Wetteraukreis

Vom Holzberg zurTierliebe: Siegfried Langsdorfs tierische Erinnerungen in Rödgen

Siegfried Langsdorf blickt mit nostalgischer Erinnerung auf die einstige Tierfarm des Kerckhoff-Instituts in Rödgen zurück, wo er alsKind zwischen 1931 und 1961 unvergessliche Abenteuer mit Tieren erlebte und die Grundlagen für seine lebenslange Verbundenheit mit der Tierpflege schuf.

Die Erinnerungen an die alte Tierfarm auf dem Holzberg in Rödgen lassen viele nostalgisch werden. Siegfried Langsdorf, ein Einheimischer, der dort seine Kindheit verbracht hat, blickt auf eine Zeit voller Abenteuer und tierischer Begleiter zurück. Obwohl die Tierhaltung auf der Farm längst Geschichte ist, bleiben die Erlebnisse und die Liebe zu den Tieren lebendig.

Langsdorf, der jetzt 79 Jahre alt ist, erzählt von den Nachmittagen, die er zwischen den Tieren und der ländlichen Idylle verbrachte. Die Tierfarm des Kerckhoff-Instituts, die 1931 eröffnet wurde, war eine Anlaufstelle für viele Kinder aus dem Dorf. Diese Institution brachte sowohl Freude als auch wichtige Erinnerungen in das Leben der Menschen in Bad Nauheim und Umgebung.

Die Kindheit auf der Tierfarm

Die Erinnerungen an die Tierfarm sind für Langsdorf mit Freude verbunden. „In Bad Nauheim konnte man die Tierhaltung nicht ohne Weiteres unterbringen und hat das in Rödgen gemacht“, erklärt er. Er beschreibt die Aufregung, die er verspürte, wenn er gemeinsam mit anderen Kindern auf den Holzberg stieg, um den Tieren einen Besuch abzustatten. „Wir haben dort gespielt, getobt und die Natur genossen. Der Holzberg war unsere Spielwiese“, so Langsdorf.

Die Familie Wolf, die für die Pflege der Tiere verantwortlich war, hatte dabei eine besondere Rolle. Ludwig Wolf, der als Tierpfleger arbeitete, wohnte mit seiner Familie in Eisenbahnwaggons, die ursprünglich für die Tiere gedacht waren. Diese Umstände schafften eine Nähe und ein vertrautes Gefühl zwischen den Dorfbewohnern und der Tierfarm.

Langsdorf kann sich noch lebhaft daran erinnern, wie er oft bei „Opa Wolf“ war, dessen Enkel Hugo ein Klassenkamerad von ihm war. Die beiden Jungen verbrachten viele Stunden damit, die Umgebung zu erkunden und die Tiere zu beobachten. „Es ging den Tieren gut, sie hatten genug Platz und wurden ordentlich versorgt“, berichtet er.

Die Kinder waren sich zwar bewusst, dass das Institut auch wissenschaftliche Versuche durchführte, doch das hatte für sie kaum Bedeutung. Ihre Gedanken waren vielmehr auf das Spielen und die Zeit mit den Tieren gerichtet. „Das war unser großer Abenteuerspielplatz“, so Langsdorf weiter.

Ein Leben mit Tieren

Langsdorf selbst hatte auch als Erwachsener eine enge Verbindung zu Tieren. Mit 15 Jahren begann er eine Ausbildung im Kerckhoff-Institut, wo er bis zur Rente arbeitete. Dennoch kehrte er nie vollständig von der Liebe zu den Tieren ab. „Ich besaß zwei Hunde, einen Bernhardiner und einen Jagdhund“, erzählt er stolz, auch wenn er nach dem Tod von seinem Jagdhund Dino keinen neuen Hund mehr anschaffte. „Es war eine besonders intensive Zeit“, sagt Langsdorf. „Wir hatten zusammen viel Spaß, aber das Leben hat einen anderen Verlauf genommen.“

Der Verlust von Dino, den Langsdorf für einen treuen Freund hielt, war hart. Eine Tierärztin aus dem Kerckhoff-Institut stellte nach seinem Tod die Vermutung eines Schlaganfalls auf, was für Langsdorf nur einen weiteren schmerzlichen Abschied bedeutete. In den acht Jahren seines Lebens mit Dino hat er viele schöne Erinnerungen gesammelt, die ihm stets ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Heute lebt Langsdorf weiterhin in seinem Elternhaus in Rödgen, wo er noch oft an die vergangenen Zeiten zurückdenkt. Mit Beginn der 70er Jahre wurde nur 200 Meter von seinem Zuhause entfernt das Tierheim Wetterau gegründet, ein weiterer Ort, an dem die Liebe zu Tieren Ausdruck fand. Es zeigt, wie ein kleines Dorf eine bedeutende Rolle im Umgang mit Tieren und deren Pflege spielt.

