Fulda

Schock in Fulda: Tischlerei werk9 stellt Betrieb wegen Krankheit ein

Das Tischlerei-Unternehmen werk9 aus Fulda stellt zum 30. September aufgrund der schweren Erkrankung seines Geschäftsführers Marco Gretsch seinen Betrieb ein und beantragt Insolvenz, was die Kündigung aller 20 Mitarbeiter zur Folge hat.

Das renommierte Tischlerei-Unternehmen werk9 in Fulda hat die Entscheidung getroffen, seinen Geschäftsbetrieb zum 30. September einzustellen und hat dafür Insolvenz beantragt. Dieser Schritt kommt in einer Zeit, die für die Mitarbeiter und den Geschäftsführer schwer ist, da die gesundheitlichen Probleme von Marco Wigbert Gretsch, dessen schwerer Krankheitsverlauf für die Schließung verantwortlich ist, direktem Handeln bedurften. Das Unternehmen hat seit seiner Gründung im Jahr 2000 unter dem Namen „Inspirationen aus Holz“ bis zur Umbenennung in werk9 im Jahr 2022 eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen.

Werk9 hat seinen Sitz seit 2012 in Fulda-Galerie und beschäftigt 20 Mitarbeiter, darunter Schreiner, Innenarchitekten, Elektriker und kaufmännische Angestellte. Diese erfahren nun eine unmittelbare Jobunsicherheit, da sie über die bevorstehende Schließung und die beantragte Insolvenz informiert wurden. Alle Mitarbeiter müssen nun um ihre berufliche Zukunft bangen, während vier Auszubildende auf andere Tischlerei-Betriebe verteilt werden.

Ursachen der Insolvenz

Der Grund für die Schließung ist die gesundheitliche Situation von Geschäftsführer Marco Gretsch, der seit sieben Wochen in stationärer Behandlung ist. Seine Krankheit hat dazu geführt, dass er nicht mehr in der Lage ist, die Verantwortung für die zentralen Geschäftsabläufe zu übernehmen – eine Aufgabe, die er über die Jahre mit großem Engagement erfüllt hat. Holger Oskar Junge, Prokurist von werk9, bezeichnet die Situation als „massiven Zusammensturz“ und „einschneidende Situation“ für das Unternehmen.

Obwohl werk9 über volle Auftragsbücher bis ins Jahr 2025 verfügte und der Jahresumsatz sich zuletzt verdreifacht hatte, wird die Zahlungsunfähigkeit aufgrund des plötzlich ausfallenden Geschäftsführers als unausweichlich betrachtet. Junge erläutert, dass es für die Firma keine tragfähige Möglichkeit zur Fortführung gab, da auch interne Nachfolgen oder Kooperationen mit anderen Schreinereien nicht erfolgreich waren. „Der gesundheitliche Zustand von Marco hat uns daher keine andere Wahl gelassen“, äußert Junge, und zeigt damit das Ausmaß der schwierigen Lage.

Die Insolvenz wird jetzt beim Amtsgericht Fulda geprüft, und die nächsten Schritte, einschließlich der Bestimmung eines Insolvenzverwalters, stehen noch aus. Dies ist ein bedeutender Einschnitt nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für die Tischlerei-Innung, der Gretsch als Obermeister vorstand. Gabriele Leipold, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Fulda, äußert sich über Gretschs Verdienste und hofft für ihn auf eine baldige Genesung.

Die Auswirkungen auf die Belegschaft

Die 20 betroffenen Mitarbeiter sind frustriert über die Entwicklung. „Wir hatten hier in den vergangenen Jahren ein tolles Team, das leidenschaftlich für hochwertige Designs gearbeitet hat“, sagt Junge. Trotz der bitteren Neuigkeiten haben viele der Mitarbeiter bereits neue Jobchancen in Aussicht, was die Situation etwas erleichtert. Es bleibt jedoch ein ungutes Gefühl, da das Unternehmen für viele ein Ort der Kreativität und des Stolzes war, von dem viele Mitarbeiter auch emotional eng verbunden waren.

In einer Zeit, in der das Handwerk insbesondere mit Herausforderungen wie dem Fachkräftemangel zu kämpfen hat, zeigt der Fall von werk9, wie verletzlich selbst gut geführte Unternehmen im Angesicht unvorhergesehener persönlicher Umstände werden können. Während die Diskussion über die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für viele lokale Unternehmen angespannt bleibt, zeigt die Situation bei werk9, dass nicht immer wirtschaftliche Faktoren für den Niedergang verantwortlich sind.

