Im Vogelsbergkreis sorgt eine neue Gebührenstruktur für die Entsorgung von Grünabfällen für Unmut und Herausforderungen unter den Kommunen. Seit diesem Jahr müssen die Bürger 13,51 Euro pro Kubikmeter zahlen, um ihren Schnitt von Pflanzen und Bäumen an den Sammelstellen des Zweckverbandes Abfallwirtschaft (ZAV) abzugeben. Diese Kosten stellen nicht nur für die Bürger eine Belastung dar, sondern auch für die Städte und Gemeinden, die ebenfalls zahlen müssen, was dazu führt, dass mehrere Kommunen alternative Entsorgungswege suchen.
Das inkraftgetretene Gebührenmodell hat insbesondere in den letzten Monaten zu einem Anstieg illegaler Abfallablagerungen geführt. Die ersten Öffnungen der Sammelstellen im März machten die Preissteigerungen deutlich bemerkbar, während die kalte Jahreszeit, die zahlreiche Schnittarbeiten mit sich bringt, nun bevorsteht. In diesem Kontext haben einige Städte bereits Maßnahmen ergriffen, um den hohen Kostendruck zu umgehen.
Alternative Entsorgungsmethoden
Die Stadt Lauterbach hat für sich einen anderen Weg gefunden, zugunsten von Kosteneffizienz und weniger Diskussionen über die Abgabemengen. Die Stadtverwaltung entschied, nicht die ZAV-Sammelstelle in Heblos zu verwenden. Besonders am Herzen liegt den Verantwortlichen, dass außerhalb der Öffnungszeiten, wenn kein Aufsichtspersonal anwesend ist, eine beschränkte Kontrolle über die Mengenablagerung besteht. Der Betriebshofleiter Albrecht Harres erklärt, dass sie nach einem Partnerunternehmen für die Entsorgung suchten, was letztlich auch gelang. Dieses Unternehmen hat der Stadt ein attraktives Angebot zur Übernahme der Grünabfälle gemacht, die dann in ausreichenden Mengen thermisch verwertet werden.
Ein weiteres Beispiel ist die Gemeinde Grebenhain, die ebenfalls keine Sammelstelle des ZAV nutzt. Bürgermeister Sebastian Stang macht klar, warum: „Wir können uns die Gebühren schlichtweg nicht leisten.“ Diese finanziellen Überlegungen treiben die Kommunen dazu, Alternativen zu finden.
Das Mulchen, eine Methode, die in mehreren Gemeinden praktiziert wird, hilft den Städten, ihre Grünschnittmengen zu reduzieren. Die Gemeinde Gemünden etwa hat fast vollständig auf Mulchen umgestellt, wodurch keine weiteren Entsorgungen mehr nötig sind. Bürgermeister Daniel Müller berichtet, dass sie auch legale Verbrennungsverfahren nutzen, um Pflanzenabfälle zu beseitigen.
In Kirtorf hat man einen innovativen Ansatz gewählt: Hier gibt es einen Abnehmer, der für größere Mengen an Hecken- und Astschnitt sogar Geld zahlt. Der Bürgermeister Andreas Fey stellt fest, dass die Bürger grundsätzlich eine Akzeptanz für die neuen Gebühren zeigen, vor allem da die Grundgebühren für die Hausmüllentsorgung ebenso gesenkt wurden.
Trotz dieser Efforts stellen einige Kommunen fest, dass die illegale Abfallablagerung ein ernsthaftes Problem darstellt. In Alsfeld, wie Bürgermeister Stephan Paule berichtet, hat die Zahl der illegalen Ablagerungen drastisch zugenommen, was die Stadt vor Herausforderungen stellt. In Schotten ist die Situation noch prekärer, da die illegalen Ablagerungen in einigen Bereichen so stark angestiegen sind, dass keine Handlungsoption mehr besteht, was die Notwendigkeit einer Intervention durch die Untere Naturschutzbehörde zur Folge hatte.
Die rechtlichen Entsorgungsmöglichkeiten über die ZAV werden weiterhin als einzigen Rückhalt für viele Städte gesehen, was jedoch nicht ohne erhebliche Kosten bleibt. Bürgermeister Lars Wicke von Grebenau weist darauf hin, dass mit der bevorstehenden Heckenschnittsaison ab Oktober mit einer weiteren Zunahme illegaler Abfallablagerungen zu rechnen ist, was die Problematik weiter verstärken könnte.
Der Vogelsbergkreis sieht sich damit nicht nur vor der Herausforderung, das Problem der illegalen Abfallablagerungen zu bekämpfen, sondern auch die finanziellen Rahmenbedingungen zu überdenken, um den Bürgern und Kommunen eine realistische Entsorgungsmöglichkeit zu bieten. Wie sich die Situation weiterhin entwickeln wird, bleibt abzuwarten.