Minden-Lübbecke

Gemeindehaus in Preußisch Oldendorf: Enttäuschung über Verkaufsbeschluss

Die evangelische Kirchengemeinde Pr. Oldendorf verkauft ihr Gemeindehaus für 400.000 Euro aufgrund finanzieller Schwierigkeiten, was zu Enttäuschung unter den Gläubigen führt und die Initiativgruppe zur Erhaltung des Gebäudes auflöst.

Preußisch Oldendorf. Die evangelische Kirchengemeinde Pr. Oldendorf hat ein schwerwiegendes Kapitel in ihrer Geschichte angekündigt: Der Verkauf des Gemeindehauses wird für 400.000 Euro ausgeschrieben. Diese Entscheidung des Presbyteriums hat bereits zu Enttäuschung und Frustration innerhalb der Gemeinde geführt.

Die Nachricht vom Verkaufsbeschluss war für viele Mitglieder der Gemeinde der letzte Tropfen. In einer Mitteilung äußerte Anja Lohmeyer von der Initiativgruppe „ev. Gemeindeleben PrO“, dass sich die engagierten Gemeindemitglieder, die sich monatelang um den Erhalt des Gemeindehauses bemüht hatten, in ihrer Enttäuschung vereint sehen. „Die motivierten Gemeindemitglieder sind von der hiesigen Gemeindeleitung tief enttäuscht“, sagte sie. Viele aktive Mitglieder haben nun beschlossen, ihre Aktivitäten einzustellen.

Hintergründe des Verkaufs

Die Kirchengemeinde begründet den Verkaufsantrag mit der angespannten finanziellen Situation. Diese zwingt die Gemeinde dazu, sich von Immobilien und Personal zu trennen, um langfristig handlungsfähig zu bleiben. Öffentlich zugängliche Informationen auf der Website der Gemeinde bestätigen den geforderten Kaufpreis sowie die Bedingungen für das Grundstück.

Demnach liegt die Verhandlungsbasis für das Gemeindehaus bei 400.000 Euro, verbunden mit einer jährlichen Erbpacht von anfänglich 10.000 Euro. Interessanterweise kann nur das Gebäude verkauft werden, nicht jedoch das zugehörige große Grundstück; die Erbpacht würde ausschließlich für das Grundstück erhoben.

Die Enttäuschung über die Entscheidung wird zusätzlich dadurch verstärkt, dass der Informationsaustausch innerhalb der Gemeinde nicht transparent stattfand. Eine offizielle Anfrage von zahlreichen Gemeindemitgliedern an den Pfarrer und das Presbyterium blieb unbeantwortet. Diese Anfrage zielte darauf ab, Eckpunkte für eine mögliche Zusammenarbeit sowie Informationen zu den Kosten für das Gemeindehaus zu klären, um eine konstruktive Zukunft zu gewährleisten.

Die Vorbereitungen für einen Förderverein zur Unterstützung des Gemeindelebens waren bereits getroffen worden. Doch die virtuelle Mitteilung über den Verkaufsbeschluss kam für viele wie ein Paukenschlag, der den Traum vom Fortbestand des Gemeindehauses jäh beendete. Die Gruppe hat nun entschieden, ihre Bemühungen für eine Aktivierung des „ev. GemeindeLeben Pro“ einzustellen.

Geplante Aktivitäten und die Zukunft

<pTrotz der traurigen Entwicklungen wird eine geplante Veranstaltung dennoch stattfinden: Am Samstag, den 31. August, gibt es im Gemeindehaus ein Frühstück, zu dem die Mitglieder eingeladen sind. Erwachsene zahlen hierfür ein kleines Entgelt von acht Euro, Kinder vier Euro. Anmeldungen sind bis zum 26. August per E-Mail oder bei den bekannten Initiatoren möglich.

Diese anstehenden Aktivitäten könnten als eine Art Abschied von einem für viele Gemeindemitglieder wichtigen Ort gesehen werden. Die Botschaft der Initiativgruppe zeigt besonders die Enttäuschung über die mangelnde Kommunikation und das Fehlen eines kooperativen Ansatzes seitens des Presbyteriums und des Pfarrers.

