Berchtesgadener LandNordrhein-Westfalen

Bergwacht Ramsau: Dramatische Rettungsaktion am Hochkalter

Die Bergwacht Ramsau war am 22. August 2024 bei mehreren anspruchsvollen Rettungseinsätzen gefordert, darunter die dramatische Bergung eines 27-jährigen Urlaubers aus Nordrhein-Westfalen, der am Hochkalter in eine gefährliche Lage geriet und durch die Zusammenarbeit von Rettungshubschrauber und Bergrettern sicher ins Tal gebracht wurde.

Die Bergwacht Ramsau hat in den letzten Tagen eine Reihe von bemerkenswerten Einsätzen absolviert, die die Herausforderungen und Risiken, denen sich die ehrenamtlichen Retter in den bayerischen Alpen aussetzen, deutlich machen.

Am Mittwochnachmittag des 22. August 2024 benötigte ein 27-jähriger Urlauber aus Nordrhein-Westfalen dringend Hilfe. Er hatte sich von der Blaueishütte auf dem Hochkalter über einen Gletscher gewagt und war dann durch die große Randkluft, die entstand durch die warme Jahreszeit, in die Bredouille geraten. Der Weg war so gefährlich und die Abgründe so tief, dass der junge Mann ohne Seil und Pickel nicht mehr weiterkommen konnte. Seine Freundin, die von seinem Notstand via Nachrichten informiert wurde, tätigte um 15:20 Uhr den Notruf bei der Leitstelle Traunstein, da der Mann aufgrund von schlechter Handyverbindung selbst nicht in der Lage war, Hilfe zu rufen.

Einsätze rund um den Hochkalter

Der Einsatz begann rasch: Der Rettungshubschrauber „Christoph 14“ flog um 16:00 Uhr einen Bergretter zur Unglücksstelle. Die Sicht war durch dichte Wolken stark eingeschränkt, was die Rettungsaktion erheblich erschwerte. Der Bergretter konnte gegen 16:30 Uhr den 27-Jährigen kontaktieren und ihm versichern, dass Hilfe unterwegs sei. Die Wetterbedingungen verschlechterten sich jedoch, sodass der Helikopter die anderen in der Nähe befindlichen Bergretter nicht wie geplant absetzen konnte.

Dennoch gelang es dem Bergretter, den Urlauber mit einem Seil zu sichern. Um 17:10 Uhr trafen dann zwei weitere Bergretter am Unfallort ein, die den jungen Mann weiter absicherten und ihm wärmeres Gepäck anreichten. Schließlich gelang es dem Team, den Abstieg über den Gletscher ans Felsband entlang der Blaueisspitze zu meistern. Nach mehreren Abseilmanövern und der Berücksichtigung des Wärmebedarfs des frierenden Mannes erreichten sie gegen 19:00 Uhr ein unteres Schneefeld. Letztlich gelang es ihnen gegen 19:40 Uhr, wieder an der Blaueishütte zu sein. Dort standen bereits Transportmittel bereit, die alle weiteren Bergretter bis 21:00 Uhr zurück zur Rettungswache brachten.

Die Bergwacht war in dieser Woche jedoch nicht nur bei einem Einsatz gefordert; auch am Dienstag, den 20. August, war das Team aktiv. An diesem Tag absolvierten sie gleich drei Einsätze, die zum Teil gleichzeitig stattfanden.

Bereits früh um 6:20 Uhr war eine 47-jährige Urlauberin aus Mecklenburg-Vorpommern in Not, da sie den Abstieg vom Watzmannhaus nicht mehr alleine zu bewältigen wusste. Ein Team von acht Bergrettern half ihr bis zum Mittag zurück ins Tal. Später am Abend war ein 63-jähriger Mann mit einer schweren Knieverletzung im Gebiet um den Watzmann zu versorgen. Hierfür musste der Hubschrauber mit Ärzten und Rettungskräften in einem präzisen Manöver abgesetzt werden, um den Patienten notfallmedizinisch zu versorgen und dann zur Kreisklinik Bad Reichenhall zu transportieren.

