Greifswald

Streit im Kreistag: BSW-Fraktionsmitglied verlässt überraschend die Partei

Nach nur drei Monaten im neuen Kreistag Vorpommern-Greifswald muss die frisch gegründete BSW-Fraktion den Austritt ihres ersten Mitglieds Florian Littek hinnehmen, der seinem Unmut über die innerparteiliche Demokratie und die Bildungspolitik Luft machte – droht jetzt ein politisches Erdbeben im Kreis?

In der politischen Landschaft des Kreises Vorpommern-Greifswald sorgen interne Spannungen in der Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) für Aufregung. Nur wenige Monate nach der Kommunalwahl, bei der das Bündnis einen unerwartet starken Einstieg hatte, ist ein bedeutendes Fraktionsmitglied abgesprungen. Florian Littek, bislang Teil der BSW-Fraktion, hat seinen Austritt zum 31. August bekannt gegeben, was für die verbleibenden Mitglieder eine Herausforderung darstellt.

Die Kreistagspräsidentin Sandra Nachtweih (CDU) und Detlef Rabethge, der Fraktionsvorsitzende der BSW, bestätigten den Austritt. Rabethge äußerte, dass Littek offenbar mit seinen Positionen innerhalb der Fraktion nicht unterstützt fühlte, dennoch gab es keine genauen Informationen zu den Gründen für seinen Rückzug.

Probleme der innerparteilichen Demokratie

Littek, Jahrgang 1987 und Lehrer am Alexander-Humboldt-Gymnasium in Greifswald, hat seine Unzufriedenheit mit dem BSW deutlich gemacht. Er warf der Fraktion ein unzureichendes Verständnis von innerparteilicher Demokratie vor und befürchtete, dass das Bündnis sich zu einer neuen Form einer Linkspartei entwickle, die stark von einer einzelnen Führungsperson dominiert wird. „Es sollten neue politische Wege beschritten werden, aber stattdessen schien sich alles in die Richtung einer traditionellen Linkspartei zu bewegen“, so Littek.

Ein Vorfall, der zu den Spannungen beitrug, war ein Vortrag von Littek zur Bildungspolitik, den er am 30. August in Güstrow hielt. Laut Berichten von Anwesenden stieß er auf erheblichen Widerstand, insbesondere von Mitgliedern, die sich eine Einheitsschule wünschen, eine Entscheidung, die an eine nostalgische Sichtweise auf die DDR erinnert.

Perspektiven für die Zukunft

Die Situation hat auch Spekulationen hinsichtlich Litteks zukünftiger politischer Ausrichtung ausgelöst. Es wird vermutet, dass er zur AfD oder zur CDU wechseln könnte. Ein erstes Gespräch mit der CDU hat bereits stattgefunden, wobei Jeanette von Busse, die Fraktionschefin, erklärte, dass die Entscheidung über eine mögliche Zusammenarbeit noch aussteht. „Wir werden in den kommenden Monaten entscheiden, ob wir ihn in die Fraktion aufnehmen“, sagte sie.

Die AfD, die derzeit mit 20 Mitgliedern die größte Fraktion im Kreistag stellt, hat ebenfalls signalisiert, dass sie grundsätzlich bereit wäre, mit Littek zusammenzuarbeiten, jedoch wären hierzu weitere Gespräche nötig.

Aktuell ist ungewiss, wie Florian Littek seine politische Zukunft gestalten wird, während er vorläufig als fraktionsloses Mitglied im Kreistag Platz nehmen wird, da die nächste Sitzung bereits am 7. Oktober stattfindet.

Lebt in Hannover und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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