In Gommern sorgen elf beschlagnahmte Hunde für Aufregung. Die Tiere befanden sich in einem alarmierenden Gesundheitszustand und wiesen unter anderem verfilztes Fell, eingewachsene Krallen sowie Augenkrankheiten auf. Sie werden nun im Tierheim Schartau betreut, wo man darauf hofft, ihr Vertrauen zu Menschen wiederherstellen zu können. Eine Vermittlung der Hunde ist im kommenden Frühling in Aussicht, teilt das MDR mit.
Landrat Burchhardt äußerte sich besorgt über die „große kriminelle Energie“ der Halterin, die die Tiere unter falschem Namen in mehreren angemieteten Grundstücken beherbergte, darunter auch an der Ostsee. Burchhardt charakterisierte sie als „Animal Hoarder“, ein Begriff, der für das krankhafte Sammeln und Halten von Tieren steht, oft ohne die notwendige Versorgung. Solche Fälle sind kein Einzelfall in Deutschland.
Animal Hoarding in Deutschland
Der Deutsche Tierschutzbund dokumentiert seit 2008 die Situation von Tieren in solchen Verhältnissen. Im Jahr 2023 wurden 115 Fälle von Animal Hoarding registriert, in denen rund 6.700 Tiere betroffen waren. Diese Zahlen reflektieren jedoch nur einen Teil des Problems, da viele Vorfälle ungemeldet bleiben. Im Rahmen dieser Erhebungen stellte der Tierschutzbund fest, dass häufig auch tote Tiere entdeckt werden, die nicht immer in den Statistiken erfasst sind. Die Daten stammen überwiegend aus Medienberichten und Meldungen von Tierschutzheimen, und das Tierschutzbund unterstreicht, dass die tatsächlichen Zahlen wahrscheinlich weit höher liegen.
Die häufigsten gehorteten Tiere sind Katzen, gefolgt von kleineren Haustieren wie Kaninchen und Meerschweinchen, wobei die Belastungen für Tierheime in den letzten Jahren zugenommen haben. 2022 wurde ein Rekord von 73 Fällen mit 4.506 betroffenen Tieren verzeichnet; hier macht sich der Trend deutlich bemerkbar. Es wird von einem Anstieg der Fälle für zwei aufeinanderfolgende Jahre berichtet.
Politische und gesellschaftliche Reaktionen
Landrat Burchhardt fordert ein deutschlandweites Melderegister, um solche Missstände frühzeitig zu erkennen und zu verhindern. Bereits im Oktober 2020 wurde gegen die Halterin ein Haltungs- und Betreuungsverbot ausgesprochen, nachdem bei einer amtlichen Kontrolle in Zerbst große Vernachlässigungen festgestellt wurden. Zu den vernachlässigten Tieren zählten auch Pferde, Mulis und Rinder.
Nina Brakebusch, eine Expertin für Tierhortung beim Deutschen Tierschutzbund, zeigt sich besorgt über die steigenden Zahlen und die Überlastung der Tierheime. Mehr als die Hälfte der von Animal Hoarding betroffenen Tiere leidet unter Mangelernährung und Krankheiten. Die Tierschutzorganisation verlangt von der Politik ein zentrales Register für Tierhalter sowie klar definierte Richtlinien zur Bekämpfung von Tierhortung.
Die Problematik des Animal Hoarding ist nicht nur ein Tierschutz-, sondern auch ein gesellschaftliches Thema, das zunehmend an Beachtung findet. Es sind umfassende Reformen erforderlich, um die Lebensqualität für die betroffenene Tiere nachhaltig zu verbessern.