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Wärmewende: Soziale Lösungen für klimafreundliches Heizen in Bonn

Klimaexperte Thomas Losse-Müller warnt, dass der Umstieg auf klimafreundliches Heizen in Deutschland für viele unerschwinglich ist, und fordert eine staatlich geförderte Wärmeversorgung als Daseinsvorsorge, um soziale Ungleichheiten zu vermeiden.

Der Übergang zu klimafreundlichem Heizen in Deutschland steht vor Herausforderungen, wie Thomas Losse-Müller, Experte und Geschäftsführer der Stiftung Klimaneutralität, berichtet. Die Sorge um den langsamen Verkauf von Wärmepumpen, die als eine Lösung für den Heizungswechsel gelten, ist nicht die Hauptsorge für ihn. Vielmehr betont er die Notwendigkeit einer verlässlichen Wärmeplanung durch Städte und Kommunen.

In einer Zeit, in der Deutschland größtenteils noch konventionell mit Gas, Öl und Kohle heizt, geht es um die zwingende Transformation der Heizsysteme. Losse-Müller sieht in Fern- und Nahwärmenetzen eine sozialgerechte Lösung: „Die Investitionen in die Infrastruktur sollten von der Kommune oder den Stadtwerken getragen werden, nicht von jedem Haushalt einzeln“, erklärt er. Das sorgt für eine Entlastung der privaten Haushalte und ein stabileres Heizungssystem insgesamt.

Klimawende und soziale Gerechtigkeit

Kürzlich hat die Stiftung Klimaneutralität eine Analyse durchgeführt, um zu ermitteln, welche Bevölkerungsgruppen sich den Wechsel zu klimafreundlichen Heizungen leisten können. Dabei kam heraus, dass nur ein Drittel der deutschen Haushalte gut in der Lage ist, auf nachhaltige Heizmethoden umzusteigen. Das mittlere Drittel bekommt bereits Schwierigkeiten, die erforderlichen energetischen Sanierungen umzusetzen, während das letzte Drittel praktisch ohne Chance auf Umrüstungen dasteht. „Die gegenwärtigen Förderungen sind unzureichend“, kritisiert Losse-Müller, der darauf hinweist, dass viele Menschen für nötige Investitionen einfach nicht das nötige Geld haben.

Er macht deutlich, dass der Staat hier eine entscheidende Rolle spielen muss: „Der Staat sollte die Kosten für den Aufbau von Wärmenetzen und die Sanierung von Bestandsgebäuden übernehmen, um die hohen finanziellen Hürden für Einzelhaushalte zu senken“, betont er. Dies sei nicht nur finanziell sinnvoll, sondern auch sozial gerechter, da die Belastung gleichmäßiger verteilt werden könne.

Doch was bedeutet das für die Gesellschaft? Losse-Müller warnt vor einer möglichen Zwei-Klassen-Gesellschaft im Energiebereich: „Die wohlhabenden Haushalte, die sich Wärmepumpen oder Solaranlagen leisten können, werden sich vom gemeinschaftlichen Versorgungsnetz abkapseln. Dadurch werden die Energiekosten für die verbleibenden Haushalte steigen“, erläutert er. Dieser Trend verstärkt sich bereits und könnte langfristig die soziale Gefüge stark belasten.

In Anbetracht der Skepsis gegenüber staatlicher Effizienz spricht Losse-Müller neuen Ansätzen aus: „Trotz der Herausforderungen hält er es für notwendig, dass der Staat Verantwortung übernimmt. An Infrastrukturaufgaben kann der Staat schließlich besser arbeiten als privatwirtschaftliche Akteure.“ Er ist der Meinung, dass die Investitionen in Wärmenetze dringend notwendig sind und dass es an der Zeit ist, zurück zu einer Denkweise zu kommen, in der der Staat in der Lage ist, solche Infrastrukturprojekte erfolgreich zu steuern.

„Es ist entscheidend, dass wir unsere Ansätze überdenken und erkennen, dass Wärmeversorgung eine öffentliche Dienstleistung ist, ähnlich wie die Trinkwasserversorgung“, erklärt er abschließend. Dieses Denken könnte der Schlüssel zu einer nachhaltigeren und sozial gerechten Zukunft sein, wo die Wärmeversorgung als Teil der Daseinsvorsorge anerkannt wird. Losse-Müller stellt klar, dass nur durch eine gemeinsame Anstrengung bei der Planung und Finanzierung eine nachhaltige Energiewende möglich ist. Nur so können soziale Ungleichheiten im Bereich der Energieversorgung verwässert werden.

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