Koblenz

„Eidechsen im Fokus: Umzug vor dem Bau des neuen Rad- und Gehwegs in Koblenz“

In Koblenz Moselweiß und Lay fängt die Artenschutzexpertin Sarah Neukirch bis Mitte September Mauereidechsen ein, um ihren Lebensraum vor dem Bau eines neuen Rad- und Gehweges zu schützen, was aufgrund gesetzlicher Vorgaben eine kostenintensive und aufwendige Umsiedlung erfordert.

In Koblenz, zwischen den Stadtteilen Moselweiß und Lay, steht ein spannendes Projekt auf der Agenda: ein neuer Rad- und Gehweg. Doch bevor die Bauarbeiten beginnen können, ist ein aufwendiger Umzug für die dort lebenden Mauereidechsen erforderlich. Diese kleine Herausforderung stellt sich als alles andere als einfach heraus.

Sarah Neukirch, eine erfahrene Artenschutzexpertin, ist am Weinberg unterwegs. Ausgerüstet mit einem speziellen Schwamm, ist sie auf der Suche nach den scheuen Eidechsen. „Wenn wir eine sehen, hauen wir sanft mit dem Schwamm auf das Tier drauf“, erklärt sie. Diese Technik ermöglicht es, die Eidechse zu fixieren, sodass sie vorsichtig eingefangen und in einen Stoffbeutel gebracht werden kann. Der nächste Halt für die gefangenen Tiere ist ein zuvor hergerichtetes Ausweichquartier.

Vorsichtsmaßnahmen für die Eidechse

Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) hat einen brachliegenden Weinberg in der Nähe erworben, um die Bedürfnisse der Eidechsen zu erfüllen. Der Weinberg wurde so umgestaltet, dass die Tiere dort gut leben können. Der Umzug der Mauereidechsen ist Teil einer sorgfältigen Planung. Bevor die eigentlichen Bauarbeiten für den neuen Radweg beginnen können, muss ein spezieller Reptilienzaun entlang der B49 errichtet werden. Dieser Zaun soll verhindern, dass die Eidechsen zurück auf die Baustelle gelangen und dort eine neue Siedlung gründen können.

Die Maßnahme zur Umsiedlung der Eidechsen hat einen stolzen Preis: Rund 150.000 Euro werden für die Schutzmaßnahmen veranschlagt. Sarah Neukirch bemerkt: „Die hohen Kosten entstehen durch die besondere Lage und den hohen Aufwand, den wir betreiben müssen.“ Schließlich wird die Weinbergsmauer, ihr Lebensraum, für den Bau des Radweges abgerissen. Herumzuscheuchen bringt in diesem Fall wenig, da die Eidechsen immer wieder zurückkehren würden.

Das Bundesnaturschutzgesetz schreibt vor, dass solche artenschutzrechtlichen Maßnahmen bei Bauvorhaben berücksichtigt werden müssen. Deshalb kann nicht einfach mit der Errichtung des Rad- und Gehwegs begonnen werden, ohne sich um den Schutz der Eidechsen zu kümmern.

Der Umgang mit den Eidechsen gestaltet sich jedoch als herausfordernd. Am ersten Tag der Umsiedlungsaktion war das Ergebnis für Neukirch enttäuschend: Lediglich zwei Eidechsen konnten gefangen werden. Das Wetter spielt bei der Sichtung der Tiere eine entscheidende Rolle, erklärt sie: „Es darf nicht zu warm oder zu kalt sein.“ Dennoch bleibt sie optimistisch, dass beim nächsten Versuch mehr Glück haben wird.

Die Arbeiten zur Umsiedlung der Mauereidechsen werden bis Mitte September fortgesetzt. In der Zwischenzeit wird der Verkehr auf der B49 zwischen Koblenz Moselweiß und Lay durch Ampeln geregelt. Sobald die Eidechsen erfolgreich umgesiedelt sind, soll Ende des Jahres mit dem Bau des Radwegs begonnen werden.

