Segeberg

Emily in Paris: Klischees und Ärger – Paris hat genug!

Emily in Paris sorgt für gemischte Gefühle in der französischen Hauptstadt, während Fans der Serie die neue Staffel hungrig erwarten, stöhnen Pariser ob der zahlreichen Klischees und der Jesus von den Touristen, die durch die Stadt strömen - wird Paris bald zur zweiten Heimat der Serien-Ikone?

Die Hit-Serie „Emily in Paris“ sorgt in der französischen Hauptstadt für gemischte Gefühle. Während die Fangemeinde auf die neuen Folgen wartet, gibt es massive Kritik an der Darstellung der Stadt und ihrer Kultur. Der Streamingdienst Netflix hat jetzt die zweite Hälfte der vierten Staffel veröffentlicht, die erneut die Abenteuer der Marketingmanagerin Emily (gespielt von Lily Collins) thematisiert. Doch viele Pariser empfinden die Serie eher als stereotype, klischeehafte Inszenierung, die wenig mit der Realität der Stadt zu tun hat.

Die öffentliche Reaktion in Paris lässt sich deutlich an den Willkommensgrüßen ablesen, die während der Dreharbeiten auf Wänden auftauchten. Graffiti mit den Botschaften „Emily ist nicht willkommen“ und „Verpiss dich, Emily“ zeigen den Unmut vieler Einwohner. Diese Haltung verweist nicht nur auf die Darstellung von Emily als naiv, sondern auch auf den Ansturm von Touristen, die Anziehungskraft der Serie und die damit verbundenen gestiegenen Wohnungspreise in der Stadt.

Touristische Besucher und ihre Zweischneidigkeit

Für viele Pariser ist der Fluss von Touristen kein Novum. Im Jahr 2022 besuchten rund 24,5 Millionen Menschen die Stadt an der Seine, darunter stellten US-Amerikaner die größte Gruppe. Die Tatsache, dass die Stadt ein beliebtes Ziel für Reisende ist, hat jedoch auch seine Kehrseiten. Das Anstauen von Menschenmengen an Sehenswürdigkeiten und das steigende Mietniveau belasten die Einheimischen.

Die Serie hat es geschafft, Pariser Sehenswürdigkeiten ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Trotz der Kritik bezüglich Klischees und der unrealistischen Darstellung von Paris, muss man akzeptieren, dass die Zuschauer auch eine Art Werbung für die Stadt sehen. Die Stadtverwaltung hat diesen Umstand zwar kritisiert, eine Anti-Entwicklung für nicht isolierte Gebäude inszeniert zu werden, dennoch hat sie die Drehorte als touristische Anziehungspunkte auf ihrer Website gelistet.

Die Bewertungen für „Emily in Paris“ sind geteilt. Einige Medien, wie „GQ“, bezeichneten die Serie als „eine riesige Reklametafel“, die mit Produktplatzierungen nur so gespickt ist. In der aktuellen Staffel werden Klischees über die französische Kultur, wie etwa das Trinken von Wein während der Schwangerschaft, stark übertrieben, was bei den Franzosen nicht gut ankommt. „Harper’s Bazaar Frankreich“ sieht in der Serie eher eine Comicversion denn eine realistische Darstellung von Paris.

Erfolgserlebnisse trotz Kritik

Ironischerweise hat die Serie, trotz all der Anfeindungen, in ihrem ersten Woche global fast 20 Millionen Aufrufe erreicht und landete sowohl in den USA als auch in Frankreich ganz oben in der Netflix-Chart. Es scheint so, als könne sich Paris nicht ganz von Emily und ihren Abenteuern lösen. Ob es Hatewatching ist, das die Menschen dazu bringt, die Serie zu verfolgen, um ihre eigenen Beschwerden loszuwerden, oder ob die Kombination aus Eskapismus und leicht zugänglicher Unterhaltung die Zuschauer anzieht, bleibt offen.

Das ständige Wechselspiel zwischen Hass und Liebe zur Serie wird begleitet von der Frage, wie Paris mit diesen Touristenströmen in Zukunft umgehen wird. Möglicherweise wird die Situation besser, da sich Emily im zweiten Teil der vierten Staffel nach Italien begibt und sich die Aufmerksamkeit der Serienfans auf ein neues Ziel richten könnte. Auch Rom ist bekannt dafür, unter dem Ansturm der Touristen zu leiden, somit könnte sich die Aufmerksamkeit nach Italien verlagern.

Die Schattenseite des Berühmtheits- und Klischee-Diskurses bleibt jedoch bestehen. Emily in Paris ist nicht nur eine Serie. Sie ist ein kulturelles Phänomen, das Diskussionen über die jeweilige Darstellung und die Realität anregt, während es gleichzeitig zur Förderung des Tourismus beiträgt. Somit bleibt abzuwarten, wie sich die Serie und deren Auswirkungen auf Paris weiterentwickeln werden.

Mit einem beeindruckenden Portfolio, das mehr als zwei Jahrzehnte Berufserfahrung umfasst, ist unser Redakteur und Journalist ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft. Als langjähriger Bewohner Deutschlands bringt er sowohl lokale als auch nationale Perspektiven in seine Artikel ein. Er hat sich auf Themen wie Politik, Gesellschaft und Kultur spezialisiert und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und gut recherchierten Berichte.
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"