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Pflege in Thüringen: Sprachprobleme gefährden Patientensicherheit!

Die DBfK-Präsidentin Vera Lux warnt eindringlich vor den Folgen einer Pflegeausbildung mit nur Sprachlevel B1, da unzureichende Sprachkenntnisse das Fehlerrisiko erhöhen und die Patientensicherheit gefährden könnten – ein dringendes Problem angesichts des akuten Personalmangels in Thüringen!

Der akute Personalmangel in der Pflegebranche führt zu einer kontroversen Diskussion über die Sprachkompetenz von Pflegekräften aus dem Ausland. Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (BPA) in Thüringen fordert, Pflegekräfte sollten in Ausnahmefällen auch bei einem Sprachniveau von B1 arbeiten dürfen. Vera Lux, Präsidentin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK), widerspricht vehement und verweist darauf, dass bereits das Niveau B2 oft nicht ausreiche. Ihrer Meinung nach sollte mindestens C1 gefordert werden, um die Sicherheit von Bewohnern und Patienten zu gewährleisten.

Thomas Engemann, leiter der BPA in Thüringen, sieht eine Möglichkeit für ausländische Pflegekräfte, ihre Ausbildung mit B1 zu beginnen, vorausgesetzt, dies wird von der Pflegeschule und dem Bildungsministerium genehmigt. Diese Vorschläge werfen jedoch eine wichtige Frage auf: Wie gut ist eine Pflegekraft tatsächlich in der Lage, in kritischen Momenten zu kommunizieren, wenn ihr Sprachlevel nur über grundlegende Fähigkeiten verfügt?

Die Herausforderungen der Sprachkompetenz

Der DBfK-Präsidentin Lux ist bewusst, dass der Druck auf Pflegeanbieter steigt, um ausländische Abschlüsse schneller anerkennen zu lassen. Doch sie betont, dass die Anforderungen in der Altenpflege rasant zunehmen. Vor allem die Krankenhausreform sorgt dafür, dass Patienten früher aus dem Krankenhaus entlassen werden. Dies erhöht den Druck auf Pflegeeinrichtungen und erfordert hochqualifizierte Fachkräfte. Lux berichtet von ihrer Erfahrung, dass Pflegekräfte oft überlastet waren, als komplexe Fälle wie die Rückkehr eines Patienten mit einem Kunstherz in die Einrichtung ankamen.

Die Fähigkeit, medizinische und pflegerische Fachbegriffe zu verstehen und in Stresssituationen präzise zu kommunizieren, ist entscheidend. Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Mitarbeiter, der sich nicht sicher ausdrücken kann, könnte im Notfall wichtige Informationen an Ärzte oder andere medizinische Fachkräfte nicht korrekt übermitteln. Das Risiko von Fehlern, wie etwa Medikamentenverwechslungen, steigt erheblich.

Lux bringt weitere drei überzeugende Punkte vor, die gegen die Zulassung von Pflegekräften mit nur B1-Niveau sprechen:

  • Die Definition und Bedeutung der Sprachlevel B1 und B2 ist unscharf. Es gibt keine einheitliche Akkreditierung für die Sprachschulen, die diese Zertifikate ausstellen. Dies könnte bedeuten, dass Pflegekräfte möglicherweise nicht wirklich die Fähigkeiten haben, die für ihre Aufgabe nötig sind.
  • Mit der neuen Personalbemessung (PeBeM) könnte es zu einer Erhöhung der Hilfskraftquote und damit zu einem Rückgang der Zahl qualifizierter Pflegekräfte in den Einrichtungen kommen. Die verbleibenden Fachkräfte müssen jedoch die deutsche Sprache und Fachsprache sicher beherrschen.
  • Es wird oft gesagt, dass Pflegekräfte ebenso wie Ärzte im internationalen Team auf Englisch kommunizieren könnten. Lux bringt jedoch in Zweifel, dass viele Pflegekräfte in Deutschland tatsächlich ausreichend Englisch sprechen, um sich in kritischen Situationen verständigen zu können.

Die DBfK-Präsidentin unterstützt die Position der Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Gesundheitsversorgung (GQMG). Sie war bis 2023 Mitglied der GQMG, die bereits in einem Positionspapier aus dem Jahr 2020 an die Politik appelliert hat, die Anerkennung von Pflegefachkräften vom Sprachniveau C1 abhängig zu machen.

Die Dringlichkeit dieser Diskussion zeigt sich in der gegenwärtigen Situation der Pflege. Geregelte Standards für die Sprachkompetenz könnten nicht nur zur Verbesserung der Pflegequalität beitragen, sondern auch dazu, die Sicherheit der Patienten zu erhöhen. Diese Gespräche müssen fortgeführt werden, um sowohl den Bedarf an Pflegekräften als auch die Sicherheit der Gesundheitsversorgung in Deutschland zu gewährleisten.

Lebt in Mühlheim und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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