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„Fremd und doch nicht anders: Austausch über Psychiatrie und Kultur“

Am 4. September lädt der Sozialpsychiatrische Verbund im Landkreis Harburg zum Verbundfest ein, um unter dem Motto „Fremd und doch nicht anders - Psychiatrie und Psychotherapie zwischen den Kulturen“ über die Herausforderungen der Integration und Betreuung traumatisierter Flüchtlinge zu diskutieren und den Austausch zwischen Fachleuten und Betroffenen zu fördern.

In einer Zeit, in der die Herausforderungen der psychosozialen Integration von Geflüchteten äußerst prägnant sind, richtet der Sozialpsychiatrische Verbund im Landkreis Harburg am 4. September eine besondere Veranstaltung aus. Unter dem Motto „Fremd und doch nicht anders – Psychiatrie und Psychotherapie zwischen den Kulturen“ kommen Fachleute, Betroffene und Interessierte zusammen, um über die speziellen Bedürfnisse und Bedingungen der psychiatrischen Versorgung von Menschen mit Fluchterfahrungen zu diskutieren.

Der Anlass, um den es hier geht, ist das jährliche Verbundfest, das traditionell dazu dient, die Akteure im Bereich der sozialpsychiatrischen Versorgung zu vernetzen und fortzubilden. Die Veranstaltung beginnt um 13 Uhr in der St.-Marien-Kirche und wird ab 16 Uhr in der Brasserie am Schlossteich fortgesetzt. Es ist eine Gelegenheit, nicht nur Wissen auszutauschen, sondern auch persönliche Begegnungen zu fördern und Netzwerke zu stärken.

Die Herausforderung der Integration

Die Integration und psychiatrische Betreuung von Geflüchteten stellt eine besondere Herausforderung dar. Diese Menschen haben oft traumatische Erlebnisse sowohl in ihrem Heimatland als auch auf der Flucht erlitten, die ihre psychische Gesundheit beeinträchtigen können. Dr. Peter Schlegel, der Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes des Landkreises Harburg, hebt hervor, dass die psychiatrische Versorgung von Geflüchteten eine wichtige Rolle spielt. „Es gibt in Deutschland zusätzliche Belastungen durch Traumatisierungen, und wir müssen uns auch den Herausforderungen der sprachlichen und kulturellen Barrieren stellen“, erklärt er. Die provisionsale Unterstützung reicht über finanzielle Ressourcen hinaus; ein tiefes Verständnis und eine Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit dem Thema Fremdheit sind ebenfalls erforderlich.

Das Fachwissen, das bei dieser Veranstaltung vermittelt wird, kann dazu beitragen, diesen Herausforderungen besser zu begegnen. Professor Dr. Mike Mösko, ein anerkannter Spezialist für Klinische Psychologie und Leiter der Arbeitsgruppe für psychosoziale Migrationsforschung am UKE, wird als Referent auftreten. Seine Expertise in der Betreuung von Migranten zeigt die Dringlichkeit und Relevanz der Themen, die im Rahmen des Festes diskutiert werden.

Ein Raum für Begegnung und Austausch

Nach den fachlichen Vorträgen bietet das Verbundfest auch Raum für persönliche Begegnungen. Bei Kaffee und Kuchen in der Brasserie sollen alle Teilnehmenden die Möglichkeit haben, sich informell auszutauschen. Diese persönliche Interaktion ist ein zentraler Bestandteil des Festes, denn nur durch Gespräche können Missverständnisse abgebaut und Brücken zwischen den Kulturen gebaut werden.

Eine Veranstaltung wie das Verbundfest fördert nicht nur den Austausch von Wissen, sondern auch das Verständnis füreinander. In einer Welt, die oft durch Unterschiede geprägt ist, ist es essenziell, einen Raum zu schaffen, in dem Kommunikation und empathisches Zuhören Platz haben. Die Berücksichtigung der kulturellen und sprachlichen Unterschiede ist nicht nur sinnvoll, sondern notwendig, um die Gesundheitsversorgung für alle Menschen zugänglich zu gestalten.

Der Fokus des Festes liegt nicht allein auf den professionellen Aspekten der psychiatrischen Versorgung. Es geht darum, eine Gemeinschaft zu stärken, in der es möglich ist, zusammenzubringen, was theoretisch oft alleine betrachtet wird. Statt Isolation und Fremdheit zu bewirken, will dieser Tag zeigen, dass miteinander reden und einander verstehen zu den ersten Schritten einer gelungenen Integration gehören.

