In Wilhelmshaven ist die Situation der häuslichen Gewalt im Jahr 2023 besorgniserregend: Die Polizei verzeichnete 489 angezeigte Fälle, im Vergleich zu 421 im Jahr davor. Dies entspricht einem Anstieg, der die Stadt dazu veranlasst hat, aktiv zu werden und die Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam zu machen.
Die Zahlen sind alarmierend, denn laut der polizeilichen Kriminalstatistik wurden im vergangenen Jahr in ganz Deutschland 256.276 Menschen Opfer häuslicher Gewalt, wobei 70,5 Prozent Frauen und 29,5 Prozent Männer betroffen waren. Diese Daten zeigen nicht nur den Ernst der Lage, sondern belegen auch, dass Gewalt häufig hinter geschlossenen Türen stattfindet und viele Betroffene im Stillen leiden müssen. Nicole Biela, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, äußerte ihre Besorgnis: „Diese Zahlen machen sehr deutlich, dass Gewalt an der Haustür nicht Halt macht.“
Aktionen zur Aufklärung während der Orange Days
Um dem entgegenzuwirken, setzt Wilhelmshaven ein Zeichen im Rahmen der sogenannten Orange Days, einer Kampagne, die sich gegen Gewalt an Frauen richtet. Unter dem Motto „Wilhelmshaven schaut nicht weg“ sind alle Bürger, lokale Akteure und Medien aufgerufen, an verschiedenen Veranstaltungen teilzunehmen. Die Stadt sucht Mitstreiter, die durch Aktionen und Programme die Botschaft verbreiten möchten.
Die Stadt hat ein umfangreiches Programm vorbereitet, das einen Zeitraum vom 25. November, dem internationalen Tag „Nein gegen Gewalt an Frauen“, bis zum 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, umfasst. Ein Highlight wird die Wanderausstellung des Landeskriminalamtes mit dem Titel „Herzschlag – Wenn aus Liebe Gewalt wird“ sein, die begleitet von Fachvorträgen und Führungen stattfinden wird. Diese Initiative soll das Bewusstsein für die lokal verfügbaren Hilfs- und Beratungsangebote schärfen.
Nicole Biela betont die Notwendigkeit, dass die Politik auf allen Ebenen Maßnahmen ergreifen muss: „Die Orange Days sind insbesondere mit einer Aufforderung an die politischen Akteure auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene verbunden, gute und ausreichende Beratungs-, Schutz- und Hilfestrukturen zu schaffen.“
Mitveranstaltungen und Zielsetzungen
Zu den geplanten Veranstaltungen gehört ein Frauenflohmarkt, dessen Erlöse dem Frauen- und Kinderschutzhaus zugutekommen sollen. Zudem wird das Ensemble „Die Komplizen“ im Rahmen einer Kooperation mit der Landesbühne Nord am 5. Dezember das Stück „Die Frau, die gegen Türen rannte“ aufführen. Dies soll nicht nur unterhalten, sondern auch einen Raum für Diskussionen und Aufklärung bieten.
Veranstaltungen können bis zum 30. September bei Nicole Biela angemeldet werden. Interessierte finden einen entsprechenden Vordruck auf der Website der Stadt Wilhelmshaven oder können sich direkt per E-Mail oder telefonisch bei der Gleichstellungsbeauftragten melden. Die Stadt möchte durch diese Initiative ein öffentliches Bewusstsein schaffen und die Unterstützung für die Betroffenen von häuslicher Gewalt intensivieren.
Diese Aktivitäten sind ein klarer Aufruf zur Solidarität und zur gemeinsamen Verantwortung, die Sprache gegen Gewalt zu erheben. Das Engagement der Stadt sowie der Bürger ist essenziell, um die nötigen Veränderungsprozesse anzustoßen und eine sichere Umgebung für alle zu gewährleisten. Mehr Informationen dazu und Details zu den Veranstaltungen finden sich auf der offiziellen Website der Stadt Wilhelmshaven, wo auch Kontaktinformationen zur Verfügung stehen, um aktiv teilzunehmen und die Initiative zu unterstützen.