In Thüringen schließt der Spielzeugladen „Michael‘s Spielzeugland“ im Einkaufszentrum „Atrium“ in Weimar. Laut Thüringen24 hat der Laden bis Ende Dezember 2025 geöffnet und bietet einen Schlussverkauf mit 40 Prozent Rabatt an. Der Inhaber Michael Rott, der das Geschäft seit 33 Jahren betreibt, hat eine treue Stammkundschaft aufgebaut, zu der auch viele Kindergärten gehören. Unverkaufte Artikel sollen möglicherweise gespendet werden, um den Verlust der Schließung zumindest teilweise abzufedern.
Die Schließung ist nicht nur für Rott und seine Mitarbeiter ein einschneidender Moment, sondern zeigt auch das größere Problem des stationären Einzelhandels. Der Umsatzrückgang während der Corona-Pandemie und der wachsende Trend zum Online-Handel haben das Geschäft stark belastet. Mit der Schließung verlieren fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze.
Wachsende Herausforderungen im Spielwarenhandel
Ein weiteres Beispiel für die Schieflage im Spielwarenhandel ist das Geschäft von Tanja Steinhaus in Bodenfelde. Ihre Entscheidung zur Schließung zum Jahresende ist ebenfalls durch den Druck des Online-Handels motiviert. Obwohl sie ihr Geschäft seit 12 Jahren leitet und das Geschäft insgesamt 32 Jahre alt ist, sieht sie keine Möglichkeit, weiterhin wirtschaftlich zu arbeiten. Der Umsatz reicht nicht aus, um Miete, Löhne und Warenbestand zu decken. Diese Probleme sind weitverbreitet und spiegeln sich in den aktuellen Marktanteilen wieder.
Eine Untersuchung der Offerista Group zeigt, dass der Marktanteil des Online-Handels im Spielwarenbereich von 20 % auf 40 % gestiegen ist, während der stationäre Einzelhandel von 38 % auf 30 % gefallen ist. Besonders beunruhigend für viele Einzelhändler sind die veränderten Kundenwünsche und das Verhalten. Ein Vorfall, den Steinhaus beschreibt, verdeutlicht dieses Problem: Eine Kundin wollte in ihrem Laden eine Lego-Spielstation nur zeigen, hatte das Produkt jedoch bereits online bestellt.
Die Zukunft des stationären Handels
Die Herausforderungen, mit denen die stationären Händler konfrontiert sind, machen deutlich, dass sich das Kaufverhalten verändert hat. Laut einer Analyse der Offerista Group shoppen Verbraucher zunehmend online, wobei die Suche nach Spielwaren oft über Google erfolgt. Empfehlungen für stationäre Einzelhändler beinhalten, ihre Sichtbarkeit im Internet zu verbessern. Digitale Prospekte sowie Offline-Werbung erreichen unterschiedliche Zielgruppen und die Notwendigkeit, omnichannel sichtbar zu sein, wird immer drängender.
Die Anzeichen des Wandels sind nicht nur in Thüringen zu sehen. Auch Steinhaus berichtet von einem Rückgang der Nachfrage und von Produkten, die früher nur in Spielwarenläden erhältlich waren, die nun in Baumärkten verkauft werden. Der Druck, der dadurch entsteht, führt dazu, dass viele Einzelhändler Gewinne nicht mehr aufrechterhalten und das Geschäft eher als Hobby betreiben.
Ein Lichtblick könnte die Idee von Elke Andauer vom Geschäft Bücherwurm in Uslar sein, die Interesse an einer Spielzeugecke in ihrem Geschäft bekundet hat, falls Steinhaus‘ Geschäft schließt. Dies zeigt, dass vielleicht neue Wege für die Integration von Spielwaren in bestehende Geschäftsmodelle gefunden werden können. Die Herausforderungen sind zweifellos groß, doch besteht auch die Möglichkeit, sich mit innovativen Ansätzen weiterzuentwickeln und zu wachsen.