Der Wert des interkulturellen Austauschs

Der Austausch von Erfahrungen und Perspektiven ist für die sozialen und psychologischen Facetten der Integration von Bedeutung. Es wird deutlich, dass jeder, der an diesem Prozess beteiligt ist, eine Stimme hat, und dass diese Stimmen zusammen eine stärkere Resonanz erzeugen können. Hierbei sind nicht nur Psychologen und Therapeuten gefragt, sondern auch die Geflüchteten selbst, die ihre Geschichten und Herausforderungen teilen können.

Das bevorstehende Verbundfest ist somit nicht nur eine Veranstaltung, sondern ein Akt der Solidarität, die zeigt, dass in der Vielfalt der Kulturen die Möglichkeit zur Heilung und zur Entwicklung liegt. Wenn verschiedene Perspektiven aufeinandertreffen, können Verständnis und Empathie wachsen. Es ist eine Einladung an alle Teilnehmenden, diese Bereicherung in ihren täglichen Austausch zu integrieren und gemeinsam an einer sinnerfüllten und gerechteren Zukunft zu arbeiten.

Herausforderungen bei der Integration von Flüchtlingen

Die Integration von Flüchtlingen in die Gesellschaft ist ein vielschichtiger Prozess, der zahlreiche Herausforderungen mit sich bringt. Besonders in der psychosozialen Versorgung müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden. Psychische Erkrankungen, die häufig auf traumatische Erlebnisse während der Flucht zurückzuführen sind, erfordern eine zielgerichtete und kultursensible Behandlung. Laut einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (DGPPN) haben bis zu 50% der Flüchtlinge psychische Störungen, einschließlich posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS), Depressionen und Angststörungen. Hierbei ist die Sprachbarriere oft ein entscheidendes Hindernis, das den Zugang zu psychotherapeutischen Angeboten erschwert (DGPPN).

Eine weitere Herausforderung ist die Berücksichtigung kultureller Unterschiede in der psychiatrischen Versorgung. Die Ansichten über psychische Gesundheit und Krankheit können von Kultur zu Kultur stark variieren, was sich auf die Inanspruchnahme von Hilfsangeboten auswirkt. Menschen aus anderen Kulturkreisen bringen oft eigene Bewältigungsmechanismen und Vorstellungen von Heilung mit, die es zu respektieren und in die Therapie einzubeziehen gilt.

Die Rolle der Angehörigen und Gemeinschaften

Die Unterstützung von Angehörigen und Gemeinschaften spielt eine essentielle Rolle in der Psychiatrie von Menschen mit Fluchterfahrungen. Angehörige sind nicht nur emotionale Unterstützer, sondern oft auch erste Ansprechpartner für psychische Probleme. Eine isolierte Lebenssituation von Flüchtlingen kann zu einem Gefühl der Einsamkeit führen, was sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirken kann. Das Einbeziehen von Familienangehörigen in den therapeutischen Prozess kann oft zu besseren Ergebnissen führen.

Verschiedene Organisationen und Netzwerke, wie etwa der „Verbund Sozialpsychiatrischer Dienste“, arbeiten daran, den Austausch und die Vernetzung zwischen Betroffenen, Angehörigen und Fachkräften zu fördern. Solche Initiativen können helfen, ein unterstützendes Umfeld zu schaffen, in dem Betroffene ihre Erfahrungen teilen und Hilfe annehmen können.

Aktuelle Entwicklungen in der Forschung

In den letzten Jahren hat die Forschung zur psychischen Gesundheit von Flüchtlingen verstärkt an Bedeutung gewonnen. Einige Studien zeigen, dass traumatische Erlebnisse wie Krieg, Verfolgung und Flucht häufig zu nachhaltigen psychischen Beeinträchtigungen führen. Die University of Medical Center Hamburg-Eppendorf (UKE) hat unter anderem Forschungsprojekte initiiert, die untersuchen, wie psychosoziale Unterstützung für Migranten und Flüchtlinge verbessert werden kann, insbesondere im Kontext von Trauma und Heilung (UKE).

In dieser Forschung wird oft der Ansatz der „Trauma-Informed Care“ (traumainformierte Versorgung) betrachtet, der davon ausgeht, dass alle Behandlungsschritte unter Berücksichtigung der Traumatisierungen der Betroffenen gestaltet werden müssen. Durch Aufklärung und Schulung von Fachkräften sollen diese in der Lage sein, besser auf die spezifischen Bedürfnisse von geflüchteten Menschen einzugehen.

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