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Kölns Chilly Gonzales fragt: Kunst oder Kommerz – Was zählt wirklich?

Chilly Gonzales veröffentlicht sein provokantes neues Album «Gonzo» in Köln, das die Grenzen von Kunst und Kommerz thematisiert und mit Songs wie «F*ck Wagner» zur Diskussion über den Umgang mit problematischen Künstlern anregt – ein Must-Hear für alle Musikfans!

Köln – Ein spannendes Kapitel der Kunst wird mit der Veröffentlichung von Chilly Gonzales‘ neuem Album „Gonzo“ aufgeschlagen, das heute auf den Markt kommt. Der kanadische Musiker, der mittlerweile in Köln lebt, beschäftigt sich auf diesem Album intensiv mit den Fragen, was Kunst ausmacht und ob sie sich dem Kommerz unterordnen sollte. Nach einer Phase, in der er vor allem instrumental arbeitete, bringt er nun zahlreiche Texte und persönliche Gedanken ein.

Die Eröffnungszeile des Titelsongs „Gonzo“ macht sofort klar, dass Gonzales sich mit seinen eigenen Gefühlen auseinandersetzt: „Das erste Mal, als ich unterhalten habe, war das erste Mal, dass ich mich vernünftig fühlte.“ Dies verdeutlicht, wie sehr er den Drang verspürt, sich in seiner Kunst auszudrücken und gleichzeitig eine Verbindung zu seinem inneren Selbst herzustellen. „Ich denke dabei nicht an mein Publikum. Ich produziere so viel ich kann und folge einfach den Texten“, berichtet er der Deutschen Presse-Agentur.

Kritik am Algorithmus

Ein sehr wichtiger Punkt in Gonzales‘ Schaffen ist der Song „Neoclassical Massacre“. Hier greift er die Problematik auf, dass viele Künstler ihre Musik nur nach den Regeln des Algorithmus von Streamingdiensten gestalten, um kommerziellen Erfolg zu erzielen. „Die Rolle eines Künstlers ist es nicht, sich von Algorithmen leiten zu lassen, sondern sie zu unserem Vorteil zu nutzen, nachdem wir etwas geschaffen haben“, erklärt er mit Nachdruck.

Der provokanteste Track auf dem neuen Album ist jedoch „F*ck Wagner“. Gonzales thematisiert hier die komplizierte Beziehung zwischen seinem eigenen musikalischen Werdegang und den problematischen Ansichten des Komponisten Richard Wagner. „Man muss den Künstler von seiner Kunst trennen“, hält er fest und reflektiert, wie sein Vater, der Jude ist, ihn als Kind dazu ermutigte, Wagners Werke zu genießen, obwohl diese von einem Mann kamen, der antisemitische Ansichten vertrat. Diese inneren Konflikte prägen nicht nur seine Sicht auf Kunst, sondern auch seine persönliche Verbindung zur Musik Wagners.

Eine Petition für Tina Turner

Auf eine weitere Form der Auseinandersetzung mit künstlerischen Idealen hinweist Gonzales mit seiner Initiative zur Umbenennung einer Richard-Wagner-Straße in Köln zu einer Tina-Turner-Straße. „Dies ist nicht etwa ein Vorstoß gegen imperfekte Künstler. Ich bin kein Kämpfer der Cancel-Culture“, stellt Gonzales klar. Vielmehr wolle er das Bewusstsein für die Ambivalenz von Kunst und Künstlern schärfen – und die Diskussion fördern, wie wir mit dem Erbe solcher Persönlichkeiten umgehen.

Die Veröffentlichung des Albums „Gonzo“ stellt somit nicht nur einen musikalischen Höhepunkt dar, sondern öffnet auch einen Raum für tiefere Diskussionen über Kunst, Verantwortung und die Persönlichkeiten dahinter. Chilly Gonzales nutzt seine Plattform, um sowohl zu unterhalten als auch zum Nachdenken anzuregen, wobei sein neues Werk ein eindrucksvolles Zeugnis seiner kreativen Reise ist.

Lebt in Bremen und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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