Ein Hausarzt aus dem Harz, Andreas Boemke, kämpft gegen die Diagnose Akute Myeloische Leukämie (AML). Boemke, der seit 2007 in Liebenburg praktiziert, hat in dieser Zeit rund 1.000 Patienten pro Quartal behandelt. Aufgrund seiner schweren Erkrankung musste er nun seine Praxis schließen und benötigt dringend eine Stammzellspende, um seine Chancen auf Heilung zu erhöhen.
Die Situation ist besonders tragisch, da Andreas bereits Vater von zwei Kindern ist und momentan nicht einmal für seinen Praxishund sorgen kann, der vorübergehend bei einer Bekannten untergebracht ist. Angesichts dieser Umstände haben sich lokale Sportvereine, darunter die Schützen Liebenburg und die Freiwillige Feuerwehr, zusammen mit der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) zusammengeschlossen, um eine Registrierungsaktion zu organisieren.
Registrierungsaktion zur Stammzellspende
Die Registrierungsaktion mit dem Motto „Alle für unseren Doc Andreas“ findet am Samstag, dem 22. Februar, von 10 bis 14 Uhr in der Schule am Schloss in Liebenburg statt. Sabine Boemke-Fischer, Andreas‘ Schwester und eine der Initiatorinnen der Aktion, hebt die entscheidende Rolle jeder einzelnen Registrierung hervor. Personen, die gesund und zwischen 17 und 55 Jahren alt sind, können sich als potenzielle Stammzellspender registrieren lassen.
Für die Registrierung wird vor Ort ein Wangenschleimhautabstrich mit speziellen medizinischen Wattestäbchen entnommen. Zudem werden die Teilnehmer gebeten, ein Smartphone mitzubringen, um die digitale Einwilligungserklärung auszufüllen.
Herausforderungen bei der Behandlung von AML
Die Dringlichkeit der Stammzellspende wird durch aktuelle medizinische Erkenntnisse untermauert. Eine deutschlandweite Studie, die die Behandlung von AML untersucht, zeigt, dass eine sofortige Stammzelltransplantation während der ersten Komplettremission nicht zu einem verbesserten Gesamtüberleben führt im Vergleich zu fortgesetzter Chemotherapie. Diese Studie wurde von Forschenden der Hochschulmedizin Dresden und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster geleitet und ist die weltweit erste randomisierte Studie zu diesem Thema, veröffentlicht in der Zeitschrift „JAMA Oncology“.
Die Untersuchung umfasst 143 erwachsene AML-Patienten zwischen 18 und 60 Jahren, die über einen verfügbaren Stammzellspender verfügen. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Nur etwa 30 Prozent der Patienten überleben mindestens fünf Jahre. Zudem erleiden 60 Prozent der Teilnehmer in der Chemotherapie-Gruppe innerhalb von zwei Jahren einen Rückfall.
Interessanterweise zeigte die Studie, dass das Zwei-Jahres-Überleben bei 74 Prozent in der Chemotherapie-Gruppe und bei 84 Prozent in der Stammzelltransplantations-Gruppe lag, jedoch ohne statistisch signifikanten Unterschied. Beide Behandlungsstrategien bieten vergleichbare Chancen auf Heilung, wobei jede mit spezifischen Vorteilen und Risiken verbunden ist.
Die Gesundheitsforschung empfiehlt eine frühzeitige Suche nach einem passenden Stammzellspender, um im Falle eines Rückfalls schnell handeln zu können. Zukünftige Studien sollen helfen, den optimalen Zeitpunkt für eine Transplantation individueller zu bestimmen, um die Therapieentscheidungen zu unterstützen.
Die Erkrankung von Andreas Boemke und die begleitende Registrierungsaktion machen deutlich, wie wichtig es ist, potenzielle Stammzellspender zu finden, um das Überleben von Patienten mit AML zu sichern.