Am 18. November wird im Bistum Speyer ein ganz besonderer Gedenktag begangen, der den Opfern von sexuellem Missbrauch gewidmet ist. Diese Tradition wurde 2015 durch Papst Franziskus ins Leben gerufen und hat sich seither zu einem wichtigen Ereignis entwickelt. In diesem Jahr jedoch wird es keine zentrale Veranstaltung geben. Stattdessen ruft das Bistum dazu auf, kleine Gedenkveranstaltungen an verschiedenen kirchlichen Orten abzuhalten. Wie das Bistum Speyer berichtete, sollen diese Zusammenkünfte Raum für persönliche Gespräche und Gebete bieten, um das Thema sexueller Missbrauch in der Kirche sichtbar zu machen.
Der Betroffenenbeirat und das Netzwerk Prävention haben dazu eine Handreichung erstellt, die Vorschläge für eine Gedenkandacht enthält. Diese soll unter anderem die biblische Geschichte von Daniel und Susanna thematisieren. Generalvikar Markus Magin ermutigt alle kirchlichen Einrichtungen, kreative Ideen zu entwickeln, um den Gedenktag zu gestalten. „Das kann zum Beispiel zur Mittagszeit mit den Teamkolleginnen und -kollegen geschehen oder an einem öffentlichen Ort“, so Magin.
Kreative Ansätze für das Gedenken
Die Entscheidung, den Gedenktag dezentral zu feiern, kommt nicht von ungefähr. Es ist ein Zeichen des Wandels und der Sensibilisierung innerhalb der Kirche. Die Verantwortlichen möchten, dass sowohl Haupt- als auch Ehrenamtliche des Bistums sich durch den Austausch vor Ort gegenseitig bestärken. Dies ist besonders wichtig, um das Bewusstsein für die Thematik zu schärfen und den Opfern eine Stimme zu geben.
Die kleinen Gedenkveranstaltungen bieten die Möglichkeit, in einem geschützten Rahmen über die Erfahrungen der Betroffenen zu sprechen und gemeinsam zu beten. Die Idee ist, dass diese persönlichen Begegnungen einen tieferen Eindruck hinterlassen als eine große, anonyme Veranstaltung. Die Kerzen, die beim Gedenktag 2022 im Dom entzündet wurden, sind ein Symbol für das Licht, das in die Dunkelheit gebracht werden soll.
Ein Zeichen der Hoffnung und des Wandels
Der Gedenktag ist nicht nur ein Akt des Erinnerns, sondern auch ein Schritt in Richtung Veränderung. Es ist wichtig, dass die Kirche sich aktiv mit ihrer Geschichte auseinandersetzt und die Stimmen der Opfer ernst nimmt. Wie das Bistum Speyer betont, ist der Austausch und das Hinsehen entscheidend, um gemeinsam an einem besseren Umgang mit diesen sensiblen Themen zu arbeiten.
In einer Zeit, in der die Gesellschaft zunehmend für Gerechtigkeit und Transparenz eintritt, ist es unerlässlich, dass auch die Kirche diesen Weg geht. Der Gedenktag am 18. November wird somit nicht nur ein Moment des Innehaltens, sondern auch ein Aufruf zur aktiven Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und zur Schaffung eines sicheren Raums für alle Betroffenen.