In Thüringen wird die Diskussion um Zulassungsbeschränkungen an Universitäten zunehmend intensiviert. Die Vizepräsidentin der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Karina Weichold, hebt die Notwendigkeit dieser Beschränkungen hervor, um die Qualität der Ausbildung sicherzustellen. Momentan sind nur noch wenige Studiengänge in Thüringen zulassungsbeschränkt. An der Universität Jena beispielsweise gilt ein Numerus Clausus (NC) für das Fach Biologie. Für das Lehramt an Regelschulen liegt der NC bei 2,0, während die Hürde für das Gymnasiallehramt sogar bei 1,5 liegt.
Interessant ist auch, dass Studierende, die den erforderlichen NC nicht erreichen, dennoch alternative Wege zum Lehrerberuf einschlagen können. Für die Fächer Sport, Kunst und Musik sind lediglich Eignungsprüfungen nötig, die mehr auf Talent als auf Noten fokussieren. Sprachstudien verlangen jedoch sehr gute Sprachkenntnisse, während für alle anderen Fächer Zulassungsfreiheit besteht. Diese Vielfalt an Zugangswegen reflektiert die unterschiedlichen Anforderungen und Qualifikationen in den Lehrerberufen.
Chancen und Herausforderungen der Aufhebung
Die Universität Erfurt hat Bedenken geäußert, dass bei einer Aufhebung der Zulassungsbeschränkungen die Ressourcen wie Lehrpersonal, Räume und Sachmittel angepasst werden müssen. Eine ausreichende Anzahl an Praktikumsplätzen in Schulen ist dabei ebenfalls essenziell. Der Freistaat Thüringen müsste zudem die erforderlichen finanziellen Mittel im Haushalt bereitstellen, um die Qualität des Studiums aufrechtzuerhalten.
Die allgemeine Entwicklung in Deutschland zeigt, dass in den letzten Jahren ein Rückgang der zulassungsbeschränkten Studiengänge zu beobachten ist. Laut dem CHE Centrum für Hochschulentwicklung sind im Wintersemester 2024/25 lediglich 35,2 Prozent der Studiengänge zugangsbeschränkt, verglichen mit 42,4 Prozent im Wintersemester 2017/18. Diese Zahlen lassen sich in einer umfassenden Analyse der Hochschuldaten nachvollziehen, die auch die unterschiedlichen Zugangsbedingungen berücksichtigt, sei es durch einen Numerus Clausus oder Eignungsfeststellungsverfahren.
Ein Blick auf die Gesundheitsstudiengänge
Besonders hervorzuheben sind die Studiengänge in den Gesundheitsberufen, die traditionell stark nachgefragt werden. Zulassungsbeschränkungen bestehen hier für Fächer wie Medizin, Zahnmedizin, Tiermedizin und Pharmazie. Diese Studienplätze werden über das Zentralverfahren der Stiftung für Hochschulzulassung vergeben. Während im Zeitraum von Wintersemester 2020/21 bis Wintersemester 2023/24 die Zahl der Bewerbenden in diesen Bereichen zurückgegangen ist, hat sich die Anzahl der angebotenen Studienplätze leicht erhöht. Dies könnte darauf hindeuten, dass das Angebot und die Nachfrage an den Universitäten nicht immer im Einklang stehen.
Die Entwicklungen an Thüringer Universitäten spiegeln somit die komplexe Situation im deutschen Hochschulsystem wider. Die Herausforderungen der Ressourcenplanung, gepaart mit den veränderten Zulassungsbedingungen, müssen sorgfältig abgewogen werden, um weiterhin eine qualitativ hochwertige Ausbildung zu gewährleisten. Weitere Informationen zu den Zugangsbeschränkungen an deutschen Hochschulen finden Sie bei CHE Consult und Hochschuldaten.
