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Nutrias bedrohen Küstenschutz: Deiche in Niedersachsen auf der Kippe!

Alarm an der Nordsee: Invasive Nutrias wühlen sich durch Deiche und gefährden den Küstenschutz, während ihr ungebremstes Wachstum zahlreiche Schäden und die Sicherheit von über 1,3 Millionen Menschen in Niedersachsen bedroht!

Die Nordseeküste und ihre Deiche sehen sich einer ernsthaften Bedrohung durch die Nutria ausgesetzt, ein Tier, das ursprünglich aus Südamerika stammt und mittlerweile auch in Deutschland heimisch geworden ist. Diese invasive Art breitet sich schnell in Niedersachsen und Schleswig-Holstein aus und verursacht durch ihre unterirdischen Grabungen erhebliche Schäden an den Küstenschutzanlagen. Experten warnen, dass die Stabilität der Dünen und Deiche gefährdet ist, was potenziell weitreichende Folgen haben könnte.

Nutrias, auch bekannt aus Begriffen wie Biberratte oder Wasserratte, können bis zu 65 cm lang werden und wiegen zwischen 4 und 10 kg. Sie stammen aus Lebensräumen in Südamerika und wurden in Deutschland im 19. Jahrhundert vor allem für die Pelzproduktion eingeführt. Ihre Population hat sich rasant entwickelt, und allein in Niedersachsen hat sich der Verbreitungsbereich zwischen 2015 und 2021 verdoppelt. Dies ist ein ernstzunehmendes Problem, denn vor kurzem wurden etwa vier Meter tiefe unterirdische Bauten in Deichen bei Quakenbrück entdeckt.

Die Auswirkungen auf Deiche

Die breiten Gänge, die Nutrias graben, gefährden die Struktur der Deiche, die nicht nur Landschaftselemente sind, sondern auch Schutz für 1,3 Millionen Menschen sowie Werte von etwa 140 Milliarden Euro bieten. Heiko Fritz von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen beschreibt die Situation als alarmierend, da unentdeckte Hohlräume in den Deichen entstehen, die zu gefährlichen Situationen führen können, wenn Fahrzeuge oder Menschen darauf treten.

Um die wachsende Nutriapopulation einzudämmen, hat Niedersachsen bereits 2012 Fachleute eingestellt, die professionell die Jagd auf diese Tiere durchführen. Spannenderweise ist die Nutria die einzige Wildart in Niedersachsen, die ganzjährig bejagt werden darf. Diese Regelung ist nötig, da die Tiere konstant Nachwuchs produzieren. Der jüngste Jagdbericht zeigt, dass in der Saison 2022/2023 fast 35.000 Nutrias erlegt wurden.

EU-Vorschriften und weitere Maßnahmen

Die EU hat die Nutria als „invasive gebietsfremde Wirbeltierart“ klassifiziert, was bedeutet, dass die Mitgliedstaaten die Verbreitung derartiger Arten überwachen und deren Zahl kontrollieren müssen. Dies geschieht nicht nur in Niedersachsen, sondern auch in den angrenzenden Bundesländern, wo die Nutria ebenfalls immer mehr Schäden anrichtet.

In Schleswig-Holstein wandern die Tiere über die Elbe ins Binnenland und zeigen bereits Anzeichen von Schäden an Uferböschungen. Die dortigen Wasserverbände warnen vor langfristigen Gefahren durch die Sackungen und möglichen Unterspülungen. Trotz einer gesetzlich festgelegten ganzjährigen Jagdzeit dürfen Muttertiere weiterhin nicht bejagt werden, was die Bekämpfung der Population erschwert. Dies könnte zu einem massiven Anstieg der Nutriapopulation führen und damit die Sicherheit der Deiche und Küstenanlagen zusätzlich gefährden.

Die Lage ist also ernst zu nehmen: Erfolgreiche Maßnahmen zur Eindämmung der Nutrierpopulation sind entscheidend für den Küstenschutz. Die Herausforderung bleibt, wie das Land und die zuständigen Verbände auf die fortschreitende Ausbreitung reagieren können, um die Sicherheit der Deiche und damit der Bevölkerung zu gewährleisten.

Für detaillierte Informationen über die aktuelle Situation und die Maßnahmen zur Bekämpfung der Nutria können Interessierte hier nachlesen.

Lebt in Stuttgarts Umland und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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