Herausfordernde Bedingungen

Die Einsätze der Bergwacht sind oft nicht nur körperlich anstrengend, sondern auch psychisch belastend, da sie in einem herausfordernden und oftmals gefährlichen Terrain stattfinden müssen. Auch am Sonntag, den 18. August, halfen sie einer jungen Frau aus Berlin, die mit Fußschmerzen am Abstieg gehindert wurde. Da kein Krankentransportwagen verfügbar war, begleiteten sie die Patientin selbst zur Klinik. Am Freitag, den 16. August, sorgte ein mutmaßliches alpines Notsignal am Watzmann für Aufregung, stellte sich jedoch nach eingehenden Prüfungen als harmlos heraus, da der betreffende Bergsteiger in absteigender Bewegung war.

Diese vielen Einsätze zeigen nicht nur die Professionalität der Bergwacht Ramsau, sondern auch, wie wichtig solche Gruppen in Alpenregionen sind, wo viele Menschen ihre Freizeit verbringen und oft ohne die nötige Erfahrung unterwegs sind. Die Verantwortlichen sind ständig in Bereitschaft, um Leben zu retten, und das ohne Bezahlung – eine wahrlich bewundernswerte Leistung, die Anerkennung verdient.

Die Bergwacht Ramsau ist eine wichtige Institution in der Region Berchtesgadener Land, die sich um die Sicherheit von Bergwanderern und Kletterern kümmert. Ihre Mitglieder sind oft ehrenamtlich tätig und bringen umfangreiche Erfahrungen im Alpenbereich mit, speziell in Bezug auf alpine Gefahren und Rettungseinsätze. Diese Organisation war in den letzten Jahren regelmäßig in den Nachrichten, insbesondere in Zeiten intensiver Bergtourismus-Saisons, wo die Anzahl der Bergsteiger und Wanderer erheblich ansteigt.

In den letzten Jahren ist die Zahl der Einsätze der Bergwacht Ramsau tendenziell gestiegen. Laut der Statistiken des Bayerischen Roten Kreuzes hat die Bergwacht im Jahr 2022 rund 450 Einsätze verzeichnet, was einen Anstieg von ca. 15 % im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Diese Zunahme wird häufig auf den anhaltenden Trend zu Outdoor-Aktivitäten und den damit verbundenen Herausforderungen zurückgeführt, insbesondere im Hinblick auf sich schnell wechselnde Wetterbedingungen und unerfahrene Wanderer.

Herausforderungen in den Bergen

Die Einsätze der Bergwacht sind oft durch gefährliche Bedingungen geprägt. Im Berchtesgadener Land sind alpine Notlagen nicht ungewöhnlich, insbesondere aufgrund des häufig rauen Wetters und unvorhersehbarer Veränderungen in den Bergen. Die Kombination aus unzureichender Ausrüstung und mangelnder Erfahrung kann für Wanderer und Bergsteiger gefährlich sein. Immer wieder kommt es vor, dass Menschen in Not geraten, weil sie die Risiken in den Bergen unterschätzen.

Die Bergwacht berichtet zudem von einem Anstieg der Einsätze aufgrund medizinischer Notfälle, wie es im Fall der 57-jährigen Frau geschah. Hierbei ist es wichtig zu betonen, dass die Verbindung zur medizinischen Versorgung in abgelegenen Bergregionen von entscheidender Bedeutung ist. Oftmals sind die Rettungseinheiten auf die Luftrettung angewiesen, um schnell Hilfe leisten zu können, da der Zugang zu den Notfällen durch das Terrain erheblich erschwert wird.

Ausbildung und Prävention

Um solchen Notfällen entgegenzuwirken, investiert die Bergwacht in die Ausbildung ihrer Mitglieder. Jährliche Trainings und Simulationen von Rettungseinsätzen sind unerlässlich, um die Einsatzkräfte optimal auf diverse Szenarien vorzubereiten. Zudem gibt es Aufklärungsmaßnahmen für Wanderer und Bergsteiger, die über die richtige Ausrüstung und das Verhalten in den Bergen informieren. Informationsveranstaltungen und Sicherheitsbroschüren werden oft angeboten, um das Bewusstsein für die Gefahren im Gebirge zu schärfen.

Insgesamt spielt die Bergwacht Ramsau nicht nur eine entscheidende Rolle bei der Rettung in Notfällen, sondern auch in der Präventionsarbeit, auf die die Aufmerksamkeit aller Bergliebhaber gerichtet werden sollte. Die Kombination aus aktiver Rettungsarbeit und präventiven Maßnahmen ist entscheidend, um die Sicherheit in den Bergen zu gewährleisten und die Gefahr von Unfällen zu reduzieren.

Lebt in Hamburg und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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