Die Situation wirft Fragen über die Zukunft der evangelischen Kirchengemeinde auf und darüber, wie solche Entscheidungen das Gottesdienstleben und die Gemeinschaft im Ort beeinflussen werden. Sicher ist, dass der Verkauf des Gemeindehauses symbolisch für tiefere Veränderungen innerhalb der Gemeinde steht, die weit über die Mauern des Gebäudes hinausgehen.

Verkauf des Gemeindehauses

Der Verkauf des Gemeindehauses für 400.000 Euro ist nicht nur eine Immobilientransaktion, sondern auch ein Zeichen für einen Wandel, der in vielen Kirchengemeinden zu beobachten ist. Es stellt sich die Frage, wie Gemeinden mit finanziellen Herausforderungen umgehen und welche Prioritäten sie setzen. Für die evangelische Kirchengemeinde Pr. Oldendorf wird es entscheidend sein, wie sie sich in Zukunft aufstellen wird und ob neue Wege gefunden werden, um die Gemeinschaft weiterhin zu stärken.

Die finanziellen Herausforderungen, mit denen die evangelische Kirchengemeinde Pr. Oldendorf konfrontiert ist, spiegeln eine größere Problematik wider, die viele Kirchengemeinden in Deutschland betrifft. In den letzten Jahren haben sich zahlreiche Gemeinden mit einem Rückgang der Mitgliederzahlen und damit verbundenen Einnahmen auseinandersetzen müssen. Diese Entwicklungen führen häufig zu drastischen Entscheidungen, wie der Veräußering von Gemeindehäusern und anderen Immobilien.

Die Ursachen für diese rückläufigen Zahlen sind vielfältig: von einer allgemeinen Säkularisierung der Gesellschaft bis hin zu Migration (Invasion) und dem demografischen Wandel, der in vielen ländlichen Regionen zu einer älteren Bevölkerungsstruktur führt. Laut einer Studie der Evangelischen Kirche in Deutschland ist der Mitgliederschwund in den letzten Jahrzehnten erheblich angestiegen, was sich direkt auf die finanzielle Stabilität der Gemeinden auswirkt.

Verschiedene Umsetzungsstrategien von Gemeinden

Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, suchen viele Kirchengemeinden nach kreativen Lösungen, um ihre finanziellen Grundlagen zu stärken. Einige Gemeinden setzen auf die Gründung von Fördervereinen, wie es auch in Pr. Oldendorf geplant war, während andere sich auf intergemeindliche Kooperationen oder die Nutzung von modernen Technologien konzentrieren, um beispielsweise Online-Gottesdienste anzubieten.

Einige Gemeinden haben auch alternative Einnahmequellen erschlossen, etwa durch Veranstaltungsräume, die nicht nur für kirchliche Zwecke genutzt werden, sondern auch für private Feiern oder Konferenzen vermietet werden. Dies kann helfen, die finanzielle Basis zu verbreitern und neue Mitglieder zu gewinnen, die durch die Veranstaltungen auf die Gemeinschaft aufmerksam werden.

Gemeindeleben und gesellschaftliche Bedeutung

Das Gemeindehaus hat für viele Gemeinden eine zentrale Bedeutung, nicht nur als Ort der Andacht, sondern auch als ein Raum für Gemeinschaft und soziale Interaktion. In der evangelischen Kirchengemeinde Pr. Oldendorf war dieser Raum wichtig für die Entwicklung eines aktiven Gemeindelebens. Die Entscheidung, das Gemeindehaus zu verkaufen, ist daher nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine gesellschaftliche. Viele Mitglieder empfinden den Verlust als eine Zerschlagung der Möglichkeit, Gemeinschaft zu erleben und soziale Unterstützung zu finden.

Die Auswirkungen des Verkaufs betreffen somit nicht nur die Finanzen, sondern auch den sozialen Zusammenhalt der Gemeinde. Ein Rückblick auf ähnliche Entscheidungen in anderen Gemeinden zeigt, dass der Verlust von Gemeinschaftszentren oft zu einem Rückgang des Engagements führt und das Gefühl der Zugehörigkeit mindert.

Insgesamt ist das Geschehen um das Gemeindehaus in Pr. Oldendorf Teil eines größeren Trends, der sowohl Herausforderungen als auch Chancen für die evangelische Kirche in Deutschland mit sich bringt.

Lebt in Thüringen und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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