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Sehnsucht nach Mobilität: Niedersachsen hinkt Hamburg mit Schülerticket hinterher

Niedersächsische Schülerinnen und Schüler müssen weiterhin auf ein vergünstigtes Deutschlandticket warten, da aufgrund fehlender Haushaltsmittel der geplante Start im Sommer 2024 nicht realisierbar ist, was ihre Mobilität und Teilnahme an Bildungsangeboten stark einschränkt.

Hannover. Trotz der erfolgreichen Einführung eines kostenlosen Deutschlandtickets für Schüler in Hamburg, bleibt Niedersachsen hinterher. Hier warten Schülerinnen, Schüler und Auszubildende weiterhin auf eine kostengünstige Möglichkeit, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen. Ein vergünstigtes Ticket wurde bereits in Aussicht gestellt, doch die Umsetzung verzögert sich.

Der niedersächsische Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) hatte im vergangenen Jahr angegeben, dass man mit der Einführung eines vergünstigten Schülertickets bis zum Sommer 2024 rechnet. Der Plan beinhaltete eine Art von Deutschlandticket für 29 Euro, verglichen mit dem regulären Preis von 49 Euro. Leider gibt es derzeit keine Gelder im Haushalt, sodass die Umsetzung in diesem Jahr ausgeschlossen ist. Das teilte das Verkehrsministerium in Hannover auf Nachfrage der dpa mit.

Der Wunsch nach Mobilität

Die Hoffnungen des Landesschülerrates sind groß. Matteo Feind, der Vorsitzende, äußerte, dass ein kostenloses Deutschlandticket für die Schüler eine enorme Hilfe darstellen würde. „Die Einführung eines kostenlosen Deutschlandtickets würde eine finanzielle Entlastung für Schülerinnen und Schüler bedeuten“, so Feind. Ein solches Ticket würde nicht nur den Schulweg erleichtern, sondern auch die Teilnahme an Bildungsangeboten und Freizeitaktivitäten in ganz Deutschland ermöglichen.

Im Vergleich dazu haben andere Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein bereits erfolgreich ähnliche Wünsche der Schüler umgesetzt. Diese Differenzen in der Umsetzung verstärken die Fragen nach der Chancengleichheit in der Bildung und den Zugangsmöglichkeiten, den Schülern in Niedersachsen zugebilligt wird.

Die bisherigen Regelungen sehen vor, dass Schülerinnen und Schüler ab der 11. Klasse selbst für ihre Fahrtkosten aufkommen müssen. Dies stellt gerade für viele Jugendliche in Niedersachsen eine finanzielle Herausforderung dar. Während die Jugendlichen vor der Sekundarstufe 2 von der Kostenpflicht ausgeschlossen sind, müssen alle anderen selbst für ihre Monatskarte aufkommen, was sich schnell summieren kann.

Im Rahmen des regionalen Schüler- und Azubitickets erstattet die Regierung zwar einen Teil der Kosten, doch sind die monatlichen Gebühren je nach Region unterschiedlich. In Hannover beträgt der Preis beispielsweise 15 Euro, während in Oldenburg bis zu 30 Euro gezahlt werden müssen. Ein bundesweit gültiges, vergünstigtes Ticket würde somit die Mobilität erheblich simplifizieren.

Finanzielle Hürden und Möglichkeiten

Laut dem niedersächsischen Verkehrsministerium können einige Verkehrsverbünde durch eine finanzielle Unterstützung des Landes Niedersachsen günstige Schüler- und Azubitickets anbieten. Momentan nutzen 30 von 39 Verkehrsträgern diese Möglichkeit, was eine positive Entwicklung darstellt. Dennoch bleibt die Herausforderung bestehen, dass diese Tickets nur regional gültig sind und somit mit einem deutschlandweiten Bedürfnis nicht konkurrieren können.

Die ungewisse Zukunft des vergünstigten Schüler-Deutschlandtickets bleibt ein zentrales Thema. Bis 2025 könnten fortschrittliche Änderungen in der Finanzierung notwendig sein, insbesondere da auch im Koalitionsvertrag von SPD und Grünen, geschlossen Ende 2022, das Ziel eines kostengünstigen Tickets verankert wurde. Bis spätestens Oktober 2027 soll es hier aber endlich eine Lösung geben.

 

Das Aufeinandertreffen von finanzpolitischen Rahmenbedingungen und den Anforderungen von Schülern ist eine Herausforderung, die nicht zu unterschätzen ist. Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen hoffen, dass Ihre Bedürfnisse bald in den Fokus der politischen Entscheidungen gelangen, sodass ihnen der Zugang zu Bildung und Mobilität erleichtert wird.

Hannover. Was in Hamburg Realität ist, scheint in Niedersachsen in weiter Ferne: das kostenlose Deutschlandticket für junge Leute. Selbst eine landesweite Schülerfahrkarte für 29 Euro gibt es bisher nicht.

Niedersächsische Schülerinnen, Schüler und Auszubildende müssen weiterhin auf ein vergünstigtes Deutschlandticket warten. Landesverkehrsminister Olaf Lies (SPD) hatte vor einem Jahr im dpa-Interview den Sommer 2024 als anvisierten Starttermin genannt, aber auch damals schon auf die finanzielle Situation der Haushalte hingewiesen. Tatsächlich klappt es dieses Jahr nicht mehr. Der Grund: Es sind keine Haushaltsmittel vorhanden, wie das Verkehrsministerium in Hannover auf Anfrage der dpa mitteilte.

