Am 3. Februar 2025 wurde ein wichtiger Fortschritt in der Schifffahrt auf der Elbe verzeichnet. Erstmals seit dem dramatischen Einsturz der Carolabrücke am 11. September 2024 konnte ein Güterschiff die Brücke passieren. Am Montag unterquerte das Motorschiff „Dick I“ die verbliebenen Brückenzüge A und B, was für die betroffenen Schifffahrtsunternehmen eine Erleichterung darstellt.
Das Güterschiff transportierte 650 Tonnen Düngemittel nach Espenhain bei Leipzig sowie einen Generator von 221 Tonnen nach Antwerpen, Belgien. Der Koppelverband, der aus Lovosice kam, passierte die Brücke gegen 12 Uhr. Lukas Hradsky, Geschäftsführer der tschechischen Reederei EVD, beobachtete das Ereignis von der „Gräfin Cosel“ aus. Er berichtete, dass die Wiedereröffnung der Brücke für viele Unternehmen von zentraler Bedeutung sei, da sie in den vergangenen fünf Monaten erhebliche wirtschaftliche Verluste erlitten hatten.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen
Nach dem Brückeneinsturz meldete Hradskys Unternehmen einen Schaden von 450.000 Euro, während zahlreiche Schiffe in den Häfen liegen blieben. Mit der Wiedereröffnung sind nun die Gütertransporte per Einzelgenehmigung des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) wieder möglich. Ab dem 18. Februar dürfen werktags Durchfahrten innerhalb mehrstündiger Zeitfenster erfolgen.
Heiko Loroff, Geschäftsführer der Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe (SBO), berichtete, dass während der Sperrung 40 Prozent der Güter aus Tschechien alternativ auf Schiene oder Straße transportiert wurden. Dennoch blieb ein erheblicher Teil der Transporte liegen oder wurde storniert. Das Unternehmen SBO rechnet mit einem Umsatzloch in Millionenhöhe und erwägt, Schadensersatzansprüche gegen die Stadt Dresden geltend zu machen.
Bautechnische Herausforderungen und Sicherheitsvorkehrungen
Der partielle Einsturz der Carolabrücke wurde durch Risse im Spannstahl verursacht, die während der Bauzeit unbemerkt blieben. Ein Gutachten kommt zu dem Schluss, dass die Brücke vollständig abgerissen werden muss. Die Korrosionsschäden wurden bereits seit der Fertigstellung der Brücke 1971 beobachtet. Fast 70 Prozent der tragenden Elemente sind inzwischen zerstört, und die Stadt steht vor der finanziellen Herausforderung, den Wiederaufbau zu stemmen. Diese Maßnahme wird mit 100 Millionen Euro veranschlagt.
In Sachsen stehen zudem 19 weitere Brücken ähnlicher Bauart unter Beobachtung, wobei bei neun eine akute Gefahr besteht. Diese Problematik ist nicht auf Ostdeutschland beschränkt; auch in anderen Bundesländern sind Brücken in einem kritischen Zustand. Experten fordern dringend Investitionen in den Erhalt und die regelmäßige Überwachung von Brücken, um zukünftige Tragödien zu vermeiden.
Ein BGH-Urteil vom 15. Februar 2024 verdeutlicht die Notwendigkeit, regelmäßige Brückenprüfungen durchzuführen und lässt zudem auf eine Stärkung der Rechte der Auftragnehmer hoffen. Die deutschen Standards, unter der DIN 1076, legen fest, dass Sichtprüfungen jährlich und Hauptprüfungen alle sechs Jahre durchzuführen sind. Bei extremen Ereignissen oder größeren Schäden müssen Sonderprüfungen erfolgen.
Die anstehenden Herausforderungen in der Brückeninfrastruktur zeigen die Dringlichkeit effektiver Sanierungsstrategien und rechtlicher Vorgaben für die Verkehrssicherheit in Deutschland.