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Grabplünderung im Hunsrück: Ein Stück Geschichte wird zerstört

In Schlierschied im Hunsrück wurde Anfang Juni ein fast 2.000 Jahre altes Römergrab von Grabräubern geplündert, was nicht nur das kulturelle Erbe bedroht, sondern auch die Polizei und Archäologen alarmiert, da es bereits der dritte bekannte Fall von Grabplünderung in der Region ist.

In den tiefen Wäldern des Hunsrücks verstecken sich Geschichten, die bis in die Zeit der Römer zurückreichen. Dort, wo die Natur ihre Ruhe hat, wurden nun die Überreste eines jahrtausendealten Grabs ausgegraben – jedoch nicht zum Zweck der Forschung, sondern von Grabräubern. Der Vorfall hat bei vielen, besonders bei den Geschichtsinteressierten des kleinen Dorfes Schlierschied, ein Gefühl der Beklommenheit und Traurigkeit hinterlassen.

Michael Hyar, ein gebürtiger Schlierschieder, ist oft in den Wäldern um sein Heimatdorf unterwegs, um die alten Hügel zu erkunden, die versteckte Grabstätten beherbergen. Bei einem seiner Streifzüge Anfang Juni stieß er auf ein erschreckendes Bild: Ein schätzungsweise 80 Zentimeter tiefes Loch war aufgetan, und neben ihm lag eine leere Steinkiste, aus der die Überreste und Beigaben beseitigt worden waren. „Das ist schon ein beklemmendes Gefühl. Sowas sieht man ja nicht alle Tage, dass irgendwo ein Grab geöffnet wird. Und man stellt sich dann vor: Was war da drin?“, rechtfertigte Hyar seine Emotionen in einem Interview.

Ein Blick in die Vergangenheit

Die Grabstätte, die auf dem Hunsrücker Hügel schlummerte, war nahezu 2.000 Jahre alt. Laut Timo Lang von der Landesarchäologie in Koblenz ließen die Machenschaften der Grabräuber eine wertvolle historische Zeit unweigerlich verschwinden. „Dieses Römergrab dürfte zwischen dem ersten und dritten Jahrhundert angelegt worden sein“, erklärte Lang, während er den Verlust der Beigaben wie Glasgefäße und eine Bronze-Brosche bedauerte. Diese Stücke sind nicht nur wertvoll, sondern erzählen auch Geschichten aus einer Zeit, die längst vergangen ist.

Der Diebstahl alter Schätze ist kein Einzelfall. Im Rhein-Hunsrück-Kreis ist dies mittlerweile das dritte Mal in den letzten Jahren, dass Grabstätten geplündert wurden. Archäologe Timo Lang schätzt sogar, dass die Dunkelziffer um einiges höher sein könnte. Viele Hügelgräber liegen abseits der Hauptwege und sind oft unentdeckt geblieben. Dies macht sie zu verlockenden Zielen für Grabräuber, die mit Metalldetektoren gezielt nach wertvollen Funden suchen.

Die Reaktion der Behörden

Die Polizei nimmt diesen Vorfall ernst. Sascha Heim von der Polizeiinspektion in Simmern äußerte, dass es das erste Mal in seiner 30-jährigen Dienstzeit ist, dass er mit einem solchen Fall konfrontiert ist. „Wer die alten Schätze aus dem Boden gräbt, begeht einen Diebstahl“, betont Heim. Der Officer und sein Team sind auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen, um die Täter zu fassen. Informationen von Zeugen könnten entscheidend sein, um Hinweisen auf die Täter zu folgen, die vermutlich nicht länger als eine halbe Stunde für die Ausgrabung benötigten.

Timo Lang verdeutlicht zudem, dass der ideelle Wert von Grabstätten bisweilen weit über den monetären Wert hinausgeht. „Für die Wissenschaft ist so eine Zerstörung ein großer Verlust. Der wahre Wert der Beute liegt nicht im Geld, sondern in den Geschichten und der Geschichte, die wir dadurch verlieren“, argumentiert er. Auf die Frage nach dem geschätzten Wert der Beute, die in Schlierschied hinterlassen wurde, nennt Lang einen Betrag von maximal 1.000 Euro, dennoch ist der Verlust unermesslich für die kulturelle Identität und das historische Erbe der Region.

Der Vorfall hat nicht nur die Archäologen alarmiert, sondern auch das lokale Interesse an der Geschichte Schlierschieds neu entfacht. Immer mehr Menschen zeigen sich besorgt über die Zerstörung von Kulturgütern, die in der Natur verwurzelt und Teil unseres kollektiven Gedächtnisses sind. In einer Zeit, in der wir mehr denn je auf das Vermächtnis und die Lehren der Vergangenheit angewiesen sind, ist jeder geplünderte Grabhügel ein schmerzhafter Schritt zurück in die Unwissenheit.

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