Rheinland-PfalzTrierTrier-Saarburg

Die Igeler Säule: Ein römisches Denkmal, das durch Missverständnisse gerettet wurde

In Rheinland-Pfalz, genauer gesagt im Landkreis Trier-Saarburg, steht mit der Igeler Säule das größte bestehende Pfeilergrab nördlich der Alpen, welches fast 2.000 Jahre Geschichte überdauert hat und dank eines mittelalterlichen Missverständnisses als wichtiges Zeugnis römischer Kultur sowie Teil des UNESCO-Weltkulturerbes erhalten blieb.

In Rheinland-Pfalz, einem Bundesland mit einer tief verwurzelten Geschichte, steht ein außergewöhnliches Denkmal, das Zeugnis von fast 2.000 Jahren Vergangenheit ablegt. Die Region Trier-Saarburg, einst ein wichtiges Handelszentrum im Römischen Reich, beherbergt die beeindruckende Igeler Säule, die nicht nur durch ihre Größe, sondern auch durch ihre faszinierende Historie besticht.

Diese nahezu 23 Meter hohe Säule aus rotem Sandstein gilt als das größte bestehende Pfeilergrab nördlich der Alpen. Errichtet im 3. Jahrhundert nach Christus, überstand sie die Jahrhunderte weitgehend unverändert. Historiker sind sich einig: Wäre die wahre Bedeutung der dargestellten Szenen während des Mittelalters erkannt worden, hätte das Grabmal möglicherweise nicht überlebt.

Ein Missverständnis bewahrte ein Denkmal

Die Igeler Säule wurde als Grabmal für die Familie der Secundinier, einer wohlhabenden Tuchhändlerfamilie, errichtet. Ihre dekorierten Szenen illustrieren den Alltag und die Werte dieser Familie, die auch im Tod Erinnerungen bewahren wollte. Zu jener Zeit war es für die meisten Händlerfamilien unerschwinglich, solch ein imposantes Grab zu finanzieren, was die Igeler Säule zu etwas ganz Besonderem macht.

Was jedoch dafür sorgte, dass dieses Monument bis in die heutige Zeit erhalten blieb, ist eine witzige ironische Wendung der Geschichte. Im Mittelalter wurden die dargestellten Szenen fälschlicherweise als Hochzeit der Eltern von Kaiser Konstantin interpretiert. Dieser Kontext führte dazu, dass die Figurengruppe als bedeutend für die Christliche Geschichte betrachtet wurde, weshalb der Erhalt der Säule nicht in Frage gestellt wurde. Wäre die Säule als römisch identifiziert worden, hätte man die Möglichkeit in Betracht gezogen, ihre Steine für andere Bauprojekte wiederzuverwenden, was letztendlich zur Zerstörung des Denkmals geführt hätte.

Die kulturelle Relevanz der Igeler Säule

Die kulturelle Bedeutung der Igeler Säule ist nicht zu unterschätzen. Als Teil des UNESCO-Weltkulturerbes zieht sie nicht nur Touristen an, sondern hat auch bedeutende Persönlichkeiten wie den großen Dichter Johann Wolfgang von Goethe inspiriert. Goethe selbst äußerte seine Bewunderung für die Säule, indem er deren monumentale Erhabenheit lobte und die Kontraste zwischen der kriegerischen Vergangenheit und der glücklichen Existenz der Menschen in dieser Region hervorhob.

Darüber hinaus sind die kunstvoll gestalteten Darstellungen auf der Säule nicht nur künstlerisch wertvoll, sondern bieten auch Einblicke in das Leben und die sozialen Strukturen der damaligen Zeit. Die Abbildungen erlauben es Historikern, Rückschlüsse auf das tägliche Leben der Secundinier zu ziehen und fördern das Verständnis für die römische Kultur in der Region.

Für die Besucher der Stadt Trier stellt die Igeler Säule nicht nur eine visuelle Attraktion dar, sondern auch ein Fenster in die Geschichte, das es ermöglicht, die tiefen Wurzeln der Stadt und die verschiedenen Epochen ihrer Entwicklung zu erkunden. Als ein eindrucksvolles Zeichen der Vergangenheit und als Erinnerung an die glorreiche Geschichte, die Trier einst prägte, bleibt die Igeler Säule ein unverwechselbares Wahrzeichen.

Lebt in Brandenburg und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"