In Gießen setzt eine innovative Zahnarztpraxis auf tiergestützte Therapie, um Angstpatienten während ihrer Behandlungen zu unterstützen. Der vierbeinige Helfer, Anouk, eine Hündin des Australian Shepherd Typs, hat sich als unerwartete, aber effektive Unterstützung bei der Überwindung der Zahnarztangst etabliert.
Angst vor zahnärztlichen Behandlungen ist ein weit verbreitetes Phänomen, das viele Menschen betrifft – so genannte Dentophobie. Diese Angst kann auf traumatische Erfahrungen oder schlechte Erinnerungen aus der Vergangenheit zurückzuführen sein. Schätzungen zufolge leiden in Deutschland zwischen fünf und zwanzig Prozent der Bevölkerung unter verschiedenen Formen dieser Angst. Für viele wird ein Zahnarztbesuch jedoch irgendwann unumgänglich.
Eine neue Methode zur Beruhigung
Um ihren Patienten die Angst zu nehmen, hat die Zahnärztin Ina Zöller eine ansprechende Lösung gefunden. Anouk, der Therapiehund, begleitet die Patienten in der Praxis und sorgt für eine besondere Atmosphäre. „Der Kontakt mit Hunden lässt den Körper das Wohlfühlhormon Oxytocin ausschütten, was Puls und Blutdruck senkt – das ist wissenschaftlich belegt“, erklärt Zöller.
Anouk arbeitet einmal pro Woche in der Praxis und begleitet jeweils zwei Patienten. Zu Beginn der Behandlung begrüßt sie die Patienten herzlich im Wartezimmer, indem sie ihnen spielerisch die Pfote reicht. Dann führt sie sie ins Behandlungszimmer, wo sie sich hinter den Behandlungsstuhl legt.
Obwohl die Patienten Anouk während der Behandlung nicht sehen können, reagiert sie, sobald die Behandlung dem Ende zugeht, und wendet sich wieder den Menschen zu. Ein weiteres Pfötchen zur Verabschiedung sorgt für einen charmanten Abschluss. Eine Patientin berichtet von ihrem ersten Treffen mit Anouk: „Sie hat mich so lieb angeguckt. Meine Panik war verflogen.“
Sicherheitsmaßnahmen und Genehmigungen
Um sicherzustellen, dass Anouk ihren Job sicher ausüben kann, wurde sie als Therapiehund ausgebildet und erhielt eine Genehmigung vom Veterinäramt. Dazu gehörte eine Überprüfung, ob der Hund einen angemessenen Ruheplatz in der Praxis hat.
Trotz der positiven Erfahrungen bleibt die Hygiene ein wichtiges Thema. Die Landeszahnärztekammer hat bisher keine weiteren Praxen in Hessen gefunden, die Therapiehunde einsetzen. Ihr Standpunkt zur Tierhaltung in Zahnarztpraxen ist, dass es in Bezug auf Hygienemaßnahmen „nicht unproblematisch“ sein könnte. Dennoch zeigt die Erfahrung der praktizierenden Zahnärztin, dass die tierische Begleitung gerade für Angstpatienten eine bemerkenswerte Wirkung entfalten kann.
Die Patientin, die regelmäßig Anouk trifft, scheint keinerlei Bedenken zu haben. Sie berichtet, dass der Hund sie jedes Mal begleitet und seine beruhigende Präsenz als äußerst hilfreich empfindet. Diese Entwicklungen bieten neue Perspektiven für die Behandlung von Zahnarztangst und zeigen, wie tiergestützte Interventionen in medizinischen Kontexten von Vorteil sein können.