Eine emotionale Verbindung zur Tierfarm

Die Geschichten rund um die ehemalige Tierfarm und die Erinnerungen an die Tiere bleiben in den Herzen vieler Anwohner lebendig. Langsdorf verkörpert diese Tiefe der Verbindung zwischen Mensch und Tier. Die Erinnerungen an die glücklichen Stunden mit den Tieren sind nicht nur Geschichten aus der Vergangenheit, sondern auch ein wertvoller Teil des kulturellen Erbes in Rödgen.

Die alte Tierfarm, die einst auf dem Holzberg stand, mag vielleicht nicht mehr existieren, doch die Erinnerungen und die Bedeutung, die sie für Langsdorf und viele andere in der Region hatte, bleiben unvergesslich. Die Kindheit auf der Tierfarm ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Tiere und Menschen in harmonischem Einklang leben und unvergessliche Bindungen schaffen können.

Die Tierfarm des Kerckhoff-Instituts, die von 1931 bis in die frühen 1960er Jahre existierte, war Teil der weniger dokumentierten Geschichte der Tierhaltung und -forschung in Deutschland. Das Institut war auf die Forschung im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen spezialisiert und benötigte dafür verschiedene Tierarten, um wissenschaftliche Experimente durchzuführen. Diese Praxis wirft bis heute ethische Fragen auf, vor allem im Hinblick auf das Wohl der Tiere und die Art der durchgeführten Experimente, die oft nicht vollständig veröffentlicht wurden.

In den Jahren nach der Schließung der Tierfarm und der zunehmenden Sensibilisierung für Tierschutzfragen in den 1970er und 1980er Jahren änderte sich das Bewusstsein der Öffentlichkeit erheblich. In Deutschland wurden strengere Vorschriften für die Haltung von Versuchstieren eingeführt. Die Tierschutzgesetze, die in den 1970er Jahren reformiert wurden, führten zu mehr Transparenz und höheren Standards für die Tiere in wissenschaftlichen Einrichtungen.

Aktuelle Tierschutzstandards und ihre Entwicklungen

Heute gibt es in Deutschland strenge Tierschutzgesetze, die die Nutzung von Tieren für wissenschaftliche Zwecke regeln. Laut dem Deutschen Tierschutzbund muss jede Verwendung von Tieren in der Forschung genehmigt werden, und es müssen Versuche unternommen werden, um die Anzahl der zu verwendenden Tiere zu minimieren. Forschungsstätten müssen zudem nachweisen, dass die mit den Versuchen verbundenen Vorteile die Belastungen der Tiere rechtfertigen.

Verschiedene Organisationen, wie PETA Deutschland, arbeiten daran, auf Missstände aufmerksam zu machen und Tierschutzgesetze weiter zu verbessern. Sie fordern, alternative Forschungsmethoden zu fördern, die keine Tierversuche benötigen. Hierzu zählen beispielsweise die vergleichenden Untersuchungen an menschlichen Zellen, Computersimulationen und die Nutzung von organ-on-a-chip-Technologien. Diese Technologien könnten in der Zukunft das Experimentieren an lebenden Tieren reduzieren und ethisch vertretbare Forschungsansätze bieten.

Die Diskussion um die Ethik von Tierversuchen bleibt weiterhin ein aktuelles Thema in der öffentlichen Debatte. Studien haben ergeben, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung in Deutschland gegen Tierversuche ist, und dies hat zu einem erhöhten Druck auf Forschungseinrichtungen geführt, transparenter und verantwortungsbewusster mit den Tieren umzugehen.

Obwohl Siegfried Langsdorf keine negativen Erfahrungen mit der Tierhaltung an der Tierfarm berichtet, ist der Kontext, in dem diese Tierhaltung und Forschung stattfand, komplex. Das Beispiel der Tierfarm und Langsdorfs eigene Erinnerungen beleuchten die Beziehung zwischen Mensch und Tier, die in verschiedenen gesellschaftlichen und historischen Rahmenbedingungen unterschiedlich ausgeprägt ist.

Lebt in Amberg und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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