Kassel

Austritt von Wintershall Dea: Schicksal vieler Kasseler Beschäftigter besiegelt

Wintershall Dea, der traditionsreiche Öl- und Gaskonzern aus Kassel, wurde am 3. September 2024 vollständig vom britischen Ölkonzern Harbour Energy übernommen, was die Schließung des Unternehmens und den Verlust von über 1.200 Arbeitsplätzen in der Region zur Folge hat, was aufgrund der langen Firmengeschichte und der Bedeutung als Arbeitgeber für die Stadt Kassel besonders bedauerlich ist.

In einer bedeutsamen Wendung für die Region Kassel hat der Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea die Übernahme durch den britischen Ölkonzern Harbour Energy vollzogen. Diese Entscheidung wurde am Dienstagmittag bekannt gegeben und stellt einen markanten Einschnitt dar, da der Chemiekonzern BASF, der Hauptanteilseigner von Wintershall, bereits 2023 den Verkauf seiner Anteile angekündigt hatte.

Nach der Genehmigung aller relevanten Behörden wurde das Explorations- und Produktionsgeschäft von Wintershall Dea an Harbour Energy übertragen, wobei alle Aktivitäten mit Bezug zu Russland ausgeschlossen sind. Dieser Schritt hat unmittelbare Auswirkungen auf die Belegschaft von Wintershall. Vor der Übernahme beschäftigte das Unternehmen rund 2000 Mitarbeiter, davon 500 in Kassel. Für viele dieser Beschäftigten war der Dienstag der letzte Arbeitstag im Unternehmen, da Neuorientierung und Stellenabbau die Folge der Transaktion sind.

Folgen der Übernahme für die Mitarbeiter

Wie aus internen Informationen hervorgeht, werden die Mitarbeiter, die ihre Stellen verlieren, Aufhebungsangebote gemäß einem ausgehandelten Sozialplan erhalten. Dies ist verbunden mit einer kurzfristigen Freistellung. Ein kleiner Teil der Belegschaft wird weiterhin für Wintershall tätig sein, allerdings nur in Dienstleistungen, die Harbour Energy benötigt. Wintershall-Chef Mario Mehren erklärte bereits, dass bis zum Jahr 2026 nur noch etwa 30 Personen für das Unternehmen arbeiten sollen, die sich um langfristige Abwicklungstätigkeiten kümmern werden. Diese drastische Reduzierung macht die Entwicklungen in der Unternehmensstruktur deutlich.

Für Mario Mehren endete mit dieser Übernahme auch seine 18-jährige Tätigkeit bei Wintershall, von welcher er seit 2015 an der Spitze des Unternehmens stand. In dieser Zeit hat der Wechsel in der Branche spürbare Veränderungen hervorgebracht, die sich nun in der Schließung eines traditionsreichen Unternehmens in Kassel widerspiegeln. Es gibt jedoch einige positive Nachrichten, denn einige der entlassenen Mitarbeiter haben bereits neue Anstellungen, insbesondere in der Region, gefunden.

Wirtschaftliche Dimension und Reaktionen

Der Finanzvorstand von BASF, Dirk Elvermann, äußerte sich zu den Anteilen an Harbour Energy und erklärte, dass diese ein bemerkenswertes Wertsteigerungspotenzial bieten würden. Der schrittweise Ausstieg aus der finanziellen Beteiligung an Wintershall Dea ist damit strategisch untermauert. Der Standort Kassel war über viele Jahre ein bedeutender Arbeitgeber, der auch einen wichtigen kulturellen und gesellschaftlichen Beitrag geleistet hat. Oberbürgermeister Sven Schoeller bezeichnete die Schließung von Wintershall als Verlust für die Stadt.

Die Stadtverwaltung steht in engem Austausch mit Wintershall, um mögliche Perspektiven für die Mitarbeiter sowie die zukünftige Nutzung der Liegenschaften zu erörtern. Lehrstühlem vom Stadtoberhaupt, ob die Übernahme der Kinderhäuser eine Möglichkeit für die Betroffenen darstellt, spielt eine wesentliche Rolle in der langfristigen Betrachtung des Standortes. Der Verlust eines solchen Unternehmens hat sowohl wirtschaftliche als auch soziale Dimensionen, die über die ursprüngliche Belegschaft hinausgehen.

Lebt in Dresden und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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