Mitten in der Nacht ging ein Notruf ein, der das schreckliche Schicksal von 400 Menschen auf einem doppelstöckigen Holzboot während einer Seenotrettungsmission beleuchtet. Der Kapitän der Sea-Watch 3 versuchte verzweifelt, Hilfe zu holen, doch sowohl Italien als auch Malta und Tunesien lehnten ab. In einem dramatischen Moment ignorierte auch ein naheliegendes Frachtschiff die Hilferufe und wandte sich ab. Die Crew der Sea-Watch 3 wusste, dass die Zeit drängte, und eine intensive Rettungsaktion begann. Jeder Handgriff musste sitzen, denn es ging um Leben und Tod.
Ganz besondere Schilderungen von diesem Einsatz stammen von Adrian Pourviseh, einem deutsch-iranischen Comiczeichner und ehemaligen Teil der Crew. Er schildert die angespannte Atmosphäre der Rettungen, die Bedrohung durch die libysche Küstenwache, die Flüchtende aus internationalen Gewässern zurückbringt, und wie entscheidend auch die professionell durchgeführten Rettungsaktionen waren. Sein Graphic Novel „Das Schimmern der See“ ist nicht nur ein eindringlicher Bericht über die Grausamkeiten an den Außengrenzen Europas, sondern auch ein eindringlicher Aufruf zu mehr Menschlichkeit.
Adrian Pourviseh: Ein Einstig in die Rettungsmissionen
Pourviseh wurde 1995 in Koblenz geboren und hat ein vielfältiges Studium in Orientwissenschaften sowie Entwicklungsökonomie abgeschlossen. Er war als Übersetzer für geflüchtete Jugendliche aktiv, bevor seine Reise ihn 2019 auf die Sea-Watch 3 führte. Hier kombinierte er seine Sprachkenntnisse mit seiner Leidenschaft für Fotografie und lief zahlreiche Einsätze auf. Die Geschehnisse, die er dort erlebte, sind in seinem Graphic Novel detailreich dokumentiert. Diese Geschichten entstanden nicht nur aus einem persönlichen Antrieb heraus, sondern im Rahmen seiner künstlerischen Arbeit, die auch im Frankfurter Weltkulturen Museum gewürdigt wurde.
Mit seinem Debütwerk bringt Pourviseh die Herausforderungen und die Realität der Seenotrettung eindrucksvoll aufs Papier. Er zeigt, wie das Engagement für geflüchtete Menschen Bewegung und Veränderung bewirken kann, und hebt hervor, dass Abschottung keine Lösung sein kann. Die Geschichten, die er erzählt, sind auch Geschichten des Mutes, der Hoffnung und der Menschlichkeit, die in der heutigen Zeit von größter Bedeutung sind.
Adrian Pourviseh lebt und arbeitet in Marburg als freischaffender Comic-Autor. Sein Engagement beschränkt sich jedoch nicht nur auf seine schriftstellerische Tätigkeit. Nach der Buchvorstellung im Moritzhof in Magdeburg werden auch besonders bewegende Dokumentarfilme gezeigt, wie etwa „Einhundertvier“, welche die Thematik der Seenotrettung weiter vertiefen. Tickets für die Veranstaltung im Moritzhof sind ab 12 Euro erhältlich.
Die Erlebnisse und das Schaffen von Pourviseh sind Ausdruck einer Stimme, die nicht schweigen darf, wenn es um solch grundlegende Menschlichkeit und humanitäre Fragen geht. Seine Arbeiten sind ein wichtiger Beitrag zur öffentlichen Diskussion und ein Aufruf, aktiver gegen das Wegsehen und für ein friedliches Miteinander zu kämpfen. Für weitere Informationen zu Eintrittskarten und Veranstaltungsterminen, besuchen sie die Webseite.