Bei einem besonderen Empfang des Katholischen Büros Saarland am 10. September wurde Migration in den Fokus gerückt. Rund 250 Gäste, darunter Politiker, Vertreter der Kirchen und Medien, kamen in der Kirche der Jugend „eli.ja“ zusammen, um über Solidarität und Menschenwürde in einer polarisierten Gesellschaft zu diskutieren. Ziel des jährlichen Willi-Graf-Empfangs, der seit 2003 stattfindet, ist es, Wege zu finden, wie Kirche und Politik gemeinsam handeln können.
Die Direktorin des Katholischen Büros Saarland, Katja Göbel, thematisierte den aktuellen Diskurs über Migration und Sicherheit, insbesondere im Kontext eines Attentats in Solingen. Sie fragte, wie Sicherheit gewährleistet werden kann, ohne die Menschlichkeit zu verlieren, und forderte den Ausbau von Integrationsangeboten sowie die Schaffung gerechter Strukturen.
Theaterstück regt zur Reflexion an
Im Verlauf des Empfangs wurde das Theaterstück „Wie ein Komet, der zweimal einschlägt“ aufgeführt, das von Schülerinnen und Schülern mit und ohne Fluchterfahrung des Willi-Graf-Gymnasiums und weiterer Schulen erarbeitet wurde. Die junge Schauspielgruppe, unter der Leitung von Regisseur Marc-Bernhard Gleißner, nutzt persönliche Erlebnisse, um das Gefühl der Angst und Ungewissheit, die viele Geflüchtete empfinden, auszudrücken. Im Stück wird die zentrale Frage behandelt, welche Art von Gesellschaft sie nach einer eventuellen Flucht aufbauen möchten.
Ein bewegendes Zitat aus dem Stück stammt von Navid aus Afghanistan: „Das Ende der Welt ist viel weniger schlimm, als die Angst zu haben, ständig fliehen zu müssen.“ Solche persönlichen Geschichten erwecken die Problematik von Migration auf eine sehr menschliche Weise und zeigen die Herausforderungen, mit denen viele konfrontiert sind.
Ministerpräsidentin Anke Rehlinger betonte die Notwendigkeit, einer „aufgeheizten Stimmung“ in der Gesellschaft entgegenzuwirken, und verwies auf die Verantwortung jedes Einzelnen. Sie wies darauf hin, dass in der aktuellen politischen Landschaft extreme Gruppen versuchen, die Wahrnehmung eines Unrechtsstaats zu schaffen, und verwies auf die Bedeutung der Meinungsfreiheit in Deutschland.
Bischof Dr. Karl Heinz Wiesemann plädierte für einen verstärkten interreligiösen Dialog, der öffentliche Räume benötigt. Er betonte, wie wichtig es sei, die eigene Religion und Herkunft zu kennen, um eine konstruktive Diskussion zu fördern. Sein Trierer Kollege, Bischof Dr. Stephan Ackermann, ergänzte, dass es essentielle Projekte brauche, die das Leben der Menschen bereichern, um die Glaubensbotschaft glaubwürdig zu vermitteln.
Für das leibliche Wohl sorgte die Hauswirtschaftsklasse der Willi Graf-Realschule, während der Abend musikalisch von der Musikklasse des Gymnasiums Johanneum umrahmt wurde. Die Veranstaltung bot nicht nur Raum für Diskussionen, sondern auch ein starkes Symbol für die Wichtigkeit von Zusammenhalt und Menschlichkeit in einer sich wandelnden Gesellschaft.
Weitere Informationen zu dieser Veranstaltung können Sie auf www.bistum-speyer.de nachlesen.