Im Koalitionsvertrag hatten sich SPD und Grüne Ende 2022 auf ein vergünstigtes Schülerticket für ganz Niedersachsen geeinigt. 29 Euro statt 49 Euro sollte es kosten, um als Schüler, Auszubildender oder Freiwilligendienstleister aus Niedersachsen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bundesweit zu reisen. Jetzt ist ein vergünstigtes Deutschlandticket für 29 Euro der Plan. Im benachbarten Hamburg gibt es sogar ab 1. September 2024 ein kostenloses Deutschlandticket für Schüler.

Schülerrat: „Frühzeitig eigenständig mobil werden”

Dies würde sich der Landesschülerrat auch für Niedersachsen wünschen. „Die Einführung eines kostenlosen Deutschlandtickets würde eine finanzielle Entlastung für Schülerinnen und Schüler bedeuten. Ein kostenloses Ticket ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, frühzeitig eigenständig mobil zu werden”, sagte der Vorsitzende des Landesschülerrates Niedersachsen, Matteo Feind, der dpa.

In seinem Grundsatzprogramm erläutert der Landesschülerrat, dass das Ticket nicht nur den Schulweg erleichtern, sondern auch die Teilnahme an Bildungsangeboten oder außerschulischen Aktivitäten im gesamten Bundesgebiet ermöglichen würde. Ein vergünstigtes Deutschlandticket für Schüler und Auszubildende gibt es unter anderem bereits in Nordrhein-Westfalen, Saarland und Schleswig-Holstein.

Ob das vergünstigte Deutschlandticket für niedersächsische Schüler und Azubis 2025 kommt, bleibt laut Verkehrsministerium in Hannover „in Anbetracht der angespannten Haushaltslage abzuwarten”. Ziel sei es, das Ticket noch in dieser Legislaturperiode, also bis Oktober 2027, einzuführen.

Fahrtkosten müssen ab der 11. Klasse selbst gezahlt werden

Für Schülerinnen und Schüler ab der 11. Klasse wäre es zunächst eine finanzielle Entlastung. Denn ab der Sekundarstufe 2 müssen Schülerinnen und Schüler aus Niedersachsen selbst für die Fahrtkosten aufkommen. Davon ausgenommen sind Jugendliche, die zum Beispiel auf Berufseinstiegsschulen oder Förderschulen mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung gehen.

Mit dem regionalen Schüler- und Azubiticket kostet der Weg zur Schule monatlich maximal 30 Euro. Die Jugendnetzkarte in der Region Hannover kostet beispielsweise 15 Euro. In Oldenburg liegt der Preis für das Schülerticket bei 30 Euro.

Nach Angaben des niedersächsischen Verkehrsministeriums können Verkehrsverbünde die regionalen Schüler- und Azubitickets mithilfe einer finanziellen Unterstützung des Landes Niedersachsen anbieten. 30 von 39 Aufgabenträger des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) machten von dieser Möglichkeit bereits Gebrauch. Das Ticket gilt aber nur in den jeweiligen Landkreisen oder kreisfreien Städten und ist als Übergangslösung für das 29-Euro-Ticket vorgesehen.

Herausforderungen für den Öffentlichen Personennahverkehr

Die aktuellen Herausforderungen für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Niedersachsen sind vielfältig. Neben der finanziellen Lage, die eine Einführung vergünstigter Tickets erschwert, spielen auch infrastrukturelle Aspekte eine große Rolle. In vielen Regionen gibt es eine unzureichende Anbindung, die es Schülern und Azubis erschwert, ihre Bildungseinrichtungen zu erreichen.

Die Digitalisierung des ÖPNV und die Verbesserung des Serviceangebots könnten potenzielle Lösungsansätze sein, um die Attraktivität der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu erhöhen. Verschiedene Verkehrsunternehmen in Niedersachsen und anderen Bundesländern setzen bereits auf moderne Informationssysteme, die Echtzeitdaten zu Abfahrten und Anschlüssen bieten, um die Nutzung zu erleichtern.

Statistische Entwicklungen und deren Bedeutung

Statistiken zeigen, dass in vielen deutschen Städten der Anteil der Schüler, die den ÖPNV nutzen, kontinuierlich steigt. Laut dem Statistischen Bundesamt lag der Anteil der Schüler, die Busse und Bahnen für den Schulweg nutzen, in urbanen Bereichen 2021 bei über 60 %. Diese Entwicklung unterstreicht die Notwendigkeit, geeignete Mobilitätslösungen bereitzustellen, um die Erreichbarkeit von Bildungseinrichtungen zu gewährleisten.

Zusätzlich zu den aktuellen Ticketangeboten könnte eine umfassende Umfrage unter Schülern und Eltern Aufschluss darüber geben, welche weiteren Maßnahmen zur Verbesserung des Angebots erforderlich sind. Diese Daten wären wertvoll für die politische Diskussion über die Zukunft des ÖPNV in Niedersachsen und könnten dazu beitragen, gezielte Anpassungen zu fördern.

© dpa-infocom, dpa:240825-930-212356/1

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