Am 17. Februar 2025 findet im Stadtarchiv Erfurt ein bemerkenswerter Bücherflohmarkt statt, der eine Vielzahl an natur- und geisteswissenschaftlicher Literatur anbietet. Dieser Flohmarkt wird in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Freunde des Stadtarchivs e. V. organisiert. Der Erlös der Veranstaltung ist für die Restaurierung der Stammtafel der Familie von Tettau vorgesehen, die aus dem Jahr 1783 stammt.
Die Gesamtkosten für die Restaurierung sind auf voraussichtlich 1.100 Euro geschätzt. Die Stammtafel ist stark beschädigt und wurde daher seit über 20 Jahren nicht mehr verwendet. Ihr aktueller Zustand ist besorgniserregend: Sie ist auf einem verzogenen Holzrahmen gespannt und wird ständigem Druck ausgesetzt. Das Stadtarchiv hat in der Regel mit Dokumenten zu tun, die sich in unterschiedlichen Erhaltungszuständen befinden, häufig auch stark verschmutzt oder von Schädlingen befallen.
Ressourcenschonung und Restaurierung
Das Stadtarchiv Erfurt, das Schriftgut seit dem 12. Jahrhundert verwahrt, hat nur begrenzte Mittel für Restaurierungsmaßnahmen. Viele der Dokumente, welche das Archiv erhält, stammen von privaten Dachböden oder Kellern. Diese Dokumente sind oft in einem vernachlässigten Zustand, was die Restaurierung zur Herausforderung macht. Die Stammtafel der Familie von Tettau (Signatur 5/110 T 1-4) wurde bereits über zwei Jahrzehnte als nicht benutzbar eingestuft und wartet auf eine dringend benötigte Auffrischung.
Neben dem Flohmarkt wird das Stadtarchiv auch weiterhin Kontakt zu anderen historischen Initiativen und Buchvorstellungen pflegen. So fand eine Podiumsdiskussion und Buchpräsentation in der Stadt statt, die einen weiteren bedeutenden Bezug zur medizinischen Geschichte Erfurts herstellt. In dieser Veranstaltung, die unter der Federführung von Historiker Tom Fleischhauer stattfand, wurden die Lebenserinnerungen von Prof. Dr. Egbert Schwarz, dem Gründungsrektor der Medizinischen Akademie Erfurt, präsentiert.
Die Medizinische Akademie Erfurt im Fokus
Prof. Dr. Egbert Schwarz lebte von 1890 bis 1966 und spielte eine zentrale Rolle in der Erfurter Medizingeschichte. Die Medizinische Akademie wurde 1954 gegründet und existierte bis zur Schließung im Jahr 1993. Die Buchvorstellung mit dem Titel „Aus dem Leben eines Chirurgen“ beleuchtet die politischen Umbrüche und ethischen Herausforderungen, etwa Zwangssterilisationen während der Nazizeit, die in den Erinnerungen dokumentiert sind. Ergänzende Kapitel wurden von Elisabeth Fabry und Annegret Schüle verfasst.
Die beiden Veranstaltungen zur Vorstellung des Buches fanden am 2. November 2024 in der Universität Erfurt und am 5. November 2024 im Stadtarchiv statt. Interessierte konnten sich über die Erlösstruktur und die langfristigen Ziele der Medizinischen Akademie informieren.
Das Stadtarchiv Erfurt ist nicht nur ein wichtiger Aufbewahrungsort für historische Dokumente, sondern auch ein aktives Zentrum für kulturelle Veranstaltungen. Viele Bürger und Historiker können hier wertvolle Einblicke in die Stadtgeschichte gewinnen.
Aktuelle Herausforderungen wie der Zustand der Stammtafel der Familie von Tettau verdeutlichen die Notwendigkeit von Förderungen und Initiativen zur Erhaltung des städtischen Erbes. Das Stadtarchiv bleibt damit ein Schlüsselort für die Bewahrung der Geschichte der Stadt Erfurt.
Für weitere Informationen besuchen Sie bitte die Seiten des Stadtarchivs: Stadtarchiv Erfurt, die Erfurter Nachrichten und den Blog der Stadtarchivfreunde.