Hamburg-Nord

Schicksal des Castwerks: Insolvenz führt zu massiven Kündigungen in Frankenberg

In einem dramatischen Schritt hat das insolvente Castwerk in Frankenberg, Hessen, am 18. August 2024 aufgrund fehlender wirtschaftlicher Perspektiven alle 140 Mitarbeiter gekündigt, nachdem ein Investor zur Rettung des Unternehmens nicht gefunden werden konnte.

Die Zukunft des Castwerks in Frankenberg ist besiegelt: Die magnesiumverarbeitende Firma, die einst als Vorzeigeunternehmen im Druckguss galt, hat endgültig ihre Pforten geschlossen. Am Donnerstag, dem 18. August 2024, bestätigte Insolvenzverwalter Dr. Michael Lojowsky, dass alle Mitarbeiter gekündigt wurden, nachdem sich keine wirtschaftlich tragfähige Perspektive für das Unternehmen finden ließ.

Die Insolvenz des Castwerks, das seit Anfang März unter einer finanziellen Schieflage litt, bringt das traurige Kapitel eines Unternehmens zu Ende, das im Jahr 2023 noch einen Umsatz von 23 Millionen Euro erwirtschaftete. Jedoch konnten die Bemühungen, einen Investoren für die Fortsetzung des Betriebs zu finden, nicht erfolgreich umgesetzt werden. Dies führte letztendlich dazu, dass am 7. August die Gläubigerversammlung im Gericht einstimmig beschloss, das Geschäft offiziell einzustellen.

Der Weg zur Insolvenz

Die Situation des Castwerks ist ein klassisches Beispiel für die Herausforderungen, die viele innovative Unternehmen heutzutage erleben. Die Firma produzierte Leichtbauteile aus Magnesium, die vor allem in der Automobil- und E-Bike-Industrie gefragt waren. Trotz der hohen Nachfrage und technologischer Fortschritte wurde die Firma von Finanzproblemen heimgesucht. Lojowsky erläutert, dass die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs zuletzt nur möglich war, weil die Kunden bereit waren, finanzielle Einbußen zu akzeptieren, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Leider führte dieser Zustand dazu, dass viele Kunden begannen, nach alternativen, weniger belastenden Anbietern zu suchen.

Die Folge: Eine immer angespanntere Auftragslage. Keine neuen Aufträge und die Notwendigkeit, die Produktion zu beenden, machten die Schließung unausweichlich. Fast 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen nun bis spätestens zum 31. Oktober 2024 ihre Stellen räumen. Um in dieser schwierigen Zeit unterstützend zur Seite zu stehen, sind die Bundesagentur für Arbeit sowie die Gewerkschaft involviert, um den betroffenen Angestellten bei der beruflichen Neuorientierung zu helfen.

Geschichte des Castwerks

Das Castwerk, das seit 2015 existierte, entstand aus dem Druck- und Spritzgusswerk Hettich. Bis zum Jahr 2019 hatte Hettich bedeutende Investitionen in die Expansion des Unternehmens gesteckt und eine neue Halle errichtet, um die Produktionskapazität für magnesiumbasierte Produkte zu erweitern. Im Jahr 2022 wurde das Castwerk an die Sierra Zulu GmbH und die Niemeyer-Investment GmbH verkauft, jedoch konnte auch die Sierra Zulu dem finanziellen Druck nicht standhalten und meldete ebenfalls Insolvenz an, was eine weitere Welle der Unsicherheit in der Branche mit sich brachte.

Für Hettich, die neben dem Castwerk auch das angrenzende Druck- und Spritzgusswerk betreiben, bedeutet die Schließung nicht nur das Ende eines wichtigen Geschäftszweigs, sondern auch die Herausforderung, als Vermieter und Betreiber der Maschinen eine Lösung für ihre Investitionen zu finden. Die Nord Leasing GmbH aus Hamburg, die als Leasinggeber fungierte, wird ebenfalls in das Verfahren eingebunden sein, um die Vermögenswerte bestmöglich zu verwerten.

Die Schließung des Castwerks in Frankenberg ist mehr als nur das Ende eines Unternehmens; sie steht symbolisch für die wirtschaftlichen Herausforderungen und die Unsicherheiten in einer sich wandelnden Marktlandschaft. Die Automobilindustrie und angrenzende Sektoren stehen unter Druck, effizienter und kostengünstiger zu produzieren, was kleinere, spezialisierte Unternehmen häufig in die Bredouille bringt. Die Gesundheit dieser Branche sowie die Entwicklung tragfähiger Geschäftsmodelle sind für viele Firmen von entscheidender Bedeutung, um künftige Insolvenzen zu vermeiden und Arbeitsplätze zu sichern.

Die Schließung von Castwerk ist nicht nur ein isolierter Vorfall, sondern spiegelt einen breiteren Trend innerhalb der deutschen Industrie wider. Insbesondere das Produktionsumfeld für leichte Metalle, wie Magnesium, steht vor Herausforderungen, die durch steigende Rohstoffpreise und einen zunehmenden Wettbewerbsdruck auf dem globalen Markt verstärkt werden. Die Automobilindustrie, der Hauptkunde des Unternehmens, ist in der Vergangenheit ebenfalls durch verschiedene Krisen – von der COVID-19-Pandemie bis hin zu Engpässen bei Zulieferern – stark betroffen worden.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und ihre Auswirkungen

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland haben sich in den letzten Jahren drastisch verändert. Hohe Energiekosten und inflationäre Tendenzen haben viele Unternehmen dazu gezwungen, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken. Laut dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) haben 2023 viele Unternehmen in Deutschland von einem Rückgang der Aufträge und einer zunehmenden Unsicherheit berichtet. Diese wirtschaftlichen Belastungen können einen direkten Einfluss auf die Fähigkeit von Firmen wie Castwerk haben, Investitionen zu tätigen und ihre Produktionskapazitäten aufrechtzuerhalten.

Die Zunahme von Unternehmen, die Insolvenz anmelden, wie im Fall von Castwerk, kann auch auf den Mangel an liquiden Mitteln zurückgeführt werden, die zur Deckung laufender Kosten erforderlich sind. Insbesondere für kleinere und mittelständische Unternehmen, die oft auf eine begrenzte Anzahl von großen Kunden angewiesen sind, kann dies existenzbedrohend sein.

Mitarbeiter und ihre Zukunft

Die Suche nach sozialverträglichen Lösungen für die rund 140 betroffenen Mitarbeiter ist ein wichtiger Aspekt in der aktuellen Situation. In Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit haben die Insolvenzverwalter Programme gestartet, um den Mitarbeitern helfen zu können, neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu finden. In ähnlichen Fällen in der Vergangenheit haben solche Bereinigungsmaßnahmen, wie zum Beispiel Jobbörsen oder Umschulungsprogramme, den betroffenen Personen immerhin eine gewisse Perspektive gegeben.

Die Gewerkschaften spielen ebenfalls eine wichtige Rolle in dieser Phase. Sie vertreten die Interessen der Arbeitnehmer und setzen sich für die Rechte der Beschäftigten ein, um den negativen Auswirkungen der Insolvenz entgegenzuwirken. Auch das Unterstützungssystem in Deutschland bietet einen gewissen Schutz für Arbeitnehmer in solchen Fällen, wobei spezifische Regelungen zur Abfindung und Arbeitslosengeld zur Anwendung kommen.

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