In den letzten Wochen haben sich in der Region Klingenthal in Sachsen ungewöhnliche Erdbebenereignisse abgespielt. Jens Skapski, ein Erdbeben-Experte des Thüringer Seismologischen Netzes, hat die Situation eingehend beobachtet. Anfangs schätzte er die Serie als kein typisches Schwarmbeben ein. Anders als gewöhnliche Schwarmbeben, die durch stärkere Beben in deren Mitte gekennzeichnet sind, trat das stärkste Beben in Klingenthal jedoch direkt zu Beginn der Serie auf.
Am 2. Januar 2025 registrierte Skapski ein Beben mit einer Magnitude von 2,6. Diese Bebenserie war nicht stabil; die Intensität der nachfolgenden Erdbeben nahm in den Folgetagen exponentiell ab, zeigte jedoch periodische Schwankungen. Aktuell beschreibt Skapski die Ereignisse als „schwarmartig verstärkte Nachbebensequenz“. Während der letzten zwei Wochen ist außerdem eine signifikante Verlagerung der Epizentren nach Süden zu beobachten, was eine interessante Dynamik darstellt. Im Gegensatz dazu zeigt ein benachbarter Schwarm in Franzensbad eine nordwestliche Verlagerung der Epizentren.
Seismologische Erklärungen
Experten führen diese Verlagerungen auf die Bewegung von Fluiden tief in der Erdkruste zurück. Diese Hypothese beruht auf der annähernden Analyse der Ankunftszeiten von P- und S-Wellen, die für die Bestimmung der Herdzeiten eines Erdbebens entscheidend sind. Die Einordnung von Ereignissen in Bezug auf ihre Magnitude erfolgt häufig über die Richter-Skala, die die maximale Amplitude der seismischen Wellen berücksichtigt, sowie über die Mercalli-Skala, die die durch die Beben verursachten Schäden klassifiziert.
Zusätzliche Forschungen dazu, wie Schwingungen unter verschiedenen Bedingungen entstehen, sind für das Verständnis von Erdbeben wichtig. So ist zum Beispiel das Projekt „KI-basierte seismologische Signalklassifizierung“ (KISS) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) von Bedeutung. Es zielt darauf ab, Mikrobeben sichtbar zu machen, die häufig im Hintergrundrauschen untergehen, und die potenziellen Bruchflächen von Erdbeben zu identifizieren.
Forschung und Technologie
Am KIT entstehen jährlich zwischen 500 und 1000 Milliarden Datenwerte durch die Analyse von Erdbeben und deren Ursachen. Hierbei setzen Wissenschaftler zunehmend auf Künstliche Intelligenz (KI) zur Verbesserung der Signalerkennung und der Datenanalyse. Die präzise Bestimmung von Herdmechanismen und deren Beziehung zu seismischen Aktivitäten ist dabei von großer Relevanz. Ein Ziel ist es, tiefere Einblicke in die seismische Gefährdung und den Spannungszustand der Erdkruste zu erzielen.
Die hohe gesellschaftliche Relevanz der Geophysik wird durch Projekte wie REPORT-DL unterstrichen, das sich auf die globale Erdbebengefährdung konzentriert. Dieses Projekt nutzt archivierte seismologische Daten zur Aufdeckung selbst kleinster Beben und ungewöhnlicher seismischer Signale. So wird nicht nur die Forschung, sondern auch die Sicherheit der Bevölkerung im Falle von Erdbeben maßgeblich unterstützt.
Die laufende seismologische Forschung in Deutschland zeigt, dass das Verständnis von Erdbewegungen kontinuierlich ausgebaut wird. Dies ist entscheidend, um Erdbebenereignisse wirksam vorherzusagen und die entsprechenden Maßnahmen zur Krisenbewältigung zu ermöglichen. Dadurch wird auch der Schutz der Infrastruktur und der Bevölkerung gewährleistet.
Für weitere Informationen zu dieser Thematik bietet MDR umfassende Einblicke. Tiefergehende wissenschaftliche Hintergründe können auch bei SlideServe und KIT gefunden werden.