Eine Hoffnung auf Übernahme

Es besteht jedoch eine kleine Hoffnung auf eine Übernahme durch externe Investoren. Im August laufen Gespräche mit zwei Interessenten, die möglicherweise eine Rettung des Unternehmens bedeuten könnten. „Damit würden wir dem Tod von werk9 von der Schippe springen“, sagt Junge. Dieser Ausblick ist jedoch mit einer hohen Unsicherheit verbunden. Die Zukunft von werk9 bleibt ungewiss, aber die Unterstützung aus der Branche zeigt, dass das Unternehmen mit einem respektierten Namen in einer Gemeinschaft verankert ist, die zusammenhalten kann.

Die Geschichte des Tischlerei-Unternehmens werk9 und seiner Herausforderungen ist nicht nur eine unternehmerische, sondern auch eine menschliche Tragödie. Marco Gretsch, der Geschäftsführer, hat sein Lebenswerk über 25 Jahre aufgebaut. Sein fortwährender gesundheitlicher Zustand stellt nicht nur sein Unternehmen, sondern auch seine Mitarbeiter vor immense Herausforderungen. Diese Situation wirft ein Licht auf die Bedeutung von Führungsänderungen und darauf, wie Verletzlichkeit in der Unternehmenslandschaft auch größere Strukturen ins Wanken bringen kann.

Es lohnt sich, über die aktuellen Schwierigkeiten hinaus zu schauen und die spezifischen Herausforderungen zu verstehen, die kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland betreffen. Die steigenden Lebenshaltungskosten, eine ungewisse wirtschaftliche Lage und der Fachkräftemangel sind nicht nur regionale Phänomene, sondern betreffen viele Branchen landesweit.

Anhaltende Herausforderungen für kleine Unternehmen

Laut einer Statistik der IHK Fulda sieht sich ein erheblicher Anteil der regionalen Unternehmen mit einer schlechten Lage konfrontiert. Die Umfrage hat ergeben, dass etwa 25 % der Unternehmen berichteten, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ungünstig sind. Besonders betroffen sind dabei Kleinst- und Mittelstandsunternehmen (KMU), die oft nicht die Ressourcen haben, um plötzliche Veränderungen abzufangen.

Die Probleme sind vielfältig: Neben der Inflation, die zu steigenden Materialkosten führt, kämpfen viele Unternehmen mit einem akuten Fachkräftemangel. Besonders Handwerksberufe, wie sie werk9 ausübt, leiden darunter, dass weniger junge Menschen in diesen Sektor eintreten. Dadurch wird es für bestehende Betriebe zunehmend schwieriger, Aufträge termingerecht zu erledigen und Qualität zu gewährleisten.

Die Bedeutung von Unternehmensführung bei Übergangsphasen

Ein weiteres bemerkenswertes Element in der Geschichte von werk9 ist die zentrale Rolle, die der Geschäftsführer Marco Gretsch verdient hat. In vielen kleineren Unternehmen wird die gesamte Verantwortung oft auf den Inhaber oder Geschäftsführer übertragen. Dies führt dazu, dass eine dramatische Veränderung, wie die Gesundheit eines Geschäftsführers, existenzielle Risiken für das Unternehmen mit sich bringt. Ein solides Nachfolge- oder Vertretungsmanagement ist in solchen Situationen unerlässlich.

Die Kreishandwerkerschaft in Fulda, vertreten durch Gabriele Leipold, betont die Wichtigkeit einer stabilen Unternehmensführung und der Unterstützung durch innere Netzwerke. Dies ist besonders relevant für Unternehmen wie werk9, wo der persönliche Einfluss des Geschäftsführers nicht nur in der täglichen Geschäftsführung, sondern auch in der Auftragsakquise und Kundenbetreuung spürbar ist. In kritischen Phasen könnten Mentoring und die Einbindung von externen Beratern wertvolle Unterstützung bieten.

Die gegenwärtige Lage von werk9 verdeutlicht die Komplexität, in der sich viele Handwerksunternehmen heutzutage befinden. Der Ausblick auf Übernahmegespräche und mögliche Investoren könnte der Schlüssel zum Überleben des Unternehmens sein. Diese Gespräche sind jedoch von Natur aus riskant und unsicher, weshalb die betroffenen Mitarbeiter auch über ihre berufliche Zukunft nachdenken müssen.

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