Erfurt

Erfurter Tafel-Chefin fordert Besuch von OB Horn: Zeichen der Wertschätzung?

Erfurt: Tafel-Chefin Andrea Kranhold ist wütend auf den neuen Oberbürgermeister Andreas Horn, da er trotz der wichtigen Rolle der Tafel für Bedürftige in der Stadt seit seinem Amtsantritt im Juli noch nicht erschienen ist, was ihrer Meinung nach ein Zeichen mangelnden Interesses an der ehrenamtlichen Arbeit darstellt.

In Erfurt regt sich Unmut an der Spitze der Tafel. Diese soziale Einrichtung, die seit jahrzehnten überschüssige Nahrungsmittel einsammelt und an bedürftige Personen verteilt, spielt eine zentrale Rolle in der Thüringer Landeshauptstadt. Besonders für Menschen, die von niedrigen Renten, hohen Mieten und Arbeitslosigkeit betroffen sind, ist die Tafel oft der einzige Zugang zu bezahlbarem und qualitativ hochwertigem Essen.

Doch nun sorgt das Schweigen des neuen Oberbürgermeisters Andreas Horn (CDU) für Enttäuschung. Andrea Kranhold, die seit 25 Jahren bei der Tafel engagiert ist und die Bedürfnisse der Hilfsbedürftigen genau kennt, zeigt sich verärgert. Sie beklagt, dass Horn trotz der bedeutenden Rolle der Tafel in Erfurt bislang nicht einmal die Einrichtung besucht hat. Ihre Frustration ist nachvollziehbar: „Ich und alle Tafel-Mitarbeiter würden uns wünschen, dass er sich hier mal blicken lässt. Dass zumindest erstmal Interesse an unserer Arbeit besteht“, erklärt sie offen.

Die zentrale Rolle der Tafel für Bedürftige

Kranhold macht deutlich, wie wichtig die Tafel insbesondere für Kinder und Rentner ist. Ohne die ehrenamtliche Unterstützung stünden viele in einer noch prekäreren Lage. „Wir stehen als Allererstes auf der Liste, wenn Arbeitslose und Flüchtlinge kommen“, betont sie. Wenn das Jobcenter Anträge nicht zeitnah bearbeitet und den Betroffenen kein Geld zur Verfügung steht, ist die Tafel oft die einzige Anlaufstelle. Sie beschreibt die Realität schmerzhaft: „Wenn das Jobcenter Anträge noch nicht bearbeiten kann, die Leute aber kein Geld haben, wird ihnen gesagt: ‚Dann geht doch zur Tafel!’“

Kranhold, die früher selbst auf die Hilfe der Tafel angewiesen war, fordert auch finanzielle Unterstützung für wichtige Renovierungen. „Ich habe kein Verständnis dafür, wenn gesagt wird, dass für unsere Dachsanierung kein Geld da sei“, sagt sie. Diese Aussagen werfen Fragen über das Engagement der politischen Entscheidungsträger auf.

Von Seiten des Oberbürgermeisters gibt es eine Entschuldigung für die Abwesenheit. Eine Sprecherin von OB Horn erklärte: “Bislang liegt dem Oberbürgermeister keine Einladung der Erfurter Tafel vor. Der Kalender des OBs hat sich seit dem 1. Juli rasant gefüllt.” Sie versicherte zudem, dass Horn die Tafel auf jeden Fall besuchen werde, um sich ein Bild von der Arbeit vor Ort zu machen und den Ehrenamtlichen seine Wertschätzung entgegenzubringen. “Na, das bleibt zu hoffen…”

Die Tafel in Erfurt bleibt ein unverzichtbarer Bestandteil der sozialen Infrastruktur, besonders in Zeiten, in denen Armut und soziale Ungleichheit zunehmen. Für die vielen Menschen, die auf diese wertvolle Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind, ist es entscheidend, dass ihre Stimme auch in der Politik Gehör findet.

In Zeiten des Wandels wird deutlich, wie wichtig der Austausch zwischen politischen Entscheidungsträgern und sozialen Einrichtungen ist. Ein Besuch von Oberbürgermeister Horn könnte nicht nur helfen, Brücken zu bauen, sondern auch die Sichtbarkeit von Organisationen wie der Tafel erhöhen und deren Arbeit wertschätzen.

+++ Hier gibt es mehr Informationen zur Arbeit und zu Spendenmöglichkeiten für die Erfurter Tafel +++

Lebt in Hameln und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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