Auf dem Wochenmarkt in Eisleben hat eine Senkung der Standgebühren für Aufsehen gesorgt. Ab dieser Woche müssen Händler nur noch 1,50 Euro pro Meter Verkaufsfront und Tag zahlen, zuvor waren es 5,50 Euro. Marktchef Siegmund Michalski berichtet, dass trotz dieser Maßnahme nur acht Stände an einem Morgen vertreten waren. Es bleibt abzuwarten, ob die neuen Gebühren tatsächlich zu einer Belebung des Marktes beitragen werden.
Trotz der gesenkten Gebühren ist die Skepsis unter den Händlern spürbar. So äußert die Obsthändlerin Kerstin Klade, dass sie sich nie über die Gebühren beschwert hat, jedoch bezweifelt, dass die Maßnahme dem Markt hilft. Der Honigverkäufer Ingolf Heilmann, der seine eigene Imkerei betreibt, sieht die Gebührensenkung als zu spät an und kündigt an, dass viele Händler, die ihr Berufsleben dem Wochenmarkt gewidmet haben, möglicherweise nicht zurückkehren werden.
Die Realität der Marktsituation
Die 65-jährige Roswitha Einecke, die nach der Wende den Markt übernommen hat, zeigt sich ebenfalls skeptisch. Sie berichtet von umliegenden Märkten, die günstigere Standgebühren anbieten, und hat die Befürchtung, dass viele Händler nicht zurückkehren werden. Ihre Kinder zeigen kein Interesse daran, das Geschäft zu übernehmen.
Der Markt in Eisleben ist nicht die einzige Adresse, die von Fragen zu Standgebühren betroffen ist. In Berlin plant das Bezirksamt von Charlottenburg-Wilmersdorf eine drastische Erhöhung der Standgebühren um 40 Prozent. Diese Maßnahme erfolgt nach über 20 Jahren ohne Anpassungen und wird durch verschiedene Faktoren gerechtfertigt. Dazu zählen ein Anstieg der „Straßenlandsondernutzungsgebühren“ um 45 Prozent ab Januar 2025, verschärfte Brandschutzauflagen sowie die finanziellen Einbußen durch die Corona-Pandemie. Auch die gestiegenen Kosten für Energie und Dienstleistungen spielen eine Rolle.
Die neuen Gebühren in Berlin werden die Monatsstandpreise und Tagesstandgebühren erheblich erhöhen. Ein Monatsstand von drei Metern wird im Karl-August-Platz künftig 81,90 Euro kosten, im Vergleich zu den vorherigen 58,50 Euro. Kritiker wie der FDP-Fraktionschef Felix Recke-Friedrich äußern Unverständnis für die plötzliche Erhöhung in wirtschaftlich schwierigen Zeiten und fordern ein Konzept zur Steigerung der Marktattraktivität, einschließlich längerer Verkaufszeiten und neuer Standorte.
Es bleibt abzuwarten, ob die Maßnahmen in Eisleben und Berlin dazu führen werden, die Wochenmärkte attraktiver und lebendiger zu gestalten oder ob die Skepsis der Händler weiterhin überwiegen wird. Der Frühling bringt frischen Wind, aber ob dieser auch für die Märkte einen Aufschwung bedeutet, ist fraglich.