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Hilfe für Gewaltopfer: Der Weiße Ring im Donnersbergkreis im Einsatz

Der Weiße Ring im Donnersbergkreis unterstützt jährlich rund 40 Gewaltopfer, darunter auch Marie-Christin Stark, die nach ihrer Vergewaltigung Hilfe fand und nun eine Benefizveranstaltung organisiert, um anderen Opfern Mut zu machen und auf die wichtige Arbeit der Organisation aufmerksam zu machen.

Im Donnersbergkreis leisten die ehrenamtlichen Helfer des Weißen Rings jedes Jahr Unterstützung für etwa 40 Opfer von Gewalt – eine Zahl, die stetig ansteigt. Doch die Hilfe beschränkt sich nicht nur auf schwerwiegende Fälle wie Vergewaltigungen. Auch kleinere Vorfälle können für Betroffene große Auswirkungen haben. Der Ausbau der Hilfsangebote spiegelt die wachsende Nachfrage wider und zeigt die Sensibilisierung der Gesellschaft für das Thema.

Die Außenstelle wird seit 13 Jahren von Hardy Betz geleitet, der mit seiner Gruppe zahlreiche Berührungspunkte mit Schicksalen unterschiedlichster Art erlebt hat. Im Laufe der Jahre hat er zahlreiche Geschichten von Betroffenen gehört, die von einem Raubüberfall bis hin zu schwerwiegenden Straftaten reichen. „Es ist wichtig, dass diese Menschen den Mut finden, sich bei uns zu melden“, betont Betz und hebt hervor, wie entscheidend der erste Schritt zur Hilfe ist.

Marie-Christin Stark – Ein Beispiel für Hoffnung und Heilung

Ein eindringliches Beispiel für die transformative Kraft der Unterstützung des Weißen Rings ist die Geschichte von Marie-Christin Stark. Vor zwei Jahren wurde sie Opfer einer Vergewaltigung und wendete sich daraufhin an die Organisation. „Einen Tag nach meinem Anruf waren zwei Kolleginnen bei mir“, erinnert sie sich dankbar. Der Weiße Ring stellte nicht nur einen Platz in einer Traumaambulanz zur Verfügung, sondern sorgte auch für juristische Unterstützung und finanzielle Hilfe.

Ihre Dankbarkeit zeigt sich nicht nur in Worten. Am kommenden Samstag plant Stark eine Benefizveranstaltung in der Gartenschau in Kaiserslautern, um etwas an die Organisation zurückzugeben. Dort wird es nicht nur musikalische Darbietungen geben, sondern auch Informationsstände und Gesprächsrunden. Stark hat die Initiative „Wir werden laut“ gegründet, um anderen Opfern zu zeigen, dass sie nicht allein sind und dass es einen Ausweg gibt.

Die Entwicklung, die Stark in den letzten zwei Jahren durchlaufen hat, ist für Betz bemerkenswert. „Es ist unglaublich, welchen Weg sie gegangen ist und wo sie heute steht“, sagt der 66-Jährige voller Respekt. Ihre Reise vom Opfer zur Kämpferin, die anderen hilft, ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Unterstützung echte Veränderungen bewirken kann.

Die Bedeutung des Weißen Rings

Der Weiße Ring, gegründet im Jahr 1976 durch den Journalisten Eduard Zimmermann, ist eine unabhängige Organisation, die sich durch Spenden und Mitgliedsbeiträge finanziert. Diese Organisation spielt eine entscheidende Rolle, indem sie Opfern von Straftaten zur Seite steht und ihnen hilft, den Alltag nach einem traumatischen Erlebnis wieder zu bewältigen. Die Bundesgeschäftsstelle befindet sich in Mainz, und die Helfer sind täglich von 7 bis 22 Uhr unter der Nummer 116 006 für Betroffene da. Der Anruf ist kostenfrei und anonym, was vielen Opfern eine zuerst nötige Hemmschwelle nehmen kann.

Vor einem Jahrzehnt betreute die Außenstelle im Donnersbergkreis lediglich etwa fünf Personen pro Jahr. Dieser Wert hat sich mittlerweile verzehnfacht. „Die steigende Zahl der hilfesuchenden Menschen zeigt, wie notwendig solche Angebote sind“, sagt Betz. Es ist ein Zeichen dafür, dass mehr Betroffene bereit sind, über ihre Erlebnisse zu sprechen und Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Der Umgang mit den verschiedenen Fällen erfordert jedoch ein hohes Maß an Professionalität und Empathie. Betz hebt hervor: „Mitfühlen, aber nicht mitleiden“. Es ist wichtig, eine gewisse emotionale Distanz zu wahren, um den Opfern auch langfristig helfen zu können. Unterstützungsangebote für die Helfer selbst sind ebenfalls ein wichtiger Aspekt, denn auch sie sind den emotionalen Belastungen ausgesetzt, die ihre Arbeit mit sich bringt.

Die Arbeit des Weißen Rings ist mehr als nur eine kurzfristige Hilfe – sie fördert nachhaltige Heilungsprozesse. Marie-Christin Stark ist ein lebendes Beispiel dafür, wie Unterstützung den Weg zurück ins Leben ebnen kann und wie wichtig es ist, anderen Mut zu machen, die möglicherweise in ähnlichen Situationen stecken. Durch Veranstaltungen wie die anstehende Benefizveranstaltung wird nicht nur der Weiße Ring bekannter, sondern auch ein öffentliches Bewusstsein geschaffen, das die Notwendigkeit von Hilfe für Gewaltopfer unterstreicht.

Lebt in Mühlheim und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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