In einem dramatischen Wendepunkt für die Energieversorgung in Celle hat der Stadtrat beschlossen, den Konzessionsvertrag mit der SVO und der Celle-Uelzen Netz GmbH (CUN) vorzeitig zu kündigen. Diese Entscheidung, die am 31. Dezember 2026 wirksam wird, könnte weitreichende Folgen für die Stadt und ihre Bürger haben. Der Rat hat sich für das Sonderkündigungsrecht entschieden, um die Verträge bis Ende 2024 zu beenden, wie Celler Presse berichtete.
Die Stadtwerke Celle und die CUN sind nun bereit, sich um die neuen Konzessionen zu bewerben, jedoch wird eine gemeinsame Bewerbung, die einige Ratsmitglieder favorisierten, wahrscheinlich nicht zustande kommen. SVO-Sprecher Thomas Hans warnte vor den Risiken dieser Entscheidung und betonte, dass die Stadt Celle als Anteilseigner bereits von den Gewinnen der SVO-Gruppe profitiere. „Eine darüber hinausgehende Kooperation sollte am Ende Vorteile für alle Beteiligten bringen. Im Strombereich ist jedoch genau dies nicht zu erwarten“, so Hans. Diese Bedenken wurden auch von Thomas Edathy, Geschäftsführer der Stadtwerke Celle, zurückgewiesen, der optimistisch ist, dass die Netzentgelte für die Verbraucher sinken werden.
Die Reaktionen im Rat sind gespalten
Die Entscheidung des Rates hat zu hitzigen Debatten geführt. Während einige Ratsmitglieder die Kündigung als Chance für eine Neuausrichtung der Stadtwerke sehen, warnen andere vor den finanziellen Risiken. Alexander Wille von der CDU äußerte, dass die Kündigung lediglich die Möglichkeit eröffnet, dass die Stadtwerke als Beste aus dem Verfahren hervorgehen, jedoch keine Garantie dafür besteht. „Die Fortführung mit der SVO ist die bessere Lösung“, sagte Wille und verwies auf die Expertise des Unternehmens.
Die Stadtwerke Celle müssen im Falle eines Zuschlags für das Stromnetz die CUN abkaufen, wobei der geschätzte Kaufpreis zwischen 50 und 70 Millionen Euro liegen könnte. Edathy plant, diesen Betrag durch den Verkauf von Avacon-Anteilen zu finanzieren. „Wir würden alle CUN-Mitarbeiter übernehmen, die zu uns wechseln wollen und die wir benötigen“, erklärte Edathy und versicherte, dass die Stadtwerke die Mitarbeiter der CUN gut integrieren würden.
Die Zukunft des Gasnetzes bleibt ungewiss
Ein weiterer kritischer Punkt ist die Zukunft des Gasnetzes. Die SVO hat klargestellt, dass sie eine Bewerbung für das Gasnetz von den Ausschreibungsbedingungen abhängig machen wird, da die Bundesregierung das Ende fossiler Brennstoffe bis 2045 ausgerufen hat. Dies wirft Fragen über die Rentabilität des Gasnetzes auf, da die Gewinne in den kommenden Jahren voraussichtlich sinken werden. „Wenn sich kein Bieter findet, fällt das Gasnetz an die Stadt zurück“, warnte Edathy.
Die SVO-Gruppe bedauert die politische Entscheidung, den Konzessionsvertrag vorzeitig zu beenden, und sieht darin ein hohes Risiko für die Stadt. „Mit dieser Entscheidung tauscht die Stadt Celle langfristige Sicherheit gegen ein hohes Risiko“, so Hans. Die SVO ist seit vielen Jahrzehnten in Celle verwurzelt, und viele ihrer Mitarbeiter leben in der Region. Die Unsicherheit über die Zukunft des Gasnetzes und die finanziellen Belastungen, die auf die Stadt zukommen könnten, sorgen für Besorgnis unter den Ratsmitgliedern und der Bevölkerung.
Die kommenden Monate werden entscheidend sein, da die Stadtwerke und die CUN sich auf das Ausschreibungsverfahren vorbereiten. Die Frage bleibt, ob die Stadtwerke die Herausforderungen meistern können und ob die Bürger von den Veränderungen profitieren werden, oder ob sie am Ende die Zeche zahlen müssen, wie einige Kritiker befürchten. Die Diskussion um die Energieversorgung in Celle ist noch lange nicht zu Ende, und die Bürger können gespannt sein, wie sich die Situation entwickeln wird.