Eidechsen und notwendiger Umweltschutz

Der gesamte Prozess, vom Bau des Zauns bis zur Umsiedlung der Eidechsen, ist eine notwendige Antwort auf die Herausforderungen, die der Umweltschutz bei Bauprojekten mit sich bringt. Diese Vorgehensweise zeigt, wie wichtig es ist, Lebensräume von Tieren in urbanen Gebieten zu respektieren und zu schützen. Nur so kann eine Balance zwischen menschlichen Bedürfnissen und dem Erhalt der Artenvielfalt geschaffen werden. Koblenz steht somit nicht nur vor der Herausforderung eines neuen Rad- und Gehwegs, sondern gleichzeitig auch vor der Verantwortung, die heimische Tierwelt zu schützen und deren Lebensraum angemessen zu berücksichtigen.

Lebensraum der Mauereidechse

Die Mauereidechse (Podarcis muralis) ist eine in Europa weit verbreitete Echsenart, die sich vorwiegend in warmen, trockenen Habitaten aufhält. Sie ist bekannt für ihre Fähigkeit, an Mauern und anderen vertikalen Strukturen zu leben, wo sie sich gut verstecken und jagen kann. Ihr natürlicher Lebensraum umfasst Weinberge, Trockenrasen und felsige Gebiete, die ihr eine ausreichende Menge an Sonnenlicht zur Wärmeregulation bieten.

Die Umsiedlungsmaßnahmen, die in Koblenz durchgeführt werden, sind besonders wichtig, da der Lebensraum der Mauereidechse durch die geplante Baumaßnahme erheblich beeinträchtigt wird. Diese Art ist an bestimmte Umweltbedingungen gebunden, weshalb die Auswahl eines geeigneten Ausweichquartiers entscheidend für ihr Überleben ist.

Artenschutz und rechtliche Rahmenbedingungen

Der Schutz von Tier- und Pflanzenarten in Deutschland ist im Bundesnaturschutzgesetz verankert. Dieses Gesetz verpflichtet alle Akteure, die zurückzugreifenden Eingriffe in Natur und Landschaft vor einer Baumaßnahme zu prüfen und gegebenenfalls Alternativen zu schaffen, um geschützte Arten nicht zu gefährden. Die Mauereidechse ist eine besonders geschützte Art, weshalb die erforderlichen Maßnahmen zum Schutz ihrer Lebensräume unbedingt eingehalten werden müssen.

Das Vorgehen in Koblenz hebt hervor, wie wichtig ein behutsames Management in städtischen Gebieten ist, wo immer mehr Bauvorhaben durchgeführt werden. Die Kosten von 150.000 Euro für die Umsiedlung der Eidechsen verdeutlichen zudem die finanziellen Herausforderungen, die sich aus der Notwendigkeit ergeben, ökologische Belange mit urbanen Entwicklungsplänen zu vereinbaren.

Ziele der Radwegbaumaßnahme

Neben den Artenschutzbestimmungen verfolgt die Errichtung des neuen Rad- und Gehwegs zwischen Moselweiß und Lay mehrere Ziele. Der geplante Radweg soll nicht nur die Sicherheit der Radfahrer erhöhen, sondern auch die Anbindung der Stadtteile an das bestehende Radwegenetz verbessern. Dies könnte zur Förderung umweltfreundlicher Mobilität beitragen, indem es den Menschen ermöglicht wird, sicherer und einfacher auf das Fahrrad umzusteigen.

Ein gut entwickeltes Radwegenetz kann auch positive Auswirkungen auf den lokalen Tourismus haben, wodurch zusätzliches wirtschaftliches Potenzial ausgeschöpft werden könnte. Die Verbindung dieser Überlegungen mit dem notwendigen Artenschutz stellt eine komplexe, aber wesentliche Herausforderung dar, die viele Kommunen im Zuge der fortschreitenden Urbanisierung meistern müssen.

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