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Kreatives Kartenspiel: Thüringer Studierende schützen gefährdete Baujuwelen

Architektur-Studenten der Fachhochschule Erfurt und der Bauhaus-Uni Weimar haben in Thüringen vergessene und abrissgefährdete Orte dokumentiert und ein kartenspielartiges Projekt namens „Abriss-Quartett Thüringen“ entwickelt, um auf den wertvollen Erhalt dieser Lost Places aufmerksam zu machen.

In Thüringen wird ein innovatives Projekt ins Leben gerufen, das sich mit der Dokumentation und Wertschätzung von vergangenen architektonischen Meisterwerken beschäftigt. Studierende der Fachhochschule Erfurt und der Bauhaus-Universität Weimar haben gemeinsam ein Kartenspiel entwickelt, das den Fokus auf abbruchgefährdete und erhaltenswerte Bauwerke in der Region legt. Dieses kreative Vorhaben vereint Kunst, Geschichte und ein starkes Umweltbewusstsein in einem eindrucksvollen Format.

Das Projekt trägt den Titel „Abriss-Quartett Thüringen“ und enthält insgesamt 32 Karten, die verschiedene historische Gebäude vorstellen. Diese Bauwerke sind nicht nur Zeugen der Thüringer Geschichte, sondern bieten auch Einblicke in vergangene Epochen und architektonische Stile. Die Kartenauswahl umfasst unter anderem das beeindruckende Kühlhaus in Gera, ein Relikt aus der DDR-Zeit, und die eindrucksvolle Carnallit-Fabrik in Heygendorf, die von der besseren Zeit des Kali-Bergbaus zeugt. Ein weiteres Beispiel ist das Schloss Friedrichstanneck, das trotz seiner Vernachlässigung gesichert werden konnte, was zeigt, dass nicht alles verloren ist.

Historische Bauwerke als Teil des Kulturerbes

In einer Zeit, in der der Erhalt von Ressourcen immer mehr in den Vordergrund rückt, betonen die Studierenden die Bedeutung alter Bauwerke für unsere Umwelt. „In Gebäuden stecken Rohstoffe, Energie, Wissen und Arbeit. Die Sorge um ihren Erhalt ist ein Zukunftsthema“, sagt die Studentin Johanna Krämer. Mit ihrem Kartenspiel möchten sie das Bewusstsein für diese „Lost Places“ schärfen, die oft als Last und Bürde wahrgenommen werden, obwohl sie das Potenzial haben, wichtige kulturelle Identität zu vermitteln.

Der kreativen Ansatz des Kartenspiels leitet sich von ähnlichen Projekten ab und lädt dazu ein, die Geschichten der einzelnen Gebäude auf eine spielerische Art und Weise zu erkunden. Jeder Satz von vier Karten beleuchtet ein spezifisches Thema, darunter „Totalverlust“ für abgerissene oder bald abgerissene Orte wie das FDGB-Heim in Oberhof, das nach der Biathlon-WM 2004 seine Funktion verlor. Leichtere Karten thematisch einem positiven Anteil sind die „Geretteten“, zu denen beispielsweise der Bürger-Bahnhof in Rottenbach gehört, der erfolgreich saniert und genutzt wurde.

Die Studierenden haben vor Ort, in Archiven und bei Zeitzeugen zusätzliche Informationen gesammelt, um die Wertigkeit und Geschichte jedes Bauwerks festzuhalten. Dies geschieht nicht nur im Rahmen eines Studienprojekts, sondern auch aus einer tiefen Überzeugung heraus, dass jede noch so heruntergekommene Struktur Werte birgt, die es wert sind, bewahrt zu werden.

Eine Ausstellung für die Öffentlichkeit

Aktuell sind die Motive und Texte des Abriss-Quartetts in den Bahnhofshallen von Erfurt zu bestaunen. Diese Ausstellung, die vom 5. bis 22. September 2024 geöffnet ist, bietet den Besuchern eine einmalige Gelegenheit, die sensationellen Karten in einer eindrucksvollen Atmosphäre zu erleben. Der Zugang ist frei und ermutigt die Menschen mithilfe von Kunst und Geschichte über den Erhalt unserer kulturellen Erben nachzudenken.

Obwohl das Spiel selbst noch nicht veröffentlicht ist, haben die kreativen Köpfe hinter dem Projekt bereits die Bedeutung eines nachhaltigen Umgangs mit bestehenden Bauwerken hervorgehoben. Die graue Energie – die gesamte Energie, die für Bau, Abbruch und Transport benötigt wird – spielt dabei eine wesentliche Rolle. Das Bewusstsein für diese Ressourcen und die Handhabung von alten, oft unwiderruflich verloren geglaubten Bauwerken geht über das Sammeln von Fakten hinaus. Es fordert eine emotionale Verbindung zu den Orten, die Geschichten erzählen und kollektive Erinnerungen wecken.

Das Abriss-Quartett ist daher nicht nur ein Projekt für Architektur-Studierende, sondern ein Aufruf an alle, die in und um Thüringen leben, die geschichtlichen, emotionalen und ökologischen Werte der Region neu zu entdecken und zu bewahren. Die kommenden Monate versprechen, spannende Einblicke in die Verbindungen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu bieten, während sie die wechselhafte Geschichte der Architektur in Thüringen thematisieren.

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