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Chilly Gonzales: Kunst im Zeitalter des Kommerzes und der Moral

Chilly Gonzales veröffentlicht heute sein mutiges neues Album «Gonzo» in Köln, auf dem er sich kritisch mit der Rolle der Kunst im Zeitalter des Kommers auseinandersetzt und provokante Fragen über bekannte Künstler wie Richard Wagner aufwirft!

In Köln hat der kanadische Musiker Chilly Gonzales sein neues Album „Gonzo“ veröffentlicht, das heute erscheint. Mit diesem Werk reflektiert er nicht nur seine künstlerische Identität, sondern auch die komplexen Fragen rund um Kunst, Kommerz und die moralischen Ansprüche an Künstler. Dies ist besonders bemerkenswert, da Gonzales zuvor mehrere Instrumental-Alben herausgebracht hat, nun aber einen klaren Fokus auf Texte setzt.

„The first time that I entertained was the first time that I felt sane“ – mit diesen eindringlichen Worten, die von Streichern begleitet werden, beginnt das Titelstück. Gonzales, der seinen bürgerlichen Namen Jason Charles Beck trägt und seit vielen Jahren in Köln lebt, betont, dass er beim Schreiben der Lieder bewusst nicht an sein Publikum denkt. Er folgt stattdessen intuitiv seinen inneren Gedanken und Gefühlen, bevor er in den Entertainer-Modus wechselt und darüber nachdenkt, was auf der Bühne funktionieren könnte.

Der kritische Blick auf die Kunstszene

Einer der auffälligsten Songs auf „Gonzo“ ist „Neoclassical Massacre“. Hier übt Gonzales eine scharfe Kritik an Künstlern, die sich dem Diktat von Streaming-Algorithmen unterwerfen, um kommerziellen Erfolg zu erzielen. „Die Rolle eines Künstlers ist nicht, den Algorithmus diktieren zu lassen, was wir schaffen – sondern den Algorithmus zu unserem Vorteil zu nutzen, wenn wir etwas geschaffen haben“, erklärt er.
Bei der Betrachtung seiner eigenen Erfahrungen stellt Gonzales, ein vielseitiger Künstler, Fragen zur Rolle der Kunst in der heutigen Zeit und zu den ethischen Herausforderungen, die sie mit sich bringt.

Besonders provokant ist der Song „F*ck Wagner“. Darin behandelt Gonzales den Zwiespalt zwischen der Bewunderung für die Musik von Richard Wagner und dessen problematischen Ansichten. Sein Vater, ein jüdischer Mann, hatte ihn von klein auf mit Wagners Musik vertraut gemacht. Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur reflektiert Gonzales, wie er mit den Widersprüchen von Kunst und Künstler umgeht: „Man muss den Künstler von seiner Kunst trennen. Das war seither mein Mantra.“

Die Verwandlung der Richard-Wagner-Straße in Köln in eine Tina-Turner-Straße ist ein weiteres Zeichen seines Engagements. „Es geht nicht darum, dass ich denke, alle Namen von nicht-perfekten Menschen müssten verschwinden, sondern darum, ein Bewusstsein für die Spannungen in der Kunst zu schaffen“, sagt Gonzales.

Seine Forderung, die Straßenbezeichnungen zu überdenken, zielt darauf ab, die Diskussion über die Moral der Künstler und deren Werk am Leben zu halten. Trotz seiner kritischen Haltung geht er mit Verständnis an die Thematik heran und betont, dass er nicht dazu aufruft, Wagners Musik zu boykottieren. „Ich kann zum Beispiel nicht aufhören, Kanye Wests Musik zu hören, egal, was ich über seine antisemitischen Aussagen denke“, fügt er hinzu.

Lebt in Berlin und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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