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Neue Fließpfadkarten in Hessen: Starkregenrisiko besser einschätzen

In Hessen kam es Anfang August 2024 zu verheerenden Schäden durch Starkregen, weshalb das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie nun neue Fließpfadkarten veröffentlicht hat, um Bürger über die steigenden Überschwemmungsrisiken im Zuge des Klimawandels zu informieren.

In Hessen sind Starkregen und die damit verbundenen Überschwemmungen auf dem Vormarsch. Allein Anfang August dieses Jahres sorgte heftiger Niederschlag in Nordhessen für massive Schäden. Um Bürgerinnen und Bürgern zu helfen, die Gefahren besser einzuschätzen, hat das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) nun eine neue Fließpfadkarte online veröffentlicht. Diese Maßnahmen sollen es den Menschen ermöglichen, informierte Entscheidungen in Bezug auf ihr Sicherheitsrisiko zu treffen.

Die Fließpfadkarte, die einen zusätzlichen Teil des sogenannten „Starkregenviewers“ darstellt, ergänzt eine bereits im Jahr 2020 veröffentlichte Hinweiskarte, die bisher nur Informationen zu besonders betroffenen Kommunen bereitstellte. Diese neuen Karten helfen, detaillierte Fließwege für Niederschlagswasser zu visualisieren. Vorher waren einige Risiko-Regionen, insbesondere jene außerhalb der bekannten Überflutungs-Einflussbereiche großer Flüsse, nicht klar erfasst. Das HLNUG hat seit 2015 gesammelte Daten zur Risikoanalyse in ganz Hessen ausgewertet und gezielte Erkenntnisse gewonnen, um den Bürgern bessere Informationen über potenzielle Starkregenereignisse zu bieten.

Karten und ihre Nutzung

Die neuen Fließpfadkarten sind für die Allgemeinheit zugänglich und können einfach heruntergeladen werden. Das Besondere an diesen Karten ist die detailreiche Darstellung der Fließwege, die das Regenwasser während von Starkregenereignissen nehmen könnte. Bedauerlicherweise können für einige hessische Kommunen mit flacher Topografie aufgrund ihrer geologischen Gegebenheiten keine verlässlichen Prognosen erstellt werden. Das bedeutet, dass aktuell für diese Gemeinden keine spezifischen Fließpfadkarten im „Starkregenviewer“ des HLNUG zur Verfügung stehen. Dennoch sind allgemeine Informationen über das Überschwemmungsrisiko für diese Gebiete auch in der Onlinekarte zu finden, was ein wichtiger Schritt hin zu mehr Sicherheit ist.

HLNUG-Präsident Thomas Schmid macht in einem Interview deutlich, dass solche Prognoseinstrumente wie die Fließpfadkarten in der Zukunft immer wichtiger werden. „Das Thema Klimaanpassung betrifft uns alle“, betont Schmid. Er merkt an, dass mit fortschreitendem Klimawandel auch die Intensität und Häufigkeit von Starkregenereignissen zunehmen wird. Für viele hessische Städte, insbesondere für Frankfurt, sind die daraus resultierenden Überschwemmungen bereits Realität. Immer häufiger sind Keller überflutet und U-Bahnstationen stehen unter Wasser, was potenzielle Gefahren für die Bürger darstellt.

Freibadaufenthalte und Sicherheit

Um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, gibt die Stadt Frankfurt Hinweise auf Orte, die bei starkem Regen gemieden werden sollten. Diese präventiven Maßnahmen sind entscheidend, um das Bewusstsein für die Gefahren zu schärfen, die mit den sich verändernden Wetterbedingungen einhergehen. In einer Zeit, in der der Klimawandel unser Wetterbild stark beeinflusst, ist es wichtig, dass Menschen gut informiert werden und wissen, welche Schritte sie unternehmen können, um sich selbst zu schützen.

Die politischen Entscheidungsträger und Umweltbehörden arbeiten zusammen, um nötige Informationen bereitzustellen und die Gemeinden aktiv in die Planungen einzubeziehen. Mit zunehmenden Starkregenereignissen sind diese neuen Tools nicht nur wertvoll, sondern möglicherweise auch lebensrettend.

Das Starkregenrisiko in der Zukunft

Der Klimawandel bleibt unberechenbar, und wie die neuen Fließpfadkarten zeigen, müssen wir uns ständig anpassen. Angesichts der prognostizierten Extremwetterlagen in den kommenden Jahren dürfen Bürger nicht nur auf die Behörden vertrauen, sondern sind eingeladen, sich eigenständig zu informieren. Mit einer informierten Öffentlichkeit wird es einfacher, die Risiken zu minimieren und auf Wetterereignisse besser vorbereitet zu sein. Das ist nicht nur eine gemeinsame Verantwortung, sondern auch der Schlüssel zu einem sicheren Leben in Zeiten des Wandels.

Die Zunahme von Starkregenereignissen in Hessen lässt sich durch mehrere Faktoren erklären. Zum einen sind steigende Durchschnittstemperaturen eine direkte Folge des Klimawandels, die mehr Wasserdampf in der Atmosphäre halten. Zielgerichtete Studien, wie die des Deutschen Wetterdienstes, belegen, dass die Häufigkeit von extremen Niederschlägen in Deutschland in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat (DWD, [dwd.de](https://www.dwd.de)).

Auswirkungen auf die Bevölkerung und Infrastruktur

Die Folgen von Starkregen und Überflutungen sind gravierend und betreffen sowohl die Bevölkerung als auch die Infrastruktur. Laut einer Untersuchung des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sind in den letzten Jahren die Kosten durch Wetterextreme stark angestiegen. In vielen Fällen führen Starkregen zu mehr als nur materiellen Schäden. Die psychologische Belastung für die Betroffenen ist häufig ebenso gravierend, was in einer Reihe von Stress- und Angststörungen resultieren kann.

Schäden an der Infrastruktur

  • Beeinträchtigung der Verkehrsanbindung: Überflutete Straßen und Bahnstrecken können die Mobilität der Bevölkerung erheblich einschränken.
  • Schäden an Gebäuden: In immer häufiger auftretenden Starkregenereignissen führen eindringendes Wasser und die Zerstörung von Fundamenten zu hohen Reparaturkosten.
  • Kosten für die öffentliche Hand: Kommunen investieren erhebliche Mittel in die Verbesserung der Infrastruktur und den Hochwasserschutz, was die kommunalen Haushalte stark belasten kann.

Politische Maßnahmen und Initiativen

Um den Herausforderungen durch Starkregen und Überschwemmungen zu begegnen, haben hessische Behörden eine Reihe von Initiativen ins Leben gerufen. Der „Starkregenkataster Hessen“ beispielsweise dient als Informationsquelle für Kommunen, um präventiv gegen die Auswirkungen potenzieller Starkregenereignisse vorzugehen. Zudem wurden seit 2020 Förderprogramme zur Verbesserung der kommunalen Infrastruktur ausgeschrieben, die auf nachhaltige Lösungen zur Minimierung von Hochwasserrisiken abzielen.

Ein wichtiger Aspekt dieser Maßnahmen ist die Einbindung der Bevölkerung. Die Sensibilisierung für die Risiken und die Bedeutung von individueller Vorsorge sind entscheidend, um die Auswirkungen von Starkregenereignissen abzumildern. Dies geschieht unter anderem durch öffentliche Informationsveranstaltungen und digitale Angebote, die den Menschen helfen, sich besser auf extreme Wetterlagen vorzubereiten.

Lebt in Berlin und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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