Hannover

Elektro-Laster erobern die IAA: Ende des Dieselzeitalters?

Auf der IAA Transportation setzen Hersteller wie Scania und Daimler-Truck auf Elektro-Laster, doch das schwache Ladenetz und die zögerlichen Käufer bremsen den Umstieg auf umweltfreundliche Transportlösungen, während Experten Milliarden-Investitionen fordern, um die Branche zu retten!

Auf der IAA Transportation Messe zeigt sich ein deutlicher Wandel in der Nutzfahrzeugbranche. Elektro-Lkw und -Transporter haben die klassische Dieseltechnologie weitgehend verdrängt. Hervorzuheben ist die Aussage von Scania-Chef Christian Levin, der betont, dass die Hersteller bereit sind, Elektrofahrzeuge zu liefern. Seine Äußerungen unterstreichen das Engagement der Branche, den Übergang zu elektrischen Lösungen aktiv zu gestalten.

Ein Blick in die Zukunft verschafft neue Perspektiven. Laut einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC könnte im Jahr 2030 jeder fünfte neu zugelassene Lkw weltweit elektrisch betrieben werden. Dieser Anteil könnte bis 2040 sogar auf 90 Prozent steigen. Daimler-Truck-Chef Martin Daum weist darauf hin, dass E-Lkw in der Gesamtkostenbetrachtung bereits mit Dieselfahrzeugen konkurrieren können. Trotz der hohen Erwartungen sind die Verkaufszahlen jedoch noch nicht zufriedenstellend: Im ersten Halbjahr fuhren in Europa lediglich 1,9 Prozent der neu zugelassenen Lkw elektrisch, wie der europäische Herstellerverband Acea berichtet.

Herausforderungen für die Branche

Die Frage, warum die Nachfrage nach Elektro-Lkw hinter den Erwartungen zurückbleibt, ist komplex. Christian Levin fordert eine klarere Politik, um die Kostengleichheit zwischen Elektro- und Dieselantrieben zu erreichen. Die Branche sieht sich zusätzlich mit der Herausforderung konfrontiert, ein flächendeckendes Ladenetz aufzubauen, ein Thema, das Daimler-Truck-Chef Daum als „großen Flaschenhals“ identifiziert. .

Laut der PwC-Studie wird die Schaffung eines flächendeckenden Ladeinfrastruktur ein Investitionsvolumen von insgesamt 34,7 Milliarden Euro erfordern: 6,1 Milliarden Euro aus öffentlichen Mitteln und 28,6 Milliarden Euro, die Unternehmen für eigene Ladepunkte bereitstellen müssen. Diese Investitionen sind entscheidend, um den nächstgelegenen Fluss an Elektrofahrzeugen und Bedienungsabläufen sicherzustellen.

In der aktuellen Situation muss die Branche auch weiterhin in Dieseltechnologien investieren. Der MAN-Chef Alexander Vlaskamp betont, dass Diesel bis zur vollständigen Ablösung durch Elektro weiterhin eine wichtige Rolle spielt. Gleichzeitig ist es auffällig, dass MAN alle Antriebe auf einem Band produziert. Dies bietet die Flexibilität, auf die sich wandelnde Nachfrage nach Elektro-Lkw zu reagieren. Im Gegensatz dazu sieht sich Volkswagen mit Problemen konfrontiert, da ihre Werke aufgrund schwacher Nachfrage unterausgelastet sind.

Marktentwicklung und Perspektiven

Die Marktdaten zeigen einen pessimistischen Trend: Im August sank der Nutzfahrzeugabsatz in Europa um 37 Prozent, und die Stimmung unter den Herstellern ist gedämpft. Traton-Chef Levin hält es für möglich, dass die Zurückhaltung der Kunden auf eine Wartehaltung zurückzuführen ist, die durch hohe Zinsen und eine stagnierende deutsche Wirtschaft verstärkt wird.

Ähnlich sieht es im gewerblichen Transportwesen aus. Carsten Intra, der Chef von VW-Nutzfahrzeugen, äußert Bedenken über die Marktentwicklung, und auch Daimler-Truck-Chef Daum rechnet mindestens bis Anfang 2025 nicht mit einer Besserung der Bedingungen. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Markt entwickeln und ob sich die jahrelange Investitions- und Innovationsbereitschaft der Unternehmen auszahlen wird.

Auf der IAA Transportation sind mehr als 1.650 Aussteller aus 41 verschiedenen Ländern vertreten, was die Wichtigkeit dieser Messe unterstreicht. Der Bundesverkehrsminister Volker Wissing und niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil werden die Ausstellung offiziell eröffnen, gefolgt von einer Erwartung des Vizekanzlers Robert Habeck. Diese Messe bietet den Unternehmen nicht nur eine Plattform, ihre neuesten Technologien zu präsentieren, sondern gibt auch Einblick in die Zukunft der Nutzfahrzeugbranche.

Lebt in Bremen und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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