren zeitlichen Kontext zusätzlich an Bedeutung, da sie am Vorabend des Holocaust-Gedenktags und kurz vor dem 80. Jahrestag der Bombardierung Dresdens aufgeführt wurde. Die Handlung der Inszenierung erzählt die bewegende Geschichte einer einfachen Frau, die zwischen 1936 und 1945 Glück erlebt, bevor ihr Leben 1945 im Chaos des Kriegs endet.

Grünbeins Roman wird als eine Liebeserklärung an seine Heimatstadt Dresden betrachtet. Zugleich beleuchtet er die Schattenseite der Stadt während des Nationalsozialismus, indem er sie als spießig und unterwürfig darstellt. Diese duale Perspektive verweist auf die Komplexität der Erinnerungskultur in Deutschland, insbesondere im Hinblick auf die Rolle Dresdens im Zweiten Weltkrieg und die darauffolgenden Gedenkveranstaltungen.

Die Erzählweise und die Protagonistin

Die szenische Umsetzung seziert das Leben von Dora W., die als Protagonistin durch die Höhen und Tiefen im Laufe der Jahrzehnte gezeichnet ist. Geboren 1920 in Schlesien, wuchs Dora unter ärmlichen Bedingungen ohne Liebe auf und erlebte ihre Kindheit in einer von Schwierigkeiten geprägten Umgebung. Mit 15 Jahren fand sie in einer Gärtnerei einen Job, wo sie Oskar traf, der für sie mehr als ein Partner werden sollte.

Der Roman verwebt das biografische Porträt von Dora W. mit der Geschichte Dresdens von 1933 bis 1945, ohne klar zwischen Roman und Autofiktion zu unterscheiden. Es wird eine subjektive Erzählweise geschaffen, da die Textauswahl in Zusammenarbeit zwischen den Schauspielern und dem Regisseur entstand. Die Inszenierung bleibt eng an der literarischen Vorlage und verzichtet auf modische Elemente, während die Schauspieler*innen die Handlung mit Rückblenden und Zeitsprüngen lebendig machen.

Ein humaner Blick auf Geschichte

Durs Grünbein verfolgt in „Der Komet“ das Ziel, Einzelschicksalen vor dem Hintergrund großer historischer Ereignisse Kraft und Bedeutung zu verleihen. Dora W. begegnet dem aufkommenden Nationalsozialismus mit Argwohn und Abscheu gegenüber der Judenverfolgung. Trotz des Drucks der Diktatur hat sie keine Vorstellung von den bevorstehenden Katastrophen, die ihr Leben grundlegend verändern werden.

Die Inszenierung wird sowohl als menschlich nah als auch warm beschrieben, wobei die zeitlichen Kontextualisierungen jedoch oft in den Hintergrund geraten. Mit einer Spielzeit von drei Stunden, inklusive Pause, sowie Musik von Matthias Krieg und Kostümen von Susanne Uhl, bietet die Aufführung einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt und die Herausforderungen der Protagonistin.

Die komplexe Erinnerung an die Bombardierung Dresdens im Februar 1945, bei der schätzungsweise 22.700 bis 25.000 Menschen ihr Leben verloren, wird sowohl im Roman als auch in den begleitenden Gedenkveranstaltungen thematisiert. In der politischen Kultur wurden diese Erinnerungen über die Jahre hinweg oft instrumentalisiert, was die Schwierigkeiten der Stadt widerspiegelt, ein angemessenes Gedenken zu entwickeln.

Die Nostalgie und der Schmerz über die Zerstörung Dresdens, zusammen mit der Reflexion wunderschöner, aber auch tragischer Erinnerungen an eine Vergangenheit, prägen das kulturelle Gedächtnis und die heutige Gesellschaft. Dieser umfassende Ansatz wird nicht nur in Grünbeins Erzählkunst sichtbar, sondern auch in den aktuellen Gedenkpraktiken, die sich über die Jahre verändert haben und in zahlreichen Mahngängen sowie Friedensgebeten zum Ausdruck kommen.

Insgesamt ermöglicht die Uraufführung von „Der Komet“ einen bedeutungsvollen Beitrag zu einer wichtigen Debatte über Gedächtnis, Identität und die Lehren aus der Geschichte.

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