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Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Vergangenheit bewahren, Zukunft gestalten

Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar plant, zwanzig Jahre nach dem verheerenden Brand von 2004, mit einem neuen digitalen Suchportal und dem Projekt "Future Memory" eine zukunftsorientierte Forschungsbibliothek aufzubauen, um auf aktuelle Herausforderungen wie den Ukraine-Konflikt besser reagieren zu können.

In Weimar erfindet sich die Herzogin Anna Amalia Bibliothek neu, mehr als zwanzig Jahre nach dem verheerenden Brand im September 2004, der große Teile der Sammlung in Mitleidenschaft zog. Durch die Umgestaltung zu einem Zukunftsarchiv möchte die Bibliothek sich besser auf die Herausforderungen und Fragen der Gegenwart und Zukunft einstellen. Reinhard Laube, der Direktor der Bibliothek, betont: „Es geht darum, sich in der Gegenwart so aufzustellen, dass diese Bibliothek eine Zukunftsperspektive hat.“ Damit wird deutlich, dass die Bibliothek nicht nur ein Ort der Bewahrung, sondern auch der aktiven Auseinandersetzung mit aktuellen Themen sein will.

Die Transformation umfasst unterschiedliche innovative Ansätze, von denen einige direkt mit der Digitalisierung zusammenhängen. Bei der Neuausrichtung steht ein modernes digitales Suchportal im Mittelpunkt, das es den Nutzern ermöglicht, durch knapp fünf Millionen Titel zu stöbern. Angefangen bei gedruckten und elektronischen Büchern über Karten, Atlanten, Musikalien bis hin zu Handschriften und speziellen Sammlungen – die Vielfalt ist groß. Dieses neue Tool soll Bibliotheksbesuchern helfen, relevante Informationen zu gegenwärtigen Themen wie dem Krieg in der Ukraine leicht zu finden.

Digitale Innovation für zeitgemäße Anfragen

Das digitale Suchportal wird eine Schlüsselrolle spielen, um sicherzustellen, dass die sammelnden Bestände der Bibliothek auch einen aktuellen Kontext bieten. Laube fragt rhetorisch: „Sind unsere Sammlungen soweit erschlossen, dass sie auch zu dem neuen Thema Ukraine eine Antwort bieten?“ Diese Frage unterstreicht die Absicht, die Bibliothek als Ort des Wissens und der Informationen zu etablieren, der nicht nur Geschichte bewahrt, sondern auch auf neue Herausforderungen reagiert.

Zusätzlich wird in einem weiteren Projekt, „Future Memory – Zeitzeugen berichten“, die Geschichte der Bibliothek in Form von Video-Interviews aufgearbeitet. Hier kommen Zeitzeugen zu Wort, darunter Feuerwehrmann Ralf Seeber, der am Brandabend vor Ort war. Er erinnert sich: „Von der Alarmierung bis zum Niederbrennen des Dachstuhls sind knapp zwei Stunden vergangen.“ Diese persönlichen Erzählungen sind wertvoll, nicht nur, um die dramatischen Ereignisse des Brandes zu dokumentieren, sondern auch um die emotionale Verbindung der Menschen zur Bibliothek festzuhalten.

Wertvolle Erfahrungen im Bereich Buchrestaurierung

Ein weiterer faszinierender Aspekt der Neuausrichtung ist die Investition in Kenntnisse und Techniken der Buchrestaurierung. Seit 2008 führt die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Zusammenarbeit mit der Klassik Stiftung Weimar eine Restaurierungs- und Lehrwerkstatt, die sich mit der Wiederherstellung von wertvollen Beständen beschäftigt. Die sogenannten Aschebücher, stark beschädigte Buchblöcke, die nach dem Brand gerettet wurden, werden weiterhin bearbeitet. Die Bibliothek strebt an, ihr Wissen über die Restaurierung weiterzugeben und plant, dieses Know-how auch anderen öffentlichen Einrichtungen zugänglich zu machen.

Aktuell werden Pilotprojekte durchgeführt, um herauszufinden, inwiefern die Restaurierungsmethoden auch auf stark geschädigtes Archivgut angewendet werden können. Mit solchen Initiativen zeigt die Bibliothek, dass sie ihre Expertise nicht nur für sich selbst nutzt, sondern auch bereit ist, anderen Institutionen zu helfen, ihre wertvollen Sammlungen zu bewahren.

Die Neuausrichtung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek spiegelt somit einen bewussten Schritt in die Zukunft wider, geprägt von Innovation, Erinnern und dem Teilen von Wissen. Indem sie sich der Gegenwart stellt und gleichzeitig die Vergangenheit respektiert, setzt die Bibliothek Maßstäbe für die Rolle, die kulturelle Institutionen in der heutigen Gesellschaft